Erling:Naturdenkmal verwüstet

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Polizei und Landratsamt suchen nach rücksichtslosen Umweltsündern, die wiederholt mit geländegängigen Quads über den Bäckerbichl gefahren sind und tiefe Spuren im streng geschützten Biotop hinterlassen haben

Von Armin Greune, Erling

Der Bäckerbichl, eines der bedeutendsten natürlichen Kleinode im Fünfseenland, ist von rücksichtslosen Umweltsündern verwüstet worden. Wie das Landratsamt vermeldet, sind wiederholt Unbekannte mit geländegängigen Fahrzeugen über das streng geschützte Biotop östlich von Erling gerollt und haben tiefe Spuren hinterlassen. Vermutlich waren sie zuletzt am vorvergangenen Wochenende unterwegs, einer Zeugin zufolge mit einem Quad. Das Befahren eines flächigen Naturdenkmals wird als Ordnungswidrigkeit verfolgt und kann mit einem Bußgeld bis zu 5000 Euro geahndet werden. Die Untere Naturschutzbehörde am Starnberger Landratsamt hat nun die Polizei verständigt, die Behörden bitten die Bevölkerung um Hinweise auf die Täter. Sie werden unter den Rufnummern 08151/148-503 (Landratsamt) oder 08152/93020 (Polizeiinspektion Herrsching) entgegen genommen.

Der Bäckerbichl ist eine 80 mal 100 Meter ausgedehnte und etwa 25 Meter hohe Erhebung, die von den Gletschern am Ende der Würm-Kaltzeit zurückgelassen wurde. Als sogenannter Drumlin oder Tumulus entstand die Kuppe aus Geröll und Sedimenten, die beim Rückzug des Eises zusammengespült wurde. Aus dieser Entwicklungsgeschichte erklärt sich, warum der Boden relativ nährstoffarm ist und dort eine Vegetation erhalten blieb, deren Vertreter sonst nur noch in den Alpen vorkommen. Weil der Hügel zudem nur mühsam zu bearbeiten wäre, blieb er jahrhundertelang von einer landwirtschaftlichen Nutzung verschont.

Im Frühjahr blühen auf dem Bäckerbichl ganze Teppiche an Leberblümchen. Vor allem aber sind es seltene und streng geschützte Pflanzen wie Küchenschelle, Knabenkraut, Stängelloser Enzian und Schusternagel, die den ökologischen Wert des Trockenrasens ausmachen; später im Jahr kommen Gelber Enzian, Waldvögelein, Ragwurze und Silberdistel dazu. Entsprechend reichhaltig ist die Fauna an Schmetterlingen und anderen Insekten. Deshalb wurde der Drumlin bereits 1979 als 0,55 Hektar großes Naturdenkmal ausgewiesen, 1982 kamen drei weitere bewaldete Gebiete in der Nähe mit insgesamt 1,7 Hektar Fläche dazu. Außerdem liegt der Bäckerbichl, der sich bis zu 726 Meter über den Meeresspiegel erhebt, im Landschaftsschutzgebiet und ist mittlerweile auch als Flora-Fauna-Habitat unter Schutz gestellt. Weiter ist der Drumlin im Geotopkataster des Landesamts für Umwelt erfasst.

Obwohl der Landkreis Starnberg den Bäckerbichl um die Jahrtausendwende aus privater Hand erworben hat, ist er in jüngster Zeit offenbar ein wenig vernachlässigt worden. Man habe sich vor allem um die Pflege des zwei Kilometer südlich gelegenen Mesnerbichl gekümmert, der als Naturschutzgebiet ausgewiesen ist, sagt Gertrud Ley, die für den Bund Naturschutz die Ortsgruppe Andechs leitet. Lange Jahre hat der Erlinger Eduard Binder ein Auge auf den Bäckerbichl gehabt, der inzwischen 73-Jährige war bis zur seiner Pensionierung bei der Unteren Naturschutzbehörde beschäftigt und hatte unter anderem das Zusammenrechen nach der Mahd in mühsamer Handarbeit erledigt.

© SZ vom 22.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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