Weltkulturerbe Roseninsel:Spannende Einblicke

Seit fünf Jahren zählt die Roseninsel im Starnberger See zum Unesco-Welterbe. Am kommenden Sonntag, am Welterbetag, können Besucher auf Entdeckungstour gehen. Am Bildschirm sind sie live dabei, wenn Unterwasserarchäologen abtauchen

Von Manuela Warkocz, Feldafing

Liegt der See windstill und glatt da wie ein Spiegel, dann lassen sich vor dem nordöstlichen Ende der Roseninsel im Wasser Reste einer Pfahlbausiedlung erahnen. Am kommenden Sonntag kann man mehr erfahren. Tauchgänge, Bootstouren, Informations- und Mitmachstationen bieten spannende Einblicke in die 6000 Jahre alte Geschichte der Roseninsel. Seit fünf Jahren zählt die Insel zum Unesco-Welterbe "Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen" mit insgesamt 111 Pfahlbau- und Feuchtbodensiedlungen in sechs Staaten. Die Roseninsel ist eine von drei Pfahlbau-Welterbestätten in Bayern. Am Welterbetag wollen die Bayerische Gesellschaft für Unterwasserarchäologie, die Bayerische Schlösserverwaltung und das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege die Unterwasserwelt der Roseninsel ins rechte Licht rücken. Die Entdeckungstouren von 12 bis 18 Uhr rund um die archäologischen Forschungen zu den prähistorischen Fundstellen sind für Erwachsene und Kinder geeignet. Die Veranstalter rechnen mit 500 bis 1000 Besucher.

Roseninsel-Gäste können regelrecht in die Unterwasserwelt eintauchen: Am Bildschirm sind sie live dabei, wenn Unterwasserarchäologen abtauchen. "Der Seegrund ist immer noch voller Holz, teilweise sichtbar", sagt Thomas Pflederer. Der Tauchgang dauert 30 Minuten und startet jeweils um 12, 14, 15.30 und 17 Uhr. Mit dem Tauch- und Grabungsequipment kann jeder auf Tuchfühlung gehen und lernen, wie Forschungstaucher arbeiten. Zu erfahren ist, wie man vor 2916 Jahren die Insel mit einem Einbaum besuchte, wie der gegenwärtige Forschungsstand ist und was der Besucher von heute beitragen kann, um die einzigartige Stätte zu erhalten. Bei geführten Bootstouren um 13 und 17 Uhr um die Insel entdecken Besucher die wichtigsten archäologischen Fundbereiche. Maximal 20 Passagiere können pro Fahrt mitfahren. Anmelden muss man sich dafür im Museum auf der Insel. Im "Youngsters Club" bekommen Kinder Scherben und anderes aus dem Jahrtausende alten Fundmaterial auf den Tisch.

Feldafing Roseninsel

Die Rosen gaben der Insel einst ihren Namen.

(Foto: Georgine Treybal)

Im Casino laden Archäologen zu 30-minütigen Vorträgen ein. Martin Mainberger spricht um 12 und 14 Uhr über "Dredges, Drohnen, Sedimentsonare: Unterwasserarchäologie im 21. Jahrhundert". Tobias Pflederer erläutert um 13 und 15 Uhr Details zur "Archäologie unter Wasser an der Roseninsel - Abtauchen in 6000 Jahre Geschichte". Wegen der Enge der Räume können zu den Vorträgen höchstens 30 Personen zugelassen werden. Auch hierzu ist eine vorherige Anmeldung im Museum nötig.

Die Roseninsel hieß ursprünglich "Wörth", was sich aus dem keltischen Namen für Insel ableiten lässt. Im 4. Jahrhundert vor Christus ließen sich erstmals Menschen auf der Insel nieder. Bei Bauarbeiten im 19. Jahrhundert stieß man auf Jagdwaffen aus Feuerstein, Tongefäße und weitere Zeugnisse aus verschiedenen Epochen. Die Roseninsel hat ihren Namen von den vielen Rosen. Sie umranken eine herrschaftliche Sommervilla von König Maximilian II. Das sogenannte Casino ist im Stil antiker Villen und italienischer Landhäuser gebaut. Die Idee des Rosenrondells stammt von dem Landschaftsgestalter Peter Joseph Lenné.

Weltkulturerbe Roseninsel: Am Sonntag geht es vor allem um die Pfahlbauten auf dem Seegrund.

Am Sonntag geht es vor allem um die Pfahlbauten auf dem Seegrund.

(Foto: Fotos: BGfU)

Berühmt machte die Insel Ludwig II. Der melancholische bayerische König und seine Cousine Kaiserin Elisabeth von Österreich, "Sisi" genannt, genossen die Intimität und Abgeschiedenheit der Roseninsel. Zur Roseninsel gelangt man mit der Fähre, die vom Rondell unterhalb des Feldafinger Golfplatzes ablegt. Die neuen Fährmänner Stefan Seerieder und Bernhard Zillner setzen von 10 bis 18 Uhr über.

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