Feldafing:Investor mit Ausdauer

Andreas und Sylvia Bienert stellen ihr Projekt vor; Andreas und Sylvia Bienert planen:

Wo noch vor kurzem Flüchtlinge wohnten, entstehen nun flexible Büros. "Fabrik Lofts" nennen Andreas und Sylvia Bienert ihr Projekt auf dem Areal an der Feldafinger Koempelstraße.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

2013 kauft Immobilienentwickler Andreas Bienert die ehemalige Diamantschleiferei an der Koempelstraße in Feldafing. Zunächst sind Wohnungen geplant, dann Reihenhäuser. Zwischendurch leben Flüchtlinge dort, jetzt sollen Fabrik Lofts entstehen

Von Otto Fritscher, Feldafing

Lange Jahre war hier eine Fabrikhalle, in der Diamantschleifscheiben hergestellt wurden; dann diente das Gebäude seit Herbst 2015 rund 15 Monate als Unterkunft für 110 Flüchtlinge. Jetzt steht die Halle an der Koempelstraße leer - bis auf einen weißen Tisch, auf dem Sylvia Bienert eine Vase mit frischen Tulpen sowie ein Tablett mit frischem Kaffee und Keksen platziert hat. Um den Tisch herum stehen ein paar stylishe Stühle. "Genau hier werden die Fabrik Lofts sein", sagt ihr Mann Andreas Bienert.

Fabrik Lofts - das ist der Name des Projekts für das 3300 Quadratmeter große Anwesen der ehemaligen Diamantschleiferei Müller, das der Feldafinger Immobilienentwickler Bienert 2013 gekauft hat. Vier Anläufe hat er bislang unternommen, um das Grundstück zu verwerten, wie man in der Branche sagt. Alle sind bislang gescheitert, an der hartleibigen Haltung des Feldafinger Gemeinderats, wie zumindest Bienert befindet. Nun also der jüngste Versuch: Im Erdgeschoss sollen vier offene Büros mit flexibler Größe entstehen, die vor allem für Startups, für junge, kreative Unternehmen also, geeignet sind. Es gibt eine gemeinsam genutzte Küche, einen Besprechungsraum und die Infrastruktur mit W-LAN. Bereits zur Jahresmitte soll alles fertig sein, momentan erfüllt Baulärm den Komplex, Handwerker wieseln herum. "Vier Tonnen Elektrokabel haben wir beim Rückbau allein aus dem Erdgeschoss geholt", sagt Andreas Bienert.

Dessen Firma Pronesta wird ebenfalls in den Komplex an der Koempelstraße einziehen, bislang waren die Büros für die insgesamt vier Mitarbeiter im alten Rathaus der Gemeinde untergebracht, drei Jahre lang. Doch eine "krasse Mieterhöhung", wie Bienert sagt, wollte er nicht mitmachen, die Gemeinde kündigte, er zieht nun in sein eigenes Anwesen. Dazu kommen auf rund 2200 Quadratmetern Geschossfläche noch drei Wohnungen, die im Bestand - und damit genehmigt - sind.

Im Obergeschoss will Bienert nun 15 kleine Appartements einrichten, "für junge Menschen und Normalverdiener", wie er sagt, die Miete soll etwa 500 Euro betragen. Doch für die Umwandlung von bisheriger Gewerbenutzung in Wohnraum braucht er die Zustimmung der Gemeinde. Und dort hängt seiner Meinung nach die Sache. "Es ist de facto nichts passiert, obwohl der Gemeinderat im Dezember 2015 die Auslegung des Bebauungsplans beschlossen hat", sagt Bienert. Stattdessen hatte die Gemeinde eine Veränderungssperre für das Gebiet erlassen, die nun ausgelaufen sei, sagt Bienert. Die Gemeinde kenne seine neueste Variante mit den Fabrik Lofts und sei nun am Zuge. Durch die Planungsverzögerung sei der Gemeinde ein Gewerbesteuerausfall plus zuzüglich Kosten von etwa 400 000 Euro entstanden, hat Bienert ausgerechnet. Den Verlust für seine eigene Firma beziffert er auf 420 000 Euro, aufgelaufen durch Finanzierungs- und Planungskosten.

Bienert hat in der Tat immer wieder umgeplant. Der erste Entwurf sah 13 Wohneinheiten durch einen Um- und Neubau auf dem Areal vor. Im Gemeinderat wurde die Auslegung des Bebauungsplans seinerzeit beschlossen, aber vom inzwischen neu gewählten Gremium ein Jahr später gekippt. Im Juli 2014 - zweiter Versuch - reichte Bienert Pläne für zwölf neue Reihenhäuser ein, was vielen Gemeinderäten als zu massiv erschien. Der Vorbescheid wurde abgelehnt und die Veränderungssperre erlassen. Gut ein Jahr später wurde die ehemalige Fabrikhalle vom Landratsamt als Unterkunft für Asylbewerber angemietet und entsprechend umgebaut: eine Gemeinschaftsküche kam hinzu, kleine Schlaf- und Aufenthaltsräume und vor allem sanitäre Anlagen. "Das müssen wir alles rückbauen", sagt Bienert.

Nun also die Fabrik Lofts. In der Tat gab es vor einigen Monaten eine Veranstaltung im Bürgersaal, in der Wirtschaftsförderer Christoph Winkelkötter eindringlich für Co-Working und Open-Space-Büros geworben hatte. Büros also, die klein, günstig und flexibel sind - genau so, wie Bienert es nun geplant hat. "Dazu hätten wir jetzt sogar günstige Appartements, dass man hier nicht nur arbeiten, sondern auch wohnen kann", schwärmt er. In der großen Garage ist nicht nur Platz für sechs Autos, sondern auch für fast ein Dutzend E-Bikes, die entsprechenden Ladesäulen hat Bienert gleich mit eingeplant.

Muss nur noch der Gemeinderat mitziehen und die Appartements genehmigen. "Ich habe meine Firma 2009 gegründet, es ist unser langwierigstes Projekt. Aber irgendwann", sagt Bienert, "muss es ja weitergehen."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: