Dießen/Utting/Herrsching:Brückentag für Carl Orff

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Zwei Konzerte und eine musikalische Lesung erinnern an den berühmten Komponisten

Von Armin Greune, Dießen/Utting/Herrsching

Heuer sind die Carl-Orff-Festspiele auf dem Heiligen Berg ausgefallen. Für das kommenden Jahr haben sich das Kloster Andechs und die Carl-Orff-Stiftung geeinigt, und 2017 soll die Veranstaltungsserie wieder im Florianstadl und erstmals auch in Dießen stattfinden. Bis dahin muss der "Große Carl-Orff-Tag" am 30. August genügen: "Die Ammerseerenade will so eine Brücke bauen", sagt Festival-Chefin Doris Pospischil. Es sei ein Glück, dazu Wilfried Hiller an der Seite zu haben: Der Orff-Schüler und Stiftungsvorsitzende unterstützt sie seit dem Start als künstlerischer Berater.

Das Problem sei gewesen, dass es von Orff "so gut wie keine Kammermusik gibt", sagte Hiller bei der Vorstellung des Programms im Dießener Rathaus. Deshalb umrahmen auch nur zwei wenig bekannte Werke die "Klangwelten aus vier Kompositionsgenerationen", mit der das Konzert auf Gut Achselschwang überschrieben ist. Von 18 Uhr an spielen die Georgierin Lika Bibileishvili (Piano) und Franziska Strohmayr (Violine) Orffs "O Fortuna" und "Gassenhauer". Dazu kommen Werke von Komponisten, die Orff inspirierten oder für die er als Vorbild diente: Maurice Ravels "Kaddisch" und "Tzigane", das "Allegro barbaro" von Béla Bartók, zwei Preludes von Claude Debussy sowie ein Opfertanz von Heinrich Kaminski und ein "Ungarisches Triptychon" von Mona Rosenberger.

Außerdem spielen die beiden jungen, mehrfach international ausgezeichneten Musikerinnen Hillers "Agnes-Umspielungen", die 2014 nach Themen aus Orffs "Bernauerin" entstanden sind - beide arbeiten schon länger intensiv mit Hiller zusammen. Strohmayr ist Orff auch als Stipendiatin verbunden: 2011 und 2014 an der Orff-Akademie des Münchner Rundfunkorchesters. Auch bei der CD-Produktion für ihre Masterarbeit wurde Strohmayr von der Carl-Orff-Stiftung gefördert, die über die Streichinstrumente in Orffs Werk promovieren will.

Von 20 Uhr an tritt im Saal des Dießener Augustinums das Sängerpaar Ursula Eittinger (Mezzosopran) und Wolfgang Newerla (Bariton) bei einem Liederabend auf. Zehn frühe Kompositionen und elf Lieder aus dem 1910 entstandenen Zyklus "Eliland" op. 12 von Orff werden erklingen. Ergänzt wird das Programm mit vier Liedern "An eine Rose" und sieben Mombert-Liedern von Armin Knab, Trois Cantiques Bretons von Heinrich Kaminski und sieben Liedern von Richard Strauss. Am Klavier begleitet werden die renommierten Sänger von Christian von Gehren: Der langjähriger Dirigent der Carl Orff-Festspiele in Andechs erhält an diesem Abend auch den Carl Orff-Preis 2016.

Zum Auftakt des Orff-Festtags wird die Schauspielerin, Sängerin und Cellistin Salomé Kammer zu einer musikalischen Lesung mit Liedern aus der "Bernauerin" erwartet. Rudi Spring begleitet die Dozentin für zeitgenössische Vokalmusik der Münchener Musikhochschule am Klavier. Sie wurde mit der weiblichen Hauptrolle der Cellistin und Sängerin Clarissa Lichtblau in Edgar Reitz' "Die Zweite Heimat" berühmt, mit dem Regisseur ist sie auch verheiratet. Von 15 Uhr an liest sie im Herrschinger Kurparkschlösschen aus Luise Rinsers Autobiografie "Saturn auf der Sonne", die Schriftstellerin war von 1954 bis 1959 mit Carl Orff verheiratet: "Es war die Hölle, mit einem Genie verheiratet zu sein", schrieb sie darüber. Und wie erlebte der Komponist diese dritte seiner vier Ehen? "In den fünf Jahren sind alle religiösen Spiele von Orff entstanden", weiß Hiller.

© SZ vom 18.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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