Elisabeth Carr:Kunsträume ohne Grenzen

Elisabeth Carr an ihrem Lieblingsplatz

Einen "Club für Dichter, Denker, Spieler und Träumer" und "Junispiele schön jung", hat sich Elisabeth Carr für die "Kunsträume am See" vorgenommen.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Seit zehn Jahren setzt Elisabeth Carr mit ihrer Veranstaltungsreihe Impulse für die Starnberger Kulturszene. Den Spagat zwischen Familie und Beruf bewältigt die sechsfache Mutter dabei offenbar spielend.

Von Sabine Bader, Starnberg

Wer sie sieht, der spürt es sofort: Elisabeth Carr ist eine Frau mit ganz besonderen Fähigkeiten. Eine Frau, bei der es das Leben nicht geschafft hat, eine Zensurschere in den Kopf zu pflanzen. Das ist vielleicht auch der Grund, warum sie mit einer besonderer Kreativität ausgestattet ist, von der die Kunstszene im Raum Starnberg seit vielen Jahren profitiert. Die "Kunsträume am See" sind eines ihrer Projekte. Womöglich das, das am besten auf sie zugeschneidert ist, das ihrer Mentalität am meisten entspricht. Denn bei den Kunsträumen gibt es kein Tabu: Frei nach dem Motto, Kunst kann man überall machen. So ziemlich jeder Raum lässt sich mit der Kunst verknüpfen, kann inspirieren - das Kloster und die Roseninsel ebenso wie ein Krankenhaus, ein Atomschutzbunker oder ein Teppichladen.

Seit zehn Jahren gibt es die "Kunsträume" jetzt schon, rund 100 Orte sind da im Laufe der Zeit zusammengekommen. An ihnen fanden bislang 500 Veranstaltungen mit mehr als 500 Künstlern statt. Eine stattliche Bilanz. Nicht zu unrecht hat man Elisabeth Carr darum auch "Die Raumsucherin" in einem Presseartikel genannt. Und Carr ist beileibe noch nicht am Ende mit ihren Ideen. Im Rahmen einer Pressekonferenz stellte sie jetzt in Schloss Kempfenhausen, in dem sich auch ihr Büro hat, das Jubiläumsprogramm zum Zehnjährigen vor. Natürlich eröffnete sie dabei auch neue Kunsträume: den "Club für Dichter, Denker, Spieler und Träumer" im Schloss Kempfenhausen mit sieben Veranstaltungen - mal lyrisch, mal philosophisch oder musikalisch. Und im Juni folgen die "Junispiele schön jung", die an zehn verschiedenen Orten stattfinden - von der Kneipe bis zum Asylbewerberheim, vom Bahnhof zum Wertstoffhof. Dort zeigen Nachwuchskünstler aus den Bereichen Literatur, Bildende Kunst, Fotografie, Musik, Tanz und Performance,, was sie gerade beschäftigt. Überhaupt ist Carr das Fördern junger Talente besonders wichtig, quasi eines ihrer Lieblingskinder. Dabei hat sie in der biologischen Realität bereits reichlich Nachwuchs. Doch die Mutter von sechs Kindern schafft den Spagat zwischen Familie und Beruf und es wirkt so, als gelänge ihr das sogar spielend. "Wir lassen uns von der Jugend mitnehmen", sagt sie leichthin. Überhaupt spricht sie so gut wie nie von "ich", sondern lieber vom "wir". Carr ist unverkennbar eine Teamspielerin.

Und bei diesem Teamspiel ist die Sozialpädagogin sowie Kunst- und Psychotherapeutin sich selbst in ihrem Verständnis von Beruf und Berufung über die Jahre hinweg treu geblieben: Kunst hat für sie immer auch einen therapeutischen Wert und ist nie nur Selbstzweck. Auch kauft sie, wie sie sagt, "ungern" fertige Produktionen ein, sondern entwickelt sie lieber gemeinsam mit den Künstlern. So ähnlich wie sich die Kunsträume selbst im Laufe der Jahre entwickelt haben: Von einer Veranstaltung in ihren privaten Wohnzimmer hin zu einer festen Einrichtung und einer Kaderschmiede von Kreativen und kulturellen Freigeistern. Um einen Bogen zu den Anfängen der Kunsträume am See zu spannen, lädt Carr auch im Jubiläumsjahr wieder zu sich nach Hause ein: Dort liest Barbara Degen aus ihrem Buch "Die verschwiegene Geschichte".

Und welche Kunsträume will Elisabeth Carr noch öffnen? "Wir sollten uns von Hochglanzräumen wegentwickeln", sagt sie. Denn Raum sei schließlich überall: "Wir müssen uns nur trauen."

Nähere Infos zum Programm im Jubiläumsjahr unter www.kunstraeume-am-see.de

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