Dießen:"Geld ist nicht alles"

Trotz der sehr mäßigen Besucherzahlen ziehen die Veranstalter Tom Bohn und Jürgen Fahrenholtz ein positives Resümee nach dem ersten Magic Lake Festival. Sie wollen weitermachen.

Von Armin Greune, Dießen

Nach dem Festival ist vor dem Festival, und zum Jammern gibt es keinen Grund: So lässt sich die Haltung von Magic-Lake-Initiator Tom Bohn nach der Premiere seines Events am vergangenen Wochenende zusammenfassen. Zwar konnten nur insgesamt 2300 Eintrittskarten verkauft werden, obwohl man doch für Freitag und Samstag jeweils 3000 Besucher anvisiert hatte. "Aber Geld ist nicht alles, was zählt", sagt Bohn. Die zunächst hohen Erwartungen an den Publikumszuspruch hätten die Organisatoren schon im Vorfeld relativieren müssen: "Erfahrene Festivalleute haben dazu gesagt, träumt weiter." Und auch Bohn selbst hat mit seinem Independent Filmfestival schon erlebt, welches finanzielles Risiko eine Premiere beinhaltet: "Beim ersten Snowdance haben wir im Vorverkauf gerade mal 17 Karten verkauft."

Dießen: Magic Lake Festival

Wenig Masse in der Kasse. Zum Magic Lake Festival kamen nur wenige Besucher.

(Foto: Nila Thiel)

Inzwischen steht vom 26. Januar an bereits die fünfte Auflage von Snowdance bevor. Und auch das Magic Lake Festival in Dießen soll 2018 wieder stattfinden: "Wir machen weiter - auf jeden Fall!", stellt Bohn noch mal klar. Das Konzept wollen er und Mit-Geschäftsführer Jürgen Fahrenholtz aber überarbeiten: So sollen künftig auch reine Tageskarten "für wenig Geld" angeboten werden, bei den Abendkonzerten werde dann extra Eintritt verlangt. Generell sei Magic Lake ja mehr als eine Musikveranstaltung: "Wir sind auf dem Weg, ein Kulturfestival zu werden", so Bohn.

Dießen: Magic Lake Festival

Die Festpremiere mit Gruppen wie "Hexagon" dürfte ein Minusgeschäft gewesen sein.

(Foto: Nila Thiel)

Dass Magic Lake das Potenzial zum Kult-Festival hat, konnten am Wochenende wohl alle Besucher feststellen. Seine Atmosphäre verdankt es auch dem sicheren Gefühl für Ästhetik und der Aufmerksamkeit, die das Organisationsteam vielen Nebenaspekten schenkte. Hinter den bunten Arrangements auf dem ehemaligen Volksfestgelände, die einen beschwingten, leichtfüßigen Charme entwickelten, steckte freilich viel harte Arbeit: 120 Mitarbeiter waren beim Aufbau beschäftigt.

Dießen, Magic Lake Festival

Hauptsache, "der Jubel rollt", wie auf diesem Essensstand zu lesen war.

(Foto: Georgine Treybal)

Bohn sieht "unsere Mühe und den Aufwand absolut belohnt" und ist mit dem Verlauf des Festivals "sehr zufrieden: Wir haben eine Marke gesetzt." Ob Besucher, Standbesitzer oder Künstler: "Alle wollen sie wiederkommen". Gerade unter den Musikern spreche sich das entspannte Ambiente und der einzigartige Zauber des Festivals herum, für die Neuauflage 2018 erwartet Bohn daher viele zusätzliche Bewerber. In seinem Hauptberuf darf der Regisseur demnächst wieder mit sicheren Einnahmen rechnen. Gerade hat er das Drehbuch für seine nächste "Tatort"-Folge fertiggestellt: Von November an wird er den Lena Odenthal-Krimi in Baden-Baden drehen.

David Hauer vom Dießener "Mercatino" hat mit seinen italienischen Spezialitäten zur Vielfalt und zum hohen Standard des gastronomischen Angebots beim Magic Lake beigetragen: "Wir haben nur positives Feedback erhalten", berichtet er, "aber natürlich noch kein Geld verdient". Immerhin musste er fast keine Lebensmittel wegwerfen: "Unsere letzten Paninis haben wir am Sonntagnachmittag zum Dumpingpreis verkauft oder an Mithelfer verteilt", sagt Hauer. Die Veranstalter zeigten sich ähnlich generös und boten den Besuchern vom Samstagabend an, mit ihrem Bändchen am Sonntag bei freiem Eintritt wiederzukommen.

Für die Polizei fällt die Bilanz durchweg positiv aus: Man habe kein einziges Mal tätig werden müssen, sagt Dießens Dienststellenleiter Alfred Ziegler. Auch er bescheinigt dem "absolut störungsfreien" Festival eine "lockere und friedliche Stimmung".

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: