Erbschaft:Das Zehn-Millionen-Geschenk

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Im Mai wird die neue Tagespflege auf dem Quint-Anwesen eröffnet. (Foto: Arlet Ulfers)

Theresia Petsch vermacht der Ambulanten Krankenpflege in Tutzing ihr stattliches Vermögen sowie ein 3000 Quadratmeter großes Grundstück. Das Ganze fließt in eine Stiftung.

Von Sylvia Böhm-Haimerl und Manuela Warkocz, Tutzing

Aus Dankbarkeit für die gute Pflege bis zu ihrem Lebensende hat die Tutzingerin Theresia Petsch der Ambulanten Krankenpflege am Ort ein großes Vermögen hinterlassen. Zehn Millionen Euro Barvermögen und Wertpapiere sowie ein 3000 Quadratmeter großes Grundstück vermachte die 99-Jährige dem sozialen Verein, der damit zum ersten Mal seit seiner Gründung vor mehr als 90 Jahren als Alleinerbe eingesetzt ist. Das Millionen-Erbe soll in Form einer Stiftung Gutes bewirken. Damit befindet sich Theresia Petsch posthum in bester Gesellschaft. 63 Stiftungen listet die Regierung von Oberbayern für den Landkreis und die Stadt Starnberg auf. Darunter sind so namhafte wie die Peter Maffay Stiftung und Buchheim-Stiftung. Sie verfolgen ganz unterschiedliche Zwecke - von der Jugendhilfe bis zum Freikauf von Tanzbären in Osteuropa.

Theresia Petsch, die vergangenen Mai verstorben war, hatte verfügt, mit dem Vermögen alte Menschen in ihrer Gemeinde Tutzing zu unterstützen. Der Nachlass der reichen Witwe soll nun ein neues Projekt für Betreutes Wohnen finanzieren. Dafür wird eine Stiftung gegründet, die nach Theresia Petsch benannt wird. Die Frau, die sehr bescheiden und zurück gezogen gelebt haben soll, war seit den 1960er Jahren in Tutzing zu Hause. Die Ehe mit ihrem Mann, der bereits in den 1980er Jahren verstorben ist, blieb kinderlos. Deshalb setzte die Tutzingerin den Ambulanten Krankenpflege Verein als Alleinerben ein. Mitarbeiter hatten sie in den vergangenen Jahren bis zuletzt in ihrem Haus gepflegt.

Auf ihrer Versammlung am Samstag ebneten die Mitglieder den Weg für die Stiftungsgründung. Im Vorfeld hatte sie bereits das Finanzamt abgesegnet. In einem zweiten Beschluss befürworteten die Mitglieder zudem, dass der Vorstand ein geeignetes Grundstück sucht und darauf eine Anlage für Betreutes Wohnen errichtet, die auch für sozial schwächere Bürger erschwinglich sein soll. "Die Tutzinger können sich freuen, dass es Theresia Petsch gegeben hat", betonte der Geschäftsführer der Ambulanten Krankenpflege, Armin Heil, gegenüber der Presse.

Der Verein betreibt bereits eine Betreute Wohnanlage in der Bräuhausstraße. Sie läuft so erfolgreich, dass sie seit der Errichtung vor zehn Jahren komplett belegt ist. Heil zufolge stehen 200 Bewerber auf der Warteliste. Auch für die neue Tagespflege auf dem Quint-Anwesen gäbe es schon viele Anmeldungen. Die acht Wohnungen für Mitarbeiter von kirchlichen und sozialen Einrichtungen sind ebenfalls schon vergeben. Das Haus hat die Kirchenstiftung gebaut. Unter der Trägerschaft der Ambulanten Krankenpflege wird es im Mai eröffnet. Zu besichtigen ist es am Samstag, 13. Mai von 11 bis 16 Uhr. "Eigentlich müsste man schon jetzt eine neue Tagespflege bauen", sagte Vorstandsmitglied Thomas von Mischke-Collande.

Das Vertrauen in den Tutzinger Verein ist groß, er zählt 1118 Mitglieder. Wie Mischke-Collande vorrechnete, ist durchschnittlich jeder dritte Haushalt in Tutzing Mitglied. In Starnberg betreiben die Tutzinger ebenfalls ambulante Krankenpflege, eine Tagespflegeeinrichtung und eine Wohngemeinschaft für Demenzkranke im Ilse Kubaschewski-Haus. Die letzt genannte Einrichtung ging aus der Stiftung der Starnberger Schauspielerin Ilse Kubaschewski hervor.

Auch viele andere der Landkreis-Stiftungen verfolgen soziale Zwecke. So liegt dem Tutzinger Rocksänger Peter Maffay mit seiner im Jahr 2000 gegründeten Stiftung die Hilfe für Bedürftige, besonders Kinder und Jugendliche, am Herzen. Die Stiftung des Ehepaars Lothar-Günther und Diethild Buchheim zielt hingegen vor allem darauf ab, die Buchheim-Sammlung und das "Museum der Phantasie" in Bernried zu erhalten. Ebenfalls um Erhalt, nämlich des Bernrieder Parks als "Natur- und Kulturschöpfung" ging es der vermögenden Amerikanerin Wilhelmina Busch-Woods mit ihrer Stiftung. Zu den Schwergewichten gehört die Werner-Reichenberger-Stiftung mit 15,4 Millionen Euro im Portfolio der Starnberger Vermögens- und Stiftungsverwaltung Top Vermögen AG. Hubert Thaler und Sohn Michael kümmern sich um sieben Stiftungen mit rund 29 Millionen Euro. Die Werner-Reichenberger-Stiftung ist als Verbrauchsstiftung auf 50 Jahre angelegt und schüttet jährlich bis zu 700 000 Euro aus, überwiegend für kranke Kinder. "Für 25 000 Euro kaufen wir zudem jedes Jahr zwei Tanzbären aus Osteuropa frei", sagt Hubert Thaler. Sie dürfen in den Bärenpark Bad Füssing umziehen.

© SZ vom 04.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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