Dießen:Das letzte Abenteuer

Beim 5. Dießener Kurzfilmfestival kann man auch Prominente auf der Leinwand sehen. Es dominieren aber immer noch die Abschlussarbeiten von Filmhochschulen

Armin Greune

- Weil die Flüchtlingswelle aus dem Süden nicht abreißt, schließt Bayern die Grenzen nach Österreich. Der junge Grenzer Bernie steht allein in der Bergidylle vor der schwierigen Aufgabe, diese Vorgabe der Politiker umzusetzen . . . "Welcome to Bavaria" ist der Titel des satirischen Kurzfilmprojekts, das am heutigen Dienstag Premiere beim 5. Dießener Kurzfilmfestival feiert. Unter der Regie von Matthias Kossmehl spielen Maximilian Brückner und Njamy Sitson, die Filmmusik steuert Christoph Well bei. Die prominenten Mitwirkenden machen deutlich, dass der Kurzfilm längst mehr ist als nur eine Ausbildungsstation für werdende Kino- und Fernsehschaffende - wenngleich auch im Dießener Festival Abschlussarbeiten der diversen Filmhochschulen dominieren.

In Zeiten, da globale Unterhaltungskonzerne die TV- und Lichtspielprogramme kontrollieren, bietet der Kurzfilm aber vor allem für die Zuschauer das letzte kinematografische Abenteuer: Oft stehen ungeachtet der Marktgesetze die Originalität einer Idee oder der filmischen Mittel im Vordergrund. Fast immer spielen die Streifen mit der Erwartung der Betrachter: Die müssen darauf gefasst sein, dass in den kommenden Minuten einfach alles geschehen kann.

Ob Minispielfilm oder Animation, Fiktion oder Dokumentation, Musikfilm oder experimentelle Kunst - in Dießen kann man vom 6. bis 9. November nahezu das gesamte Spektrum des Genres kennenlernen. Täglich sind in der Schützenhalle auf dem Augustinerberg um 18.30 und 21 Uhr jeweils zwei der insgesamt fünf Programmblöcke zu sehen, die von der Jugendjury ausgewählten Filme werden am Donnerstag um 20 Uhr im Ammersee-Gymnasium gezeigt. Unter den fünf Paketen, die der veranstaltende Heimatverein nach monatelanger Sichtung der fast 400 eingereichten Beiträge geschnürt hat, tragen zwei das Etikett "Dokumentarfilm". Das freilich darf nicht so tierisch ernst gesehen werden: Unter diese Rubrik fällt etwa auch "The Centrifuge Brain Project", eine witzige Persiflage auf den Ehrgeiz von technologiegläubigen Wissenschaftlern, die mit immer haarsträubenderen Konstruktionen gegen die Erdanziehungskraft kämpfen.

Den Auftakt heute nach der offiziellen Eröffnung in der Schützenhalle (Beginn ausnahmsweise 18 Uhr) macht jedoch ein seriöser Kurzspielfilm: In "Souterrain" von Erwin Häcker muss sich ein Einbrecher entscheiden, ob er sein in die Wohnung zurückgekehrtes Opfer vor einem anderen Verbrecher warnt. Der Streifen erhielt heuer beim Münchner Filmfest den "Shocking Shorts Award" - doch auch andere Filme dieses ersten Blocks sind schon ausgezeichnet worden: "Five Minutes Lovestory" von Robert Jenne bekam bereits fünf Preise. Conrad Tambours Animationsfilm "Der Besuch" war Festivalbeitrag in Cannes und trägt das Prädikat "besonders wertvoll", als Sprecher wirken renommierte österreichische Schauspieler wie Erwin Steinhauer mit. "Welcome to Bavaria" ist im dritten Block enthalten, der am Dienstag um 21 Uhr und am Donnerstag um 18.30 Uhr gezeigt wird. Nach jedem Block entscheiden die Zuschauer, welche Kurzfilme unter die besten zehn kommen. Aus diesen Favoriten wählt dann das Publikum am Samstag die Preisträger aus - die Karten für den Galaabend mit Preisverleihung und Filmparty sind freilich schon ausverkauft. Für alle übrigen Vorstellungen sind noch Plätze zu vergeben - auch für die am Freitag um 21 Uhr, wenn nicht nur vier "Dokus" einschließlich des "Brain Project" gezeigt werden, sondern auch zwei Filme von regionalen Filmemacherinnen: "Keine Zeit?" von Miriam Anton und Astrid Uhr sowie Eva Merz' "Mondnacht" laufen allerdings außerhalb des Wettbewerbs.

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