Dießen:Risse im Heiligen Himmel

Die Kuppel des berühmten Marienmünsters in Dießen soll demnächst untersucht werden. Bislang kann sich niemand erklären, woher die massiven Schäden kommen.

Von Christian Deussing, Dießen

Im Chorraum des Marienmünsters in Dießen steht ein 20 Meter hohes Gerüst. Von dort aus müssen Statiker und Stuckateure die Risse in der berühmten Himmelskuppel genauer untersuchen, um die Ursachen dafür herauszufinden. Es wird aber noch Wochen dauern, bis die Arbeiten beginnen können. Denn derzeit sei es im Innenraum der Kirche zu kalt, erläutert Peter Aumann, Bereichsleiter vom Staatlichen Bauamt Weilheim. Auch Pfarrer Josef Kirchensteiner muss umplanen und die Gottesdienste nach St. Stephan und St. Georgen verlegen. Brautpaare können wegen der Baustelle bis auf Weiteres nicht im Münster getraut werden. Und: Der Chor muss am Ostermontag mit seinem Konzert nach St. Georgen ausweichen.

Der Pfarrer trägt es mit Fassung. Auch dass bald Kirchenbänke ausgebaut werden, damit eine mobile Hebebühne genügend Platz hat. Es sei alles "nicht so dramatisch", betont Kirchensteiner. Die bekannte Barockkirche ist für die Besucher aus aller Welt weiterhin betretbar. Bei Führungen ist es zudem nach wie vor möglich, den berühmten "Dießener Himmel" in der 26 Meter hohen Kuppel zu bewundern. Noch ist jedoch ungeklärt, wie die Risse im Chorbogen entstanden sind. Hochbau-Ingenieur Aumann könnte sich vorstellen, dass der Klimawandel und "starke Temperaturschwankungen" dem Gefüge im alten Bauwerk zugesetzt haben. Das Staatliche Bauamt hofft nun, dass die Experten in luftiger Höhe das Rätsel lösen.

Dießen: Bei einer Routinekontrolle hat der Kirchenpfleger die Risse im Chorbogen entdeckt.

Bei einer Routinekontrolle hat der Kirchenpfleger die Risse im Chorbogen entdeckt.

(Foto: Florian Jettenberger)

Dagegen ist der Schaden in der Stuckdecke der 277 Jahre alten Sakristei geklärt. Nach Angaben Aumanns hatte sich durch Abbrucharbeiten die Decke der Sakristei gehoben. Die Kosten würde die Artemed-Gruppe übernehmen, die nebenan das ehemalige Kloster St. Vinzenz zu einer Reha-Klinik für 100 Patienten umbaut. Den Schaden räumt das Unternehmen ein, wobei auf Anfrage Artemed-Sprecherin Leonie Ottmer bestätigte, dass man hierfür "selbstverständlich" die Kosten übernehme. Wie hoch diese sein werden, lasse sich derzeit aber noch nicht abschätzen.

Die Fachklinik-Sprecherin erläuterte, dass eine marode Wand oberhalb der alten Holzbalkendecke der Sakristei aus Sicherheitsgründen entfernt werden musste, was wohl die Schäden zufolge hatte. Sobald die Bauarbeiten über der Sakristei abgeschlossen sind, wird ein Stuckateur die entstandenen Risse reparieren und die gesamte Decke fachmännisch überarbeiten. Ottmer betont, dass die Schäden im Bereich der Sakristei "nicht durch etwaige Erschütterungsarbeiten" entstanden seien - was zunächst vermutet worden war.

Marienmünster in Dießen

Woher die Risse kommen, ist noch nicht geklärt.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Pfarrer Kirchensteiner erklärt, dass "mit Segen" des Landesamtes für Denkmalpflege die Sache abgeklärt und ohnehin mit Artemed als neuem Nachbarn alles "im Einvernehmen" geregelt werde. Beruhigend ist für die Kirche außerdem, dass Experten noch vor zwei Jahren die "Standsicherheit des Münsters uneingeschränkt" bestätigt haben. Diese Gewissheit hat die Katholische Pfarrkirchenstiftung vor gut zwei Monaten mitgeteilt, nachdem bei einer Routinekontrolle der Kirchenpfleger entdeckt hatte, dass ein Riss im Chorbogen plötzlich viel größer geworden ist. Es wurde bei einem ersten Ortstermin eine "akute Bewegung" im Bauwerk vermutet.

Ob das stimmt und worauf dies zurückzuführen ist, fordert jetzt die Experten heraus. Es geht immerhin um die Rettung eines international bedeutenden Kulturdenkmals.

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