Dießen:Bunte Vielfalt

Dießen, Pavillion am See Ausstellung

Der Holzbildhauer Peter Wirsching hat sich auf die Herstellung von Ammersee-Fischen spezialisiert.

(Foto: Georgine Treybal)

Bei herrlichem Sommerwetter findet heuer der Kunsthandwerkermarkt in Dießen statt. Die Besucher sind kauffreudig, weil sich immer mehr Aussteller an den Kundenwünschen orientieren

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Dießen

Zwei Damen haben es sich auf einer Sitzbank am Stand von Claudia Rinneberg gemütlich gemacht und blicken über den See. Die Szene könnte aus einem Werbeprospekt für den Kunsthandwerkermarkt in Dießen sein, so entspannt wie die Frauen hier sitzen, mit einer Handtasche, die farblich exakt zum Stoffdesign der Bank passt. Die Kunsthandwerker auf dem Markt rund um den Pavillon in den Seeanlagen, der von der Arbeitsgemeinschaft Dießener Kunst veranstaltet wird, hatten wirklich Glück. Bei strahlendem Sonnenschein und sommerlichen Temperaturen drängten sich die Besucher schon gegen Mittag dicht an dicht auf der Promenade. Sie ließen sich weder von einzelnen Regenschauern, noch von den dunklen Gewitterwolken beeindrucken, die sich über dem Ammersee zusammenbrauten. Der Vorsitzende der Kunst-Arbeitsgemeinschaft, Wolfgang Lösche, zeigte sich deshalb hochzufrieden.

Der Markt, der nun schon seit 40 Jahren an Mariä Himmelfahrt stattfindet, sei zu einem fixen Termin für die Stammkunden geworden, sagte er. Nach seiner Erfahrung kommen viele Kunstinteressierte her, um die Handwerker einmal persönlich kennenzulernen. Alle 30 Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft stellen im Pavillon aus, 20 von ihnen haben zusätzlich noch einen eigenen Stand auf dem Gelände. Zum traditionellen Dießener Zinn- und Keramikhandwerk sind auch Goldschmiede, Maler und Bildhauer hinzugekommen. Das macht den Markt vielfältig und bunt. Lösche selbst präsentiert stolz Ausstellungsstücke in historischen Formen und Farben, wie etwa das weißblaue Muster oder ein Tulpenmuster, die bis in 17. Jahrhundert zurückgehen. Für das Efeuranken-Motiv, das speziell für Apotheker-Gefäße verwendet wurde, war Dießen schon im 16. Jahrhundert bekannt. Natürlich stellt Lösche auch moderne Keramik her. Neu ist beispielsweise eine gelbe Glasur in steinartiger Optik.

Auch Gabriele Buchner von der Keramikwerkstätte Hudler stellt neben ihren modernen Entwürfen in frischen, leuchtenden Farben noch Gefäße nach historischem Vorbild her. Ihre Großeltern hatten in Anlehnung an das chinesische Porzellan eine spezielle Fayence-Malerei entwickelt. Hierbei wird mit dem Pinsel direkt auf die rohe Glasur gemalt. Sehr traditionell arbeitet auch der Kunstschmied Walter Spensberger. Normalerweise schmiedet er vor Ort. Das muss dieses Mal ausfallen, weil er seinen alten Blasebalg restaurieren lassen muss. Er hat aber bislang noch keinen Handwerker gefunden, der diese Arbeit noch macht. Dafür führt seine Tochter Magdalena, eine gelernte Goldschmiedin vor, wie man Naturschmuck aus Mohnkapseln herstellt. Holzbildhauermeister Peter Wirsching hat sich auf die Herstellung von Ammersee-Fischen spezialisiert. Man könne nur auf dem Markt bestehen, wenn man Artikel anbiete, die die Kunden auch kaufen, sagt der Bildhauer, der früher Kirchen ausgestattet hat. "Es ist schwieriger geworden, für uns alle. Man kämpft immer gegen den Preis."

Die Goldschmiedin Ilse von Schweinitz und die Malerin und Künstlerin Annunciata Foresti haben sich ebenfalls auf Kundenwünsche eingestellt und bieten spezielle Entwürfe an, die auf dem Dießener Markt auch gekauft werden. Die Zinnmanufaktur Wilhelm Schweizer liefert bis in die USA. Für den US-Markt werden spezielle Halloween-Figuren hergestellt. Vorwiegend von den Psychologen unter ihren Stammkunden werden die Tonfiguren der Bildhauerin Christl Angele-Scheffold gekauft. Jede Figur stellt einen speziellen Charakterzug dar. Katharina Ranftl, Bildhauerin und Neumitglied im Arbeitskreis, kann über einen Mangel an Nachfrage nicht klagen. Von den 200 "Montagsfiguren", die sie hergestellt hat, sind schon 195 verkauft.

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