Dießen:Vom Haferl bis zum Kunstwerk

Beim Töpfermarkt zeigen 160 Werkstätten aus 15 Ländern, was aus Keramik entstehen kann. Dazu gibt es Suppe für einen guten Zweck und einen mit 3000 Euro dotierten Preis

Von Katja Sebald, Dießen

So bunt ist das Dießener Seeufer nur einmal im Jahr: Auf dem Töpfermarkt präsentieren 160 Werkstätten aus fünfzehn verschiedenen Ländern vier Tage lang an ihren Verkaufsständen alles, was das Herz des Keramikliebhabers begehrt. Am stilvollsten erreicht man das Spektakel in den Seeanlagen mit dem Dampfer - und so reiste auch heuer an Christi Himmelfahrt die offizielle Eröffnungsdelegation um Marktleiter Wolfgang Lösche und Dießens Bürgermeister Herbert Kirsch an. Eines aber war dann doch anders: Das schon fast obligatorische schlechte Wetter fehlte.

Dießen Töpfermarkt 2017

Schon am Eröffnungstag stürmten die Besucher die Stände in den Ammersee-Seeanlagen.

(Foto: Georgine Treybal)

"Ohne Regen, das sind wir gar nicht gewöhnt", wunderte sich denn auch Kirsch, der mit Erstaunen festgestellt hatte, dass für alle vier Markttage schönes Wetter vorausgesagt wird. Zum 40. Mal findet der Dießener Töpfermarkt statt, nach den ersten Jahren als Privatinitiative eines Sammlers nun bereits zum 17. Mal in den Seeanlagen unter der Ägide der Marktgemeinde sowie unter der Leitung von Wolfgang Lösche. Das Angebot ist wie immer riesig und enorm vielfältig: vom Kaffeehaferl bis zur mannshohen Vase, von der Tonflöte über den Blumentopf und das Waschbecken bis hin zum veritablen Kunstwerk ist alles dabei. Die sozialdemokratische Europa-Abgeordnete Maria Noichl aus Rosenheim, die den Töpfermarkt eröffnete, erklärte kurzerhand alle Töpfer zu Künstlern. Und: "Künstler zu sein heißt, etwas ausdrücken zu wollen", sagte sie. Ihrer Meinung nach geht es dabei um Gefühle, genauer gesagt um "ganz vui Gfui".

Dießen Töpfermarkt 2017

Keramik in allen Formen und Farben gibt es auf dem Dießener Töpfermarkt zu bewundern und zu kaufen.

(Foto: Georgine Treybal)

Und während sich die Aussteller am Donnerstagvormittag bei strahlendem Wetter nach und nach aus ihren dicken Jacken schälten, stürmten die Besucherscharen bereits das Marktgelände. Im zentralen Ausstellungspavillon erwartet sie heuer eine Besonderheit: Bereits zum dritten Mal wird mit einer Aktion auf dem Töpfermarkt das Hilfsprojekt "Empty Bowls" unterstützt. An allen Ausstellungstagen werden dort von 11 bis 18 Uhr mit Suppe gefüllte Schalen, die von den teilnehmenden Keramikern eigens für dieses Projekt hergestellt und gespendet wurden, zum Preis von 15 Euro verkauft. Die Suppe wird von der Dießener Gastronomie ebenfalls gespendet. Die Patenschaft für das Projekt hat die ehemalige Grünen-Landtagsabgeordnete Ruth Paulig aus Herrsching übernommen. Der Erlös aus dem Suppenverkauf geht an ihren Hilfsverein "Promoting Africa", der Armut bekämpfen und Perspektiven durch Bildung schaffen will.

Dießen Töpfermarkt 2017

Der Markt öffnet noch bis kommenden Sonntag.

(Foto: Georgine Treybal)

Weitere kulinarische Anlaufstellen finden sich zwischen den Marktständen, für viele Besucher gehört die Fischsemmel zum Besuch des Töpfermarkts wie der Kauf eines originellen Sammlerstücks. Eine besondere Anziehungskraft hat seit Jahren die kleine griechische "Taverne", die von einer eigens aus Kreta angereisten Familie bereits in der vierten Generation betrieben wird und die zu einer unter einem Zeltdach aufgebauten Werkstatt gehört. Dort entstehen vor den Augen der Besucher traditionelle Vorrats- und Pflanzgefäße. Wahre Publikumslieblinge sind die freundlich-lebensechten Tonfiguren von Pia Keul, die sich in Badekleidung auf den Wiesen am Seeufer tummeln.

Ebenfalls zum 17. Mal wird der mit 3000 Euro dotierte "Dießener Keramikpreis" vergeben, den der Brennofenhersteller Rohde aus Prutting bei Rosenheim auslobt. "Farbklänge der Keramik" ist das Thema für die eingereichten Arbeiten, die in einer eigenen Ausstellung im Traidtkasten beim Marienmünster gezeigt und traditionell am Abend des ersten Ausstellungstags prämiert werden. Viele Attraktionen, aber ein bisschen weniger Trubel als in den Seeanlagen gibt es entlang des Dießener Keramikwegs. Er führt quer durch den Ort zu einer weiteren Keramikausstellung im Taubenturm und zu den Werkstätten der ortsansässigen Keramiker, die an allen Töpfermarktstagen geöffnet sind wie auch das Keramikmuseum der Familie Lösche am Kirchsteig.

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