900 Jahre Feldafing:Die "Perle am See" feiert Jubiläum

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Den fliegenden Ludwig hat Gemeinderat Günther Hansel gemalt. (Foto: oh)

Nach monatelanger Vorbereitung startet Feldafing am 16./17. Juli ins erste Festwochenende zur 900-Jahr-Feier. Das Organisationsteam rechnet mit bis zu 3000 Besuchern, am 23. Juli folgt die "Nacht der 900 Kerzen"

Von Otto Fritscher, Feldafing

Ein König Ludwig II., der unter wallendem Gewand Strapse trägt und in vier Metern Höhe zwischen zwei Bäumen schwebt, eine eigene Währung namens "Feld-a-finger", Festbesucher, die sich dann als Pappkameraden outen: Ein bisschen "magic" soll es schon sein, wenn Feldafing am Festwochenende, 16. und 17. Juli, seine 900-Jahr-Feier begeht. Schließlich ist man kein gewöhnliches Dorf, sondern die "Perle am See".

Damit die Festivität wirklich etwas Außergewöhnliches wird, hat sich bereits vor knapp zwei Jahren ein Festausschuss gebildet, der die Feier vorbereiten und koordinieren soll. Herbert Lang, Franz Schrödl und die Gemeindeangestellte Katharina Goltz gehören zum harten Kern. "Es war viel mehr Arbeit, als wir anfangs geglaubt haben", sagt Herbert Lang, und listet auf: "29 Sitzungen, 680 Mails, viele Nächte am PC und ein Datenvolumen von 6,4 Gigabyte allein auf meinem Rechner." Und unzählige Ideen, die durchdacht und teilweise auch wieder verworfen wurden.

Herausgekommen ist in der Tat ein umfangreiches Programm. Höhepunkte sind ein Historischer Markt, bei dem Handwerker ihre Fähigkeiten live demonstrieren, und am Sonntagvormittag dann der große Festzug mit 350 Teilnehmern. Um diese zu verköstigen, hat Herbert Lang eine eigene Währung ersonnen, die allerdings nur aus Papiergeld - sprich: Bons - besteht, auf denen eine Hand mit lediglich vier Fingern zu sehen ist. "Feld-a-finger". Was auf Bairisch so ausgesprochen wird: "Foid-a-finger" - "Es fehlt ein Finger". Für einen Bon gibt es eine Brotzeit im Biergarten des Hotels "Kaiserin Elisabeth". Und es gibt zahlreiche Musikdarbietungen: Am Freitag, 15. Juli, ein Jazzkonzert auf der Roseninsel, das schon nach zwei Tagen ausverkauft war, am Samstagmittag die Pöckinger Blasmusik und am Abend "Aschering Blues."

Nicht nur die Gagen, vor allem die erhöhten Anforderungen an die Sicherheit haben den Festausschuss viel Arbeit und auch viel Geld gekostet. Denn weil die S-Bahn direkt hinter dem Rathaus verkehrt, besteht die Sorge, dass Betrunkene auf die Gleise laufen könnten. Deshalb wird der Bahnsteig mit Gittern abgesperrt, für Reisende wird es nur einen Durchlass geben. Für Ordnung sorgt eine größere Anzahl von Security-Mitarbeitern als anfangs geplant. Das treibt natürlich auch die Kosten in die Höhe.

25 000 Euro hat die Gemeinde für die Festivitäten bewilligt. "Das reicht natürlich hinten und vorne nicht", sagt Herbert Lang. So hat sich eigens ein "Verein zur Unterstützung der 900-Jahr-Feier gegründet", der unter Führung von Petra Hemmelrath Geld bei Firmen und Privatleuten eingesammelt hat, die dann teilweise als Sponsoren auftreten - aber ganz charmant und dezent als Besucher-Figuren aus Sperrholz, die den Festzug säumen werden. Mit dem Engagement der Gemeinde scheint der Festausschuss nicht gänzlich zufrieden zu sein. So ist Katharina Goltz, die im Einwohnermeldeamt arbeitet, nur zwei halbe Tage für die Vorbereitung des Jubiläums freigestellt. "Viel zu wenig", sagt Herbert Lang angesichts der vielen durchgearbeiteten Nächte. Und der Bürgermeister? "Der ist erst aus dem Toskana-Urlaub zurückgekommen", sagt Lang und lacht. Und fügt ein Lob für die Gemeinde an: "Ohne die super Hilfe vom Bauhof wären wir aufgeschmissen."

Allerdings hätten sich die drei Chef-Organisatoren mehr Mithilfe aus dem örtlichen Vereinsleben gewünscht. Als positive Beispiele nennt Schrödl Feuerwehr und First Responder. Aber "gerade die, die sonst immer sehr lautstark auftreten, allerdings nur für ihre eigenen Interessen, von denen haben wir nichts gehört und gesehen", fügt Schrödl hinzu. Was wohl als Seitenhieb auf Pro Feldafing zu verstehen ist.

Nur eines wurmt die Fest-Vorbereiter noch: Dass möglicherweise an der alten Post direkt neben der Festwiese immer noch das Transparent an der Fassade hängt, auf dem steht: "Die alte Post macht Platz für Neues". So wünscht es zumindest der Immobilienmakler des Objekts, aber der Gemeinderat hat nicht mitgespielt und eine Veränderungssperre erlassen. Ob die Transparente nun hängen bleiben oder abgenommen werden: Das Organisationskomitee rechnet mit bis zu 3000 Besuchern am Jubiläums-Wochenende. Eine Woche später geht es weiter mit der "Nacht der 900 Kerzen" am Samstag, 23. Juli. Dann werden auch die sechs Festfiguren versteigert. "Das Mindestgebot für den fliegenden Ludwig und die anderen sind 300 Euro, aber eigentlich wollen wir 900 Euro", sagt Auktionator Schrödl. Neben Ludwig werden auch handgemalte Figuren von Sisi, Max II. und Lola Montez angeboten.

Wann ist für die Organisatoren selbst die 900-Jahr-Feier ein gelungenes Fest? "Wenn es dazu beiträgt, die Gemeinschaft und den Gemeinsinn im Ort wieder zu stärken", sagt Katharina Goltz.

© SZ vom 06.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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