Dießen:Zeit für eine Zäsur

Dießen: Pfarrer Josef Kirchensteiner ist seit Anfang des Monats unter anderem auch Hausherr im prachtvollen Dießener Marienmünster.

Pfarrer Josef Kirchensteiner ist seit Anfang des Monats unter anderem auch Hausherr im prachtvollen Dießener Marienmünster.

(Foto: Arlet Ulfers)

Der Dießener Pfarrer Josef Kirchensteiner, der vorher in Penzberg war, sucht am Ammersee neue Herausforderungen

Von armin greune, Dießen

Er will "jung und frisch an die neue Aufgabe herangehen, soweit das mit 54 noch geht": Josef Kirchensteiner ist seit Anfang des Monats katholischer Pfarrer von Dießen. Am 19. September ist um 19 Uhr seine offizielle Amtseinführung im Marienmünster, doch er hat schon in fünf Kirchen seiner neuen Gemeinde Messen gehalten und an diesem Sonntag kommen mit Riederau und Obermühlhausen zwei weitere dazu. In dieser Pfarrgemeinschaft finde er ganz andere Strukturen vor wie in Penzberg, wo er zuvor 15 Jahre die Stadtpfarrei - und auch das Dekanat Benediktbeuern - geleitet hat. Während die ehemalige Bergwerksstadt vom größten Arbeitgeber Roche und einer multikulturellen Bevölkerung geprägt war, sei Dießen mit den Ortsteilen voller Eigenleben viel heterogener: Eine im Grunde ländliche Gemeinde, die viele Künstler und Handwerker angezogen hat. Kirchensteiner sieht es als eine seiner Aufgaben an, "ein Bewusstsein für die gemeinsame Verantwortung als christliche Kirche zu schaffen". Doch zunächst will er sich "mindestens ein Jahr lang" Zeit nehmen, "um zu beobachten und die Lebenswirklichkeit und Bedürfnisse der Menschen hier zu erfahren".

In Penzberg stand Kirchensteiner auch im Fokus überregionaler Medien: Als dort die vor zehn Jahren eröffnete Moschee geplant wurde, unterstützte er mit der katholischen Gemeinde das Vorhaben: "Es war wichtig, dass alle Glaubensgemeinschaften in der Öffentlichkeit zueinander standen". Als Pfarrer habe er sich "für den interreligiösen Dialog und für das Bewahren der Schöpfung eingesetzt" - so hat Kirchensteiner etwa klar gegen Atomkraft Position bezogen. Ein weiterer Schwerpunkt in Penzberg waren soziale Aufgaben: So konnten in ökumenischer Zusammenarbeit eine Tafel und eine Nachbarschaftshilfe aufgebaut werden.

"In der Rückschau kann ich zufrieden sein" - aber nun war es Zeit für eine Zäsur: "Ein Neuanfang ist für die Gemeinde und für die eigene Persönlichkeitsentwicklung nicht schlecht", sagt Kirchensteiner. Natürlich sei es auch schmerzhaft gewesen, menschliche Beziehungen zurückzulassen, er habe in Penzberg viele gute Freunde gehabt und sich "gut beheimatet" gefühlt. Aber "Routinen und Selbstverständlichkeiten loszulassen ist eine christliche Tugend - schließlich ist das ganze Leben ein Loslassen". Auf die Frage, ob er sich als Neuerer sieht, antwortet er zurückhaltend: "Ich sehe mich als Teamplayer: Wenn Pfarrgemeinderat und Kirchenverwaltung mitziehen, bin ich auch offen für Neuerungen." Für ihn ist der Ammersee ein vertrautes Revier: Von 1971 bis 1980 hat er das Gymnasium in der Erzabtei St. Ottilien besucht. Ein Jahr vor dem Abitur wurde ihm dort klar, dass er Pfarrer werden möchte. Er ist als jüngstes von neun Kindern in einem Bauernhof in Westerheim bei Memmingen aufgewachsen, doch seine Familie habe viele Verbindungen zum Ammersee: So verbrachte eine seiner Schwestern ihr Lebensende im Altenheim der Vinzentinerinnen im Dießener Kloster - gleich neben dem Pfarrbüro, über dem Kirchensteiner nun die Wohnung bezogen hat. Dort fühle er sich schon ein wenig daheim, er lobt "die sehr schöne Lage und den wunderbaren Blick auf den Ammersee" - nur sein Büro wartet noch auf die Möbel.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: