Besonderer Musikgenuss:Reif für die Roseninsel

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Der Nachwuchs rockt: Linus Berthold (v. li.) am Schlagzeug,, Max Müller, Louis Berthold und Lea Berthold auf der Roseninsel. (Foto: franz xaver fuchs)

Erik Berthold und seine Kinderband Acoustic Allstars geben auf der Bühne vor dem Casino ein lauschiges Konzert mit Songs von Neil Young über Rainhard Fendrich bis Metallica

Von Otto Fritscher, Feldafing

Erik Berthold ist als Profimusiker bekanntlich ein Tausendsassa - doch auch auf seiner musikalischen Landkarte gibt es noch weiße Flecken. Und das gleich in doppeltem Sinne, wie sich auf der Roseninsel zeigte. Es war das erste Konzert des Profimusikers aus Oberpfaffenhofen, das er am Freitagabend auf der Roseninsel gab. Erst im dritten Anlauf hatte es wetterbedingt geklappt. Und mit Richard Wagner, der sich auf der Insel bekanntlich mit Ludwig II. getroffen hat, "kann ich nichts anfangen", bekannte Berthold. Dessen Kompositionen wären auch zu schwer gewesen für die Premiere des Konzerts auf diesem geschichtsträchtigen Eiland.

Keinen Rock'n Roll hatte sich die Schlösser- und Seenverwaltung, die auf der Insel das Sagen hat, von Berthold gewünscht, sondern ein ruhigeres Programm, das der romantischen Stimmung gerecht werden sollte - im Rosarium blühen immerhin die ersten der mehr als 100 Rosenarten.

Den Auftakt gaben aber die Acoustic Allstars, eine Nachwuchsband, was bei den Musikern im Alter von acht bis zwölf Jahren durchaus wörtlich zu nehmen ist. Drei Kinder von Erik Berthold, cool und lässig, aber auch eigenwillig, wie Kinder in dem Alter nun mal sind. So wollte die Tochter Lea an diesem Abend zunächst nicht mit ihren beiden Brüdern spielen - sie hatten sich gestritten; sie planschte lieber im See. Lieblingsband des Nachwuchses: die Toten Hosen, deren "Tage wie diese" zweimal intoniert wurden. Eindeutiger Favorit des Publikums: der blondgewuschelte Linus am Schlagzeug. Aber auch Louis spielt seit seinem vierten Jahr diverse Instrumente.

Dann wechselnde Formationen auf der Bühne, aber immer ein geschmeidiger, weicher Klang. Als Kontrast dazu das knödelnde Amerikanisch-Englisch von Berthold, das gut zu den Songs von Neil Young, John Denver und den Eagles passt. Passagen aus dem Buena Vista Social Club, dann die "Dirty Old Town" von den Dubliners, was Berthold zu der Frage führte: "Ist damit Gauting gemeint?" Nur kurzes Atemholen, dann "Nothing else matters" von Metallica. Für Feuerzeuge war es noch zu hell. Sein erstes Repertoire habe er noch "auf eine Camel-Schachtel" gekritzelt, sagte Berthold. Inzwischen würden wohl mehrere Stangen Zigaretten nicht mehr reichen.

Die Zuhörer, gut 120 an der Zahl, lauschten zweieinhalb Stunden dem launigen Geschehen auf der improvisierten Bühne vor dem Casino; aber es war nur ein einziges Stück, das die Menschen dazu brachte, von den Bierbänken und Decken auf der Wiese aufzustehen: ein Sirtaki. Das letzte Set dann deutsche, besser gesagt, österreichische Balladen. Mit "Weus'd a Herz hast wia a Bergwerk" von Rainhard Fendrich entließ Berthold das Publikum in die laue Sommernacht, hin zu Fährmann Norbert Pohlus, der die Menschen sanft schaukelnd über den See wieder aufs sichere Ufer brachte. "Magic", sagte Berthold . Eine Wiederholung des Konzerts auf dem Eiland ist für nächstes Jahr geplant. Obwohl der Aufwand enorm ist. Alles mussten die insgesamt sechs Musiker selbst auf einem Boot auf die Insel bringen: Instrumente, Verstärkeranlage, Bierbänke, Bier und Dauerbrezen. Für einen ordentlichen Imbiss fehlen auf der Insel die Kühlmöglichkeiten.

© SZ vom 09.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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