Dießen:Gemeinderat in der Kritik

Dießen Seeanlage Kiosk

Vor knapp vier Jahren ist der Kiosk in den Seeanlagen abgebrannt. Nun wird um seinen Neubau bereits seit Längerem gestritten.

(Foto: Georgine Treybal)

Bürger ärgern sich über gefällte Bäume und teuren Kioskbau

Von Peter Bierl, Dießen

Zwei schöne alte Linden wurden im vergangenen Jahr in Dettenschwang umgehauen, vor kurzem traf es die Kastanien im alten Biergarten des Dießener Ortsteils, die angeblich fast 150 Jahre alt waren. Schon vor sechs Jahren hatte eine Teilnehmerin in einer Bürgerversammlung vergebens gefordert, endlich eine Baumschutzverordnung zu erlassen. Am Donnerstag stand erneut ein solcher Antrag auf der Tagesordnung. Die Fällung markanter Bäume ist seit Jahren ein Streitfall in der Marktgemeinde.

Der amtierende Bürgermeister Peter Fastl (FW), der derzeit Herbert Kirsch vertritt, erklärte der Bürgerin sofort, warum er von einer Baumschutzverordnung nichts hält. Fünf Mal sei das Thema schon im Gemeinderat verhandelt und abgelehnt worden. Sollte eine solche Verordnung erlassen werden, würden die Grundeigentümer vorher alle Bäume fällen. "Mit dem Argument kann man in 30 Jahren noch alles umholzen", wandte ein Bürger ein. "Ich bin dagegen", beharrte Fastl. Im Übrigen gelte, "Baurecht bricht Baumrecht", erklärte er. Doch so einfach ist es nicht: Wie der Name schon sagt, sind Baumschutzverordnungen gerade dazu da, besondere, etwa alte und große Exemplare zu schützen. Eine weitere, umständlichere Möglichkeit ist, einzelne Bäume über Bebauungspläne zu schützen. Dann brauchen Bauherren eine Ausnahmegenehmigung von der Gemeinde, bevor sie fällen dürfen. Wer einfach so die Kettensäge anwirft, riskiert ein Bußgeld zwischen fünf und einer halben Million Euro.

Der zweite Aufreger des Abends im Unterbräu, zu dem nur etwa 40 Bürger erschienen, war der Kiosk am Dampfersteg. Nachdem der Vorschlag des Gemeinderates bei einem Bürgerentscheid durchgefallen war, schrieb die Kommune einen Wettbewerb aus. 164 Teilnehmer reichten ihre Vorschläge ein. Der siegreiche Entwurf soll nun für 330 000 Euro verwirklicht werden. Fastl kündigte an, dass die Bauarbeiten Mitte August beginnen. Fertig werden soll das Gebäude im Frühjahr 2019. In der Zwischenzeit wird wieder eine Container aufgestellt, ein Provisorium, das viele sowieso für die einfachste und beste Lösung halten. Hätte man den Kiosk nach dem Brand einfach so wieder aufgebaut wie vorher, "wäre der Rattenschwanz an Zeit und Geld nicht nötig gewesen", rügte ein Bürger. Er protestierte auch gegen Versuche, die Schuld dafür auf die Initiatoren des Bürgerentscheids abzuwälzen.

"Das Verfahren ging nicht schneller", antwortete Fastl. Der zweite Bürgermeister verwies auf die Soccer-Box, die am Fußballplatz errichtet werden soll. Der Bau ziehe sich auch, wegen der Auflagen der Behörden. "Wir müssen sogar eine Gasdrainage legen, obwohl gar kein Gas im Untergrund messbar ist", berichtete er. Die Anlage soll für rund 110 000 Euro gebaut werden, wobei der MTV Dießen und das Leader-Projekt die Hälfte der Kosten stemmen. Als ziemlich günstig lobte eine Bürgerin die 18 Sozialwohnungen, die in Neudießen errichtet werden sollen. Sie werden wohl um die 5,5 Millionen Euro kosten, der Rohbau soll noch zum Jahresende fertig sein, kündigte Fastl an. Ein zweiter Bürgerantrag forderte, das Strandbad in Sankt Alban schon um acht Uhr zu öffnen, statt um neun Uhr. Immerhin habe der Rat die Gebühren erhöht und die Schlüssel, die viele Bürger besitzen, sollen eingesammelt werden. "Das können wir nur mit dem Pächter zusammen machen", sagte Fastl in Bezug auf eine frühere Öffnung. Das Hauptproblem sei die Haftung, die nur gesichert sei, wenn ein Bademeister das Geschehen beaufsichtige. Die Gemeinde suche nun noch nach Lösungen und lasse sich juristisch beraten. "Wir arbeiten intensiv daran", versicherte Fastl dem Publikum.

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