Feldafing:Der verhinderte König

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Lola Montez als die Fischerin von Feldafing - mit Erdbeeren aus dem Gemeindewappen. Das hat sich der Feldafinger Künstler Mario Sprinz ausgedacht. (Foto: oh)

Feldafing feiert heuer sein 900-jähriges Bestehen mit einem umfangreichen Festprogramm. Höhepunkt ist ein Wochenende mit einem historischen Markt Mitte Juli. Nur der Kini muss züchtig bleiben

Von Otto Fritscher, Feldafing

Das wäre dann doch etwas zu frivol, befand Herbert Lang: Ludwig II., statt in standesgemäßes königliches Tuch gewandet, in einem rosa Tüllröckchen, mit Strapsen und High Heels. So kam es, dass die 1,60 Meter große Figur des Märchenkönigs, die eigentlich die Straße beim Festzug anlässlich der 900-Jahr-Feier der Gemeinde Feldafing im Juli säumen sollte, wieder in der Versenkung verschwand. Nun hat Lang, der federführend zum Festausschuss gehört, den Malermeister Günther Hansel beauftragt, eine etwas weniger scharfe Variante der Königsfigur zu malen. Diese wird dann mit anderen Figuren am Bahnhofsplatz zum Festwochenende am 16. und 17. Juli aufgestellt. Die Figuren sind aus wetterbeständigen Holzplatten ausgesägt und gut eineinhalb Meter groß, sie müssen nicht unbedingt etwas mit der Feldafinger Geschichte zu tun haben, werden aber von Feldafinger Künstler gemalt. Mario Sprinz beispielsweise hat die spanische Tänzerin Lola Montez verewigt, die Ludwig I. den Kopf verdrehte. Der Feldafinger verwandelte sie in eine Fischerin, sie hat einen Haufe Fische an ihrer Seite statt eines Löwen. Und dazu an delikaten Stellen Erdbeeren aus dem Gemeindewappen.

Man sieht schon: Dröge und altbacken sollen die Feierlichkeiten auf keinen Fall werden. "Wir wollen auch die Jungen ansprechen und begeistern", sagt Katharine Goltz, die im Rathaus die Festivitätsaktivitäten mit dem Festausschuss sich ausgedacht und koordiniert hat. Kleines Beispiel gefällig? An Feldafinger Gebäuden werden sogenannte QR-Codes angebracht: kleine, digitale Bildchen aus Linien und Punkten, die man mit dem Handy abfotografiert, an eine entsprechende App übergibt - und wie von Zauberhand öffnet sich der Browser mit Informationen über das jeweilige Gebäude.

Natürlich gibt es im Festprogramm, das von der Internet-Seite der Gemeinde (www.Feldafing.de) als pdf-Dokument heruntergeladen werden kann, auch konventionellere Programmpunkte. Zum Beispiel an dem Juli-Wochenende, das als Höhepunkt der Feiern, die sich das ganze Jahr über hinziehen, betrachtet wird. Am Freitag, 15. Juli, findet auf der Roseninsel ein Jazzkonzert mit Nils Landgren, Ulf Wakenius und Lars Danielsson statt, "das Beste vom Feinsten", wie Bürgermeister Bernhard Sontheim, selbst bekennender Jazz-Enthusiast, sagt. Weiter geht es dann um 21.30 Uhr vor dem Rathaus mit "The Beat goes on". Am Samstag, 16. Juli, eröffnet rund um das Rathaus ein historischer Markt, auf dem althergebrachte Handwerkstechniken vorgestellt werden. Am Nachmittag gibt es um 13.30 Uhr eine Greifvogelschau. Am Sonntag tritt die historische Tanzgruppe Amici Saltantes auf, dazu will eine Märchenerzählerin an beiden Tagen die Kinder in ihren Bann ziehen. Danach können die Kleinen sich selbst märchenhafte Kostüme schneidern.

Ein weiterer Höhepunkt ist die Nacht der 900 Kerzen, bei der Feldafing am Samstag, 23. Juli, (bei schlechtem Wetter eine Woche später) zum Leuchten gebracht werden soll - an einer 100 Meter langen Tafel vom Rathaus zur alten Post. Am Sonntag, 25. September, bewegt sich von 19 Uhr an ein Fackel- und Trommlerzug samt Alphornbläsern zum Kalvarienberg. Am Samstag, 8. Oktober, richtet dann der TSV-Feldafing den beliebten Landkreis-Lauf aus, an dem bis zu 2000 Läufer teilnehmen. Am Samstag, 12. November, findet in der Hl.-Kreuz-Kirche in Festkonzert mit Meisterwerken geistlicher Musik aus neun Jahrhunderten statt. Es wirken Solisten, ein Kammerorchester und der Chor der Hl.-Kreuz-Kirche mit. Und am Mittwoch, 16. November, 17 Uhr, gibt es einen militärischen Appel der Fernmeldeschule der Bundeswehr, die vor 60 Jahren gegründet worden ist. Es spielt das Heeresmusikkorps Ulm. Eine Wintersonnwendfeier beim Hotel Elisabeth beschließt am Mittwoch, 21. Dezember, das Jubiläumsjahr.

Der Ortsname Feldafing wird erstmals im Jahr 1116 erwähnt, in einer Schenkungsurkunde an das Kloster Benediktbeuern. Darin wird ein gewisser Ruodolfus von Veldovingen als Ministeriale des Grafen von Andechs erwähnt. Allerdings war der Flecken oberhalb des Sees schon viel früher besiedelt, wie Funde aus der Jungsteinzeit (etwa 5000 vor Christus) belegen. Im 13. Jahrhundert sei Feldafing "zum größten Fischerort am Starnberger See" aufgestiegen, heißt es in der Festchronik, die unter anderem im Rathaus ausliegt. Die Fischerei habe dann die Geschichte Feldafings bestimmt, bis 1864 die Eisenbahnlinie und der Bahnhof, das heutige Rathaus, eingeweiht wurden. Das Fischer- und Bauerndorf entwickelt sich zu einer "touristisch geprägten Ortschaft", so die Festschrift.

© SZ vom 27.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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