Vor dem Bürgerentscheid in Feldafing:Heiße Gespräche

Feldafing: Artemed Tag d. o.Tür

Erläuterungen (v. li.): Bürgermeister Bernhard Sontheim, Michael Romanowski, Tobias Weber, Gerda und Thomas Häring, Simon Machnik.

(Foto: Thiel)

Am Tag des offenen Tors können sich die Feldafinger über die Pläne der Artemed-Klinik auf dem Gelände der Bundeswehr informieren. Viele Bürger kommen trotz der Hitze

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Feldafing

Flirrend steht die Hitze über den Betonflächen auf dem Bundeswehrgelände in Feldafing. Die lang gezogenen Baracken stehen leer und wirken heruntergekommen. Es ist trostlos hier. Dennoch hat sich eine Gruppe von Feldafinger Bürgern eingefunden, um sich am Tag des offenen Tors über die Neubaupläne der Artemed-Klinik zu informieren.

Vor einem einsamen Würstchenstand stehen ein paar Leute, die meisten jedoch führen rege Debatten an den beiden Informationsständen. Es sind die wirklich interessierten Bürger, die hierher kommen. Denn den Zugang zu dem rund fünf Hektar großen Gelände, das die Artemed-Gruppe der Bundeswehr abgekauft hat, muss man erst einmal finden. Und dann muss man noch in der Hitze einen unwegsamen Fußmarsch über die Brache in Kauf nehmen, um zu den Informationsständen zu gelangen. Es herrscht ein reges Kommen und Gehen. Schon einmal hatte eine Informationsveranstaltung auf dem Gelände stattgefunden. Damals sind rund 100 Feldfinger gekommen, heute sind es noch mal so viele. Die Besucher wollen sich neutral informieren, um bei dem Bürgerentscheid am kommenden Wochenende eine möglichst sachliche Entscheidung fällen zu können. Sie müssen darüber abstimmen, ob die Klinikplanungen zeitnah vorangetrieben werden oder ob erst eine Gesamtplanung für das knapp 37 Hektar große Bundeswehrareal in Angriff genommen werden soll. Letzteres würde den Klinikneubau um mindestens fünf Jahre verzögern und damit ganz verhindern. Das glaubt jedenfalls der Geschäftsführer des Benedictus-Krankenhauses in Feldafing, Simon Machnik. Schließlich müsste die Bundeswehr erst einmal ausziehen, um überhaupt ein Gesamtkonzept entwickeln zu können. Und laut Machnik ist es für die Klinikleitung "keine Option", zu warten, bis die Entwicklung des Areals abgeschlossen ist. Denn schon jetzt sei die Klinik mit den Planungen in Verzug. Seit 2011 werde verhandelt und man sei davon ausgegangen, 2016 fertig zu sein. Das Argument der Initiatoren des Begehrens, "Klinik ja, aber kleiner" hält er ohnehin für vorgeschoben. Denn über die Größe werde gar nicht abgestimmt. Dabei zeigt er über die riesige Betonwüste und erklärt, dass ein großer Teil davon Grünfläche werden soll. Das Klinikgebäude verschwinde "relativ im Wald" und sei rund zehn Meter niedriger als der Schornstein, der jetzt dort steht. Und wo jetzt heruntergekommene Baracken stünden, seien die Wohngebäude geplant. Machnik spricht natürlich von einer Verträglichkeit der Planungen sowie von einer "hohen Wertigkeit der Architektur", während er mit den Besuchern über das Areal wandert. Im Ort und vom Westufer aus sehe man "definitiv nichts", betont er immer wieder. Bürgermeister Bernhard Sontheim steht am Infostand und erklärt anhand des Klinik- Modells, wo die Zufahrt geplant ist und die Parkplätze. Viele Besucher erkundigen sich nach den Konsequenzen, falls die Feldafinger für ein Gesamtkonzept votieren. Sontheim hat festgestellt, dass die Feldafinger wenig Verständnis dafür aufbringen, sollte die Klinik abgeschmettert werden. Eine Prognose zum Ausgang des Entscheids indes will er ebenso wenig abgeben, wie die FDP-Gemeinderätin Sigrid Friedl-Lausenmeyer.

Karin Bergfeld (Frauenliste) ärgert sich über die Form der Auseinandersetzung. Die Bevölkerung sei heute ebenso gespalten wie damals, als die Bürger über das Buchheim-Museum entscheiden sollten, erinnert sie sich. Und mit Blick darauf, mit welchem Elan die Feldafinger schon 2007 erste Konzepte für das Bundeswehrareal entwickelt hatten, hält sie von einer Gesamtplanung zum momentanen Zeitpunkt nichts. Damals seien die Planungen gescheitert, als die Bundeswehr ihren Umzugstermin verschoben habe. Das könne wieder geschehen. Bergfeld hält es keinesfalls für sicher, dass die Bundeswehr das Gelände 2019 tatsächlich räume.

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