Dießen:Keramik aus aller Welt

Töpfermarkt Dießen

In den Seeanlagen werden knapp 60 000 Besucher erwartet.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

"Farbklänge" stehen heuer beim Töpfermarkt im Mittelpunkt. Nebenbei wird ein soziales Projekt unterstützt

Von Katja Sebald, Dießen

Der Dießener Töpfermarkt ist Tradition, Kunst und Handwerk, touristisches Highlight und Wirtschaftsfaktor, ein großes Fest und der Auftakt zum Sommer - vor allem aber ist er längst zu einem bedeutenden Treffpunkt der internationalen Keramikszene avanciert. Wer in Dießen ausstellen will, der muss sich bereits im Oktober einer Jury präsentieren. Und wer neu aufgenommen wird, muss etwas Besonderes bieten und eine Bereicherung für den Markt darstellen. Für dieses Jahr wurden 160 Aussteller aus 13 europäischen Ländern unter 380 Bewerbern ausgewählt, 17 von ihnen sind heuer zum ersten Mal dabei, erstmals kommt ein Aussteller aus Dänemark, ein anderer reist eigens aus China an.

Zum 17. Mal findet der Töpfermarkt, der wie jedes Jahr an Christi Himmelfahrt beginnt, in den Dießener Seeanlagen statt. In diesem Jahr wird er von der sozialdemokratischen Europa-Abgeordneten Maria Noichl aus Rosenheim eröffnet. Danach ist der Markt von Donnerstag bis Sonntag (25. bis 28. Mai) jeweils von 10 und 18 Uhr geöffnet. Auch für dieses Jahr werden bis zu 60 000 Besucher erwartet. Ebenfalls zum 17. Mal wird der mit 3000 Euro dotierte renommierte "Dießener Keramikpreis" vergeben, den der Brennofenhersteller Rohde aus Prutting bei Rosenheim auslobt. "Farbklänge der Keramik" ist das diesjährige Thema für die eingereichten Arbeiten. Aber nicht nur die Farbwirkung, sondern auch die besondere Qualität der Arbeiten und individuelle Werkstattstile sollen ausgezeichnet werden. Da die Marktgemeinde jedes Jahr die Arbeiten der Preisträger ankauft, ist bereits eine stattliche Sammlung von Keramikkunst angewachsen, von der nur ein Teil in einer Dauerausstellung in den Gängen des Rathauses gezeigt werden kann. Auch historische Keramik aus Dießener Werkstätten versuche die Marktgemeinde anzukaufen, erläuterte Bürgermeister Herbert Kirsch bei der Pressekonferenz zum diesjährigen Töpfermarkt.

Auch in diesem Jahr wird es ein umfängliches Rahmenprogramm entlang des "Keramikwegs" geben, der zu weiteren Werkstätten in Dießen, zu Ausstellungen und zum Keramikmuseum Lösche am Kirchsteig führt. Aber: "Die große Besonderheit ist der Markt selbst", sagt Wolfgang Lösche, der als Marktleiter das Gesicht des traditionsreichen Dießener Events wie kein anderer geprägt hat. Für den weithin bekannten Markt, der zum einen als klassischer Geschirrmarkt, aber auch als Fachausstellung für zeitgenössische Keramik etabliert ist, gilt seit Jahren das Motto "Keramik am See": Einige Kunsthandwerker fertigen immer wieder neue Arbeiten rund um die Themen Wasser, Fische, Schiffe, Wind und Wellen. Zu den besonders beliebten Anlaufstellen gehört seit vielen Jahren die unter einem Zeltdach aufgebaute Werkstatt, in der vor den Augen der Besucher traditionelle griechische Vorratsgefäße aus Ton entstehen. Heuer wird dafür Georgos Tsikalario Tziligkakis, der seinem verstorbenen Großvater Nikos folgt, mit seiner Familie aus Kreta anreisen.

Buchstäblich im Zentrum des Marktes steht bereits zum dritten Mal das Projekt "Empty Bowls", ein Hilfswerk von Töpfern gegen den Hunger in der Welt: Im zentralen Ausstellungspavillon werden an allen Ausstellungstagen mit Suppe gefüllte Schalen verkauft, die von allen teilnehmenden Keramikern eigens für dieses Projekt hergestellt und gespendet werden. Die Patenschaft hat die ehemalige Grünen-Landtagsabgeordnete Ruth Paulig aus Herrsching übernommen. Der Erlös aus dem Suppenverkauf soll an ihren Verein "Promoting Africa" gehen: "Wir wollen für Kinder und Jugendliche in afrikanischen Ländern mit Schul- und Berufsausbildung Perspektiven schaffen und so auch Fluchtursachen vor Ort bekämpfen", erläutert sie. "Jetzt müssen wir nur noch die Dießener Gastwirte überzeugen, dass sie die Suppe spenden", erklärte Wolfgang Lösche bei der Pressekonferenz. Er sei jedoch zuversichtlich, dass sich alle beteiligen werden.

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