Feldafing:Spielwiese für junge Architekten

Feldafing: BV

Sehr engagiert im Rahmen der Bürgerwerkstatt zur Kaserne zeigte sich Janna Gold und Walter Föhr (2. v. re).

(Foto: Nila Thiel)

Die Feldafinger haben bereits gesagt, was sie sich auf dem Kasernenareal wünschen. Nun dürfen die Planer kreativ werden

Von Otto Fritscher, Feldafing

"Europan 13" - das klingt vielleicht nach einem Musikinstrument oder einer neuen Sorte Weißbrot. Doch dahinter verbirgt sich ein europaweiter Architekten-Wettbewerb, an dem Planer, die unter 40 Jahre alt sind, "neue, oft ungewohnte Ideen entwickeln", wie es in der Ausschreibung heißt. Man könnte den Wettbewerb demnach als "Spielwiese" für junge Architekten bezeichnen - er ist aber zugleich eine ernsthafte Chance für die Gemeinde Feldafing, Anregungen und Ideen für die Gestaltung des riesigen Kasernenareals zu bekommen, wenn die Bundeswehr die Fernmeldeschule räumt. Denn das Projekt "Kasernen-Konversion" ist als eines der Europan-Themen ausgewählt worden.

So ganz ins Blaue wollten der Gemeinderat und Bürgermeister Bernhard Sontheim die Architekten aber nicht planen lassen. Im Januar fand eine "Bürgerwerkstatt" statt, an der 105 zufällig ausgewählte Feldafinger Bürger im Alter von 14 bis 80 Jahren teilgenommen haben. Einen Tag lang diskutierten und arbeiteten sie im Siemens Global Leadership Center am Ort, der Prozess wurde von Professor Hilmar Sturm, einem ausgewiesenen Experten in Sachen Bürgerbeteiligung, moderiert. Er hat nun auch die Ergebnisse in einer Broschüre zusammengefasst, die in einer Bürgerinformation im Feldafinger Rathaus am Montagabend vorgestellt wurde. Das 20 Seiten starke Heft dient nun auch den Architekten als Wegweiser dafür, was die Feldafinger Bürger, die größtenteils nicht in einer Partei oder Gruppierung aktiv sind, eigentlich mit dem 31 Hektar großen Bundeswehrgelände anfangen möchten.

"Die Prioritäten sind sowohl bei der möglichen Nutzung als auch bei der Gestaltung ganz deutlich geworden", sagte Sturm in der Versammlung, zu der trotz der Hitze gut 60 Feldafinger gekommen waren. Am wichtigsten ist den Bürgern, dass der parkartige Charakter des Geländes erhalten bleibt. Bei der möglichen Nutzung steht eine "gesunde Mischung" an erster Stelle. Dies könnte eine Mixtur aus Forschungseinrichtungen, Hightech-Betrieben und kleinen Firmen sein, aber auch Wohnen, Gastronomie, Begegnungsstätten wie ein Jugendzentrum und Sporteinrichtungen sollen auf dem Gelände Platz finden. Wichtig ist laut Sturm auch, dass das dann zivile Areal "von allen Richtungen durchlässig gemacht" wird, damit es keine Enklave im Gemeindebereich bildet, wie momentan die Führungsunterstützungsschule der Bundeswehr.

Es bleiben viele offene Fragen: etwa die Nutzung der acht denkmalgeschützten Sturmblock-Häuser aus der Nazizeit; ebenso die Frage, ob wirklich alle acht Häuser weiterhin unter Denkmalschutz stehen sollten. Darüber will Ortsplaner Hartmut Schließer mit der Denkmalbehörde sprechen. Auch die Mensa, ein Bau aus den sechziger Jahren, steht unter Denkmalschutz. Alles Dinge, die bei Europan 13 berücksichtigt werden müssen.

Eine Ungewissheit bleibt bei allen planerischen Überlegungen dennoch : Ob das Gelände wirklich 2019 für eine zivile Nutzung frei wird. Denn der Termin, an dem die Bundeswehr vorgeblich ausziehen sollte, ist seit dem Jahr 2001 immer wieder verschoben worden.

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