Drößling:Winklmeier will in den Landtag

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Der Gilchinger SPD-Gemeinderat wird im Nachbar-Stimmkreis kandidieren und durchkreuzt damit die Pläne der Starnberger Genossen.

Von Christine Setzwein, Drößling

Es war alles so schön ausbaldowert. Der Gilchinger Christian Winklmeier, das junge politische Nachwuchstalent, sollte neuer Vorsitzender des Starnberger SPD-Kreisverbands werden. Julia Ney, die im Frühjahr ihr zweites Kind bekommt, hätte sich als Vize in die zweite Reihe zurückziehen können. Christiane Falk, die als Starnberger Stadträtin genug um die Ohren hat, hätte ihren Vize-Posten aufgeben können. Doch daraus wird nichts. Vor einigen Tagen hat Winklmeier, der gerade den Bundestagswahlkampf hinter sich gebracht hat, mitgeteilt, dass er bei der Landtagswahl 2018 als SPD-Direktkandidat im Stimmkreis Landsberg/Fürstenfeldbruck-West antreten will. Da gab es doch einige verdutzte Gesichter bei der Mitglieder- und Kreisdelegiertenkonferenz am Mittwoch in Drößling.

Das sei natürlich eine "große Chance" für Winklmeier", räumte Ney ein. Aber das Unbehagen über diese Entwicklung konnte sie nicht ganz verhehlen. Darum gab sie Winklmeier auch nur ein kurzes "streng dich an, einen Starnberger im Landtag gab es schon lange nicht mehr" mit auf den Weg. Im Kreisvorstand habe man sich darauf geeinigt, dass Winklmeier den Kreisvorsitz nicht übernehmen solle mit der Begründung, er habe mit dem Landtagswahlkampf schon genug zu tun. Der Gilchinger Gemeinderat ist auch nicht mehr im Vorstand vertreten.

Es sei eine schwierige Entscheidung gewesen, erklärte der 26-Jährige in der Versammlung, wies aber darauf hin, dass er noch nicht nominiert und außerdem als Gilchinger "nicht aus der Welt" sei. Zur SZ sagte Winklmeier, er sei von Herbert Kränzlein, dem SPD-Landtagsabgeordneten für Fürstenfeldbruck-West angesprochen worden, ob er kandidieren wolle. Kränzlein ist 67 und will nicht mehr antreten. Der Nachbarwahlkreis ist für Winklmeier nicht unbekannt. Zum Bundestagswahlkreis Starnberg gehören der Landkreis Landsberg und die Stadt Germering. Zu Landsberg habe er eine große Affinität festgestellt. Und die Themen Wohnungsbau, Gewerbeansiedlungen und Integration von Flüchtlingen, die ihm am Herzen liegen, beträfen die gesamte Region München. Bis Ende März will der Student der Economics and Public Policy an der Universität Augsburg seine Masterarbeit abgeben, rechtzeitig vor der Landtagswahl im Herbst 2018.

Die neue Kreisvorsitzende ist also die alte. Die 40-jährige Julia Ney lebt in Gauting, ist Mutter einer Tochter und arbeitet im Landtag als persönliche Referentin des Fraktionsvorsitzenden Markus Rinderspacher. Ihre Stellvertreterinnen sind Sissy Fuchsenberger aus Berg und die Starnbergerin Christiane Falk, die einspringen, wenn Ney wieder Mutter wird. Nach der verlorenen Bundestagswahl müsse sich die SPD wieder ein Profil geben, sagte Ney. Die SPD sei eine alte, aber stolze Partei, wie ein altes Haus, das Atmosphäre habe und schon vielen Stürmen stand gehalten habe. "Lasst uns die Fenster öffnen und frischen Wind hereinlassen", forderte sie ihre Parteifreunde auf.

Julia Ney muss Chefin der Starnberger Kreis-SPD bleiben. (Foto: Arlet Ulfers)

Zuvor hatte sie Klaus Barthel verabschiedet, der von 1994 bis 2017 Bundestagsabgeordneter war und als solcher den Landkreis Starnberg mitbetreute. Er appellierte an die Genossen, es sich nicht zu bequem zu machen in der Opposition, sondern sich neu aufzustellen und an konkreten Punkten arbeiten, "wo es um die Verbesserungen der Lebensbedingungen der Menschen geht". Auf alle Fälle "müssen wir den Bürgern erklären, was wir wollen", sagte Barthel.

© SZ vom 17.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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