Dießen:Der Bach als Gefahrenquelle

Dießen, Mühlstrasse Umbau

Bisher können die Kinder direkt ans Wasser - dort wo im Bild rechts der Bauzaun stand. Nun fordert die Gemeindeunfallversicherung ein Geländer.

(Foto: Georgine Treybal)

Eigentlich wollte die Gemeinde Dießen den Wasserlauf mitten im Ort erlebbar machen. Nun sieht sie sich aus versicherungstechnischen Gründen gezwungen, eine Absperrung zu errichten

Von Armin Greune, Dießen

Um den Anforderungen des Gemeindeunfallversicherungsverbands gerecht zu werden, muss der Mühlbach in Dießen mit technischen Konstruktionen gesichert werden. Eigentlich ist am sogenannten Absturzbecken zwischen Kino und Ingeborgbrücke ein kleiner Platz mit Bänken und Stufen zum Wasser geplant, der zum Aufenthalt und Planschen einlädt. Schließlich war es erklärtes Ziel der Umgestaltung von Mühlstraße und -bach, den Gewässerlauf "erlebbar" zu machen. Als im September erstmals eine Absicherung des Beckens mit Geländern zur Debatte stand, schlugen deshalb im Gemeinderat die Wellen der Empörung hoch.

Inzwischen aber hat eine Ortsbesichtigung mit den Planern und Vertretern der Versicherung stattgefunden. Das Ergebnis sei, dass ein Geländer "ab einer gewissen Höhe" notwendig sei, wie Bürgermeister Herbert Kirsch (DB) am Montag berichtete. In Zusammenarbeit mit dem Planer Klaus Immich soll nun eine Lösung gefunden werden, die möglichst wenig Verbauung mit Gittern und Pfosten vorsieht.

Der Architekt blickte kurz auf die Entwicklung seiner Planung zurück. Im April hatte sich der Gemeinderat endgültig von der Idee verabschiedet, unterhalb des Kinos ein Wasserkraftwerk zu errichten. Baukosten von 80 000 Euro stand ein geringer Stromertrag gegenüber, das 4,80 Meter hohe Wasserrad hätte eine hohe Lärmbelastung der Anlieger zur Folge gehabt und müsste zum Schutz von Kindern eingehaust werden. Der kleine, nur 80 Zentimeter tiefe Pool am zwei Meter hohen Absturz sei als "Tosbecken" zur Geräuschminderung konzipiert, erklärte Immich. Die Geländerumfassung habe dem Gemeinderat "nicht so gefallen", aber im Prinzip sei "es doch noch machbar, zum Wasser zu kommen", sagte Immich.

Sein neuer Entwurf sieht nun drei Stufen mit je 39 Zentimeter Höhe zum Becken vor, weil die Versicherung erst ab 50 Zentimeter Absturzhöhe ein Geländer fordere. An den Rändern der bogenförmigen und mehrere Meter breiten Sitztreppe seien winkelförmige Sperren erforderlich, dazu müsse in das bereits errichtete Mauerwerk eingegriffen werden. Diese Lösung hätte auch den Vorteil, dass keine Barriere zu überwinden ist, um wieder ans Ufer zu gelangen, wenn jemand ins Wasser fällt. Kleinkinder wären allerdings nach Ansicht der Versicherung durch die Unterströmung im Becken gefährdet, fortgerissen zu werden. Deshalb wäre vor der untersten Treppenstufe "zu meinem Bedauern" doch noch ein fast 80 Zentimeter hohes Geländer nötig, sagte Immich.

Dies stieß bei vielen Gemeinderäten auf Kopfschütteln. Erich Schöpflin (SPD) fand, man dürfe "auch die elterliche Aufsichtspflicht nicht aus dem Auge verlieren." Hannelore Baur (SPD) fand es "widersinnig", die Sitztreppe abzuriegeln und meinte, "wir sollten uns nicht auf alles einlassen". Schließlich sei der Mühlbach vor dem Umbau auch ohne Absturzsicherungen ausgekommen. Daraufhin erklärte Vize-Bürgermeister Peter Fastl (FW), mit dem Umbau habe die Gemeinde einen anderen Maßstab geschaffen: "Wenn ein Bestand verändert wird, sind die Kriterien für einen Neubau anzuwenden". Zuvor war der Mühlbach Jahrzehnte lang in eine aufgeständerte Betonwanne gezwängt, aber überall zugänglich gewesen.

Nun bemüht sich der Gemeinderat um Schadensbegrenzung: Immich soll prüfen, wie der angeblich gefährlichen Unterströmung mit anderen Mitteln begegnet werden könnte. Dies ließe sich etwa mit einem Gitter unterhalb des Beckens unter der Ingeborgbrücke bewerkstelligen, sagt der Planer auf Nachfrage. Die Sperre würde den Durchlauf fast völlig verschließen und wäre so bei Hochwasser auch ein Hindernis für Treibgut.

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