Einzelhandel:Eine Wohnung voller Bücher

Lesezeit: 2 min

Wolfram und Andrea Greiner schließen ihre beliebte Buchhandlung in Starnberg. Die Regale sind schon ziemlich leer gekauft. (Foto: Nila Thiel)

Wolfram und Andrea Greiner schließen aus Altersgründen ihre Buchhandlung an der Maximilianstraße. "Nun habe ich endlich Zeit zum Lesen", freut sich der Starnberger

Von Otto Fritscher, Starnberg

"Ausverkauf" steht auf großen gelben Zetteln, die in den Schaufenstern der Buchhandlung Greiner an der Maximilianstraße in Starnberg hängen. Wieder ein Geschäft, das sich eine Mieterhöhung nicht leisten kann oder das durch die Konkurrenz des Online-Handels in die Knie gezwungen wird? Wolfram Greiner widerspricht energisch. "Wir hören altersbedingt auf, aus freien Stücken. Ich bin jetzt 75 Jahre alt, seit mehr als 50 Jahren im Verlagswesen und Buchhandel tätig. Das reicht. Unser Vermieter ist ausgesprochen edel, wir sind auch nicht pleite, das Geschäft ist gutgelaufen." Dennoch bedauern viele Starnberger, dass die Greiners schließen. Seit 34 Jahren sind Wolfram und Andrea Greiner in Starnberg, zunächst hatten sie die Buchhandlung am Rathaus übernommen, nun führen sie seit 20 Jahren das Geschäft an der Ecke Maximilianstraße, wo vorher ein Tengelmann war, wie alteingesessene Starnberger noch wissen.

"Ein bisschen traurig sind wir schon. Ich will ja jetzt nicht von einem Lebenswerk sprechen, aber wir erleben sehr viele schöne Sympathiebekundungen von Kunden, die sich unter Tränen von uns verabschieden und sagen: Herr Greiner, Sie sind doch eine Institution in Starnberg", berichtet der Buchhändler. Hat denn niemand das Geschäft fortführen wollen? "Wir haben zwei Töchter, die aber in anderen Berufen sind; die eine ist Juristin, die andere entwirft Mode. Und die Buchhandlung einfach verkaufen? Nein, das wollte ich nicht, man muss schon gelernter Buchhändler sein, um so einen Laden zu führen", ist Greiner überzeugt. Nun sitzt er mit seiner Frau schon zwischen leeren Regalen. "Wir sind bereits nach wenigen Tagen ziemlich leer gekauft, es ist aber noch im Lager etwas da, der letzte Termin ist der 28. Juli", kündigt Greiner an.

Die Greiners haben sich in einer Stuttgarter Kunstbuchhandlung kennengelernt. Danach arbeitete Wolfram Greiner im Verlagswesen in München, es folgte der Umzug nach Starnberg. "Eine eigene Buchhandlung aufzumachen, hat mich schon immer gejuckt, da haben wir dann zugegriffen", erinnert er sich. "Am schönsten fand ich immer die Kundengespräche." Viele Kunden kamen eigens von auswärts, von Wolfratshausen und vom Ammersee. Und die knapp zehn Mitarbeiter, die zum Team gehörten? "Die sind alle anderweitig untergekommen", sagt Greiner.

Hat das gedruckte Buch eine Zukunft - oder wird künftig nur noch digital gelesen werden? "Das Buch hat Zukunft, davon bin ich überzeugt", sagt er. Gerade hochwertig gemachte Bücher, "schön gebunden, mit Lesebändchen" werden verstärkt gefragt sein. "Ein Buch ist ja Handwerk, aber manchmal ein Kunstwerk."

Und wie stellen sich die Greiners den Ruhestand vor? "Jetzt habe ich endlich Zeit zum Lesen", sagt er und lacht. "In unserer Wohnung gibt es eigentlich nur Bücher und ein paar Möbel dazwischen. Ich kann mir auch gut vorstellen, mal einen ganzen Tag im Lesesaal der Staatsbibliothek zu sitzen." Andrea Greiner kümmert sich indes gerne um den Garten, und dann wollen beide den See genießen und ab und an wandern gehen.

© SZ vom 07.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: