Energie:Kaum Gegenwind

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Der Gemeinderat Berg hat sich für den Bau von vier Windkraftanlagen entschieden. Lediglich die CSU hat weiterhin Bedenken und zweifelt die Wirtschaftlichkeit des Projektes an

Von Peter Haacke, Berg

Mit eindeutigem Votum hat sich der Gemeinderat Berg in einer Sondersitzung am Montag für den Bau von vier Windkraftanlagen (WKA) entschlossen. In namentlicher Abstimmung verabschiedete das Gremium einen Grundsatzbeschluss zum Bau und Betrieb der Windräder sowie zur Art und Gestaltung der noch zu gründenden Betreibergesellschaft. Lediglich die CSU-Gemeinderäte Peter Haslbeck und Robert Wammetsberger blieben bei ihrem "Nein". Allerdings kann die Gemeinde noch nicht mit dem Bau der Anlagen an der östlichen Gemeindegrenze beginnen: Am Verwaltungsgericht liegen Klagen mit "aufschiebender Wirkung" gegen das Projekt vor. Die Gemeinde wird daher beim Landratsamt per Anwalt einen "Antrag auf Sofortvollzug" für die am 31. Juli erteilte Genehmigung stellen.

Die nur knapp 30-minütige Sondersitzung stieß auf erwartet großes Interesse. Rund 50 Zuhörer - überwiegend Bürger der Gemeinden Schäftlarn, Neufahrn und Icking, aber auch Anwohner aus Berg - verfolgten die Versammlung. Sie protestierten erneut gegen das geplante Vorhaben: "Infraschall macht krank - das ist bewiesen", "Bayern hat eine bessere Lösung verdient" oder "Verkauft unsere schöne Heimat nicht an Lobbyisten" war auf Plakaten vor dem Berger Rathaus zu lesen. Schon seit Wochen hatte sich Widerstand in den östlichen Nachbargemeinden formiert; auch in der Gemeinde Berg wurden Plakate der Windkraftgegner ("Wehrt Euch!") aufgehängt. Eine seit Monaten laufende Unterschriftenaktion gegen die Windräder war aber aufgrund fehlender Unterzeichner sang- und klanglos gescheitert. Noch am Wochenende hatten Aktivisten einen "Brandbrief" im Ort verteilt, der seine Wirkung aber offensichtlich verfehlte; eine Aktion mit Ballonen sollte am Samstag die Dimension der Anlagen verdeutlichen.

Bereits in seinem Leitbild aus dem Jahr 2009 hatte sich der Berger Gemeinderat einer "autarken Energieversorgung bis 2020" verschrieben. Seit mehr als vier Jahren befasste sich das Gremium mit dem Thema "Windkraft", im Februar 2012 war der Aufstellungsbeschluss für den Teilflächennutzungsplan in einem Waldstück, den "Wadlhauser Gräben", genehmigt worden. Der Gemeinderat hatte sich bewusst dafür entschieden, das Projekt bis zur "Bundesimmissionsschutzrechtlichen Genehmigung" voranzutreiben, wie Bürgermeister Rupert Monn betonte. Dem Rat wurde zudem eine Wirtschaftlichkeitsrechnung vorgestellt, die auch aus Bankensicht auf Plausibilität hin geprüft wurde.

Zweifel am Vorhaben bekundete in der Sitzung einzig CSU-Gemeinderat Peter Haslbeck: Seiner Ansicht nach ist kein wirtschaftlicher Gewinn aus dem Bau der WKA zu erwarten, zumal der Standort der Windräder in einem windschwachen Gebiet liege. Angaben des neuen bayerischen Windatlas zufolge seien lediglich Windgeschwindigkeiten von 5,0 bis 5,1 Meter/Sekunde zu erwarten, Windräder seien aber erst ab sechs m/sec wirtschaftlich zu betreiben; die bislang vorliegenden Zahlen für die Wadlhauser Gräben seien "etwas tendenziös nach oben geschönt". Haslbeck befand: "Eine Fehlinvestition." Es tue ihm leid, dass die Gemeinde Berg unter diesen Vorzeichen keinen positiven Beitrag zur Energiewende liefern könne. Er wolle aber auch die "wundervolle Kulturlandschaft" nicht belasten, sagte Haslbeck - und wurde für seinen Vortrag mit Beifall bedacht.

Das sahen die übrigen Gemeinderäte anders. Nach Investitionen in Höhe von rund 242 000 Euro ist man weiterhin vom Erfolg des Projektes überzeugt. Als Betreiberfirma soll eine "Windpark Berg Verwaltungs GmbH" fungieren. Deren Geschäftsführer soll zunächst Robert Sing werden, der die Gemeinde von Beginn an bei ihren Planungen begleitet hat. Ein fünfköpfiger Aufsichtsrat unter Beteiligung der drei Bürgermeister soll die GmbH kontrollieren, Alleingesellschafter ist die Gemeinde Berg. Auf Anregung der QUH sollen externe Fachleute den Aufsichtsrat anstelle von Kämmerer und Geschäftsleitendem Beamten ergänzen. Bürger können sich ebenfalls einbringen: Die "Bürgerwindpark Berg GmbH & Co KG" ermöglicht finanzielle Beteiligungen von Unternehmen, Bürgern, Genossenschaften oder Stadtwerken.

Letztlich entscheidend für den Baubeginn ist nun aber das Landratsamt: Ordnet die Genehmigungsbehörde "die sofortige Vollziehung der Genehmigung" an, haben sich auch die Gerichtsklagen erledigt. Die Gemeinde Berg könnte dann als erste und vorerst auch einzige Landkreis-Kommune mit dem Bau der Windräder beginnen.

© SZ vom 24.09.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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