Ausstellung in Feldafing:Alt und neu

Eine Ausstellung zeigt, dass es in Feldafing durchaus noch qualitativ hochwertige Architektur gibt. Aber manche Ensembles wie die Villa Carl sind nach Ansicht von Kreisheimatpfleger Gerhard Schober in Gefahr

Von Otto Fritscher, Feldafing

"Ich weiß gar nicht, wie viele Kilometer ich gelaufen bin", sagt Claudia Sack, "aber jetzt kenne ich wirklich jede Straße und jeden Winkel von Feldafing." Es war nicht die Lust am Spazierengehen, die Claudia Sack hinausgetrieben hat, ungefähr zwei Monate lang, im Frühjahr 2015. Offenen Auges und mit einer Kamera hat sie kleine und große Häuser, Landsitze und herrschaftliche Villen begutachtet - immer im Hinblick auf deren architektonische Qualität und Originalität. Zwei Gesichtspunkte, die wesentlich für ein ansehnliches Ortsbild sind. Eine Vorauswahl von 60, 70 Gebäuden war es dann, über die eine fachkundige Jury urteilte. Übrig geblieben sind 48 Anwesen und neun Gärten, die zu der Ausstellung "Alte und neue Architektur am Starnberger See - Feldafing" zusammengefügt worden sind.

Großes Gedränge herrschte am Mittwochabend im Bürgersaal des Rathauses bei der Eröffnung der Ausstellung, die ein Beitrag des Kunst- und Museumsvereins (KMV) Starnberger See zur 900-Jahr-Feier der Gemeinde Feldafing ist. Bürgermeister Bernhard Sontheim begrüßte Bernrieds Altbürgermeister Walter Eberl, "der uns das Buchheim-Museum weggenommen hat", und Petra Hemmelrath, die Vorsitzende des Vereins, der in diesem Jahr sein 25-jähriges Bestehen feiert. Es sei das größte Projekte in der Geschichte des Vereins gewesen, sagte sie, um das sich neben Claudia Sack vor allem Gemeinderätin und KMV-Mitglied Karin Bergfeld gekümmert hat sowie Mechthild Friedrich-Schoenberger, die Vorsitzende des Wessobrunner Kreises. Das ist ein Zusammenschluss engagierter Architekten, die sich um die Qualität der heimischen Architektur sorgen und kümmern. Vor fast genau drei Jahren hat der Kreis die erste Architektur-Ausstellung in Münsing auf der anderen Seite des Starnberger Sees organisiert und dann noch die zweite Architektur-Schau in Murnau. Sontheim lobte den Aufwand der Organisatoren: "In Feldafing gibt es schätzungsweise 1500 Häuser, da kann man die 48 besten nicht zwischen Tagesschau und Wetterkarte heraussuchen."

Feldafing: RH Architektur Ausstellung

Dichtes Gedränge herrschte im Feldafinger Bürgersaal bei der Eröffnung der Architektur-Ausstellung.

(Foto: Nila Thiel)

Zu den bekanntesten gehören die Villa Waldberta, die Villa Pemsel, die renoviert und mit einem Preis ausgezeichnet wurde, die Villa Maffei, aber auch das Ensemble der Villa Carl. Hier konnte sich Kreisheimatpfleger Gerhard Schober in seinem Grußwort nicht zurückhalten. Er kritisierte den Feldafinger Gemeinderat hart, der auf einem Teil des riesigen Grundstücks ein Baurecht ausgewiesen hat. "Dass ein Bebauungsplan auf den Weg gebracht worden ist, das sollte der Gemeinderat nochmals überdenken", forderte Schober.

Auch Sontheim hatte vorher indirekt Kritik an Immobilienbesitzern geäußert, er sprach von einem Gebäude, "das die Gemeinde gerne erhalten würde, dem aber private Interessen entgegenstehen". Gemeint war wohl die alte Post. "Wir sehen aber auch Häuser, die unglaublich liebevoll restauriert worden sind", sagte er. Von den ausgewählten Anwesen sind Fotos, Grundrisse und Beschreibungen zu sehen, die meistens die Architekten angefertigt haben. Wo dies nicht möglich war, sprang der KMV ein.

Die Maffei-Villa in Feldafing

Imposantes Gebäude: Die Maffei-Villa wurde 1901 für den Industriellen Hugo von Maffei erbaut. Sie steht unter Denkmalschutz und ist in Privatbesitz.

(Foto: Nila Thiel)

Die Schautafeln stehen eng an eng im Bürgersaal; wer sich informieren will, braucht schon ein Weilchen. Die Ausstellung endet am 30. Juni. Es gibt aber auch die Möglichkeit, ein kleines Buch über die Architektur-Schau zu erwerben. "Auch das Korrekturlesen hat mir großen Spaß gemacht", sagt Claudia Sack. Sie hat in der Vorbereitung der Schau rund 1000 E-Mails geschrieben. Das hat zumindest ihre Füße nicht so strapaziert.

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