DIE GUTEN GEISTER:Die Sturmerprobte

Magdalena Rascher

Magdalena Rascher.

(Foto: privat)

Magdalena Rascher erlebt viel als Filmvorführerin

So ein Film-Open-Air am Wasser, das ist "der beste Job der Welt", sagt Magdalena Rascher. Zumindest an einem lauen Sommerabend. Aber es geht auch anders: Beim Fünfseen-Festival 2016 leiteten Robert Thalhofer und Rascher die Freilicht-Vorstellungen am Wörthsee, als ein übles Gewitter aufkam, fast schon passend zu "The Revenant". In dem Western-Thriller schlägt sich Leonardo DiCaprio in der Rolle des Trappers Hugh Glass bei Eiseskälte durch und überlebt einen Schneesturm nur, weil er sein totes Pferd aufschlitzt, ausnimmt und sich nackt in den noch warmen Körper legt.

Bei strömenden Regen also und heftigen Böen lief in Wörthsee "The Revenant", ausgerechnet der längste Film des Festivals mit mehr als zweieinhalb Stunden Dauer. Rascher und Thalhofer standen die ganze Zeit an der Leinwand, um sehen zu können, ob die gummigelagerte Aufhängung der Projektionsfläche durchhält oder reißt. Denn das wäre der Gau: ein Kollaps der Leinwand, die sich bei starkem Wind aufbläht wie ein Segel. Sie kann nicht so schnell repariert werden, Ersatz gibt es auch keinen. Was im Endeffekt heißt: Wenn das Ding kaputt geht, fallen alle Freiluft-Vorstellungen an diesem Ort ins Wasser. In Wörthsee ging zum Glück alles gut, aber am Ende waren die Zwei fertig und klatschnass, "wir sahen aus, als hätten wir im See gebadet". Zusammen mit ihnen harrten nur noch zwei Zuschauer aus: Regisseurin Felicitas Darschin und einer ihrer Freunde.

"Open-Air ist ein Glücksspiel", sagt Rascher deshalb. Mal lässt sich der Job simpel an, mal ist er unglaublich anstrengender. Das Wetter sei eben nicht vorhersehbar, gerade an den Seen könne schnell ein Gewitter aufziehen - und in fünf Minuten vorbei sein oder auch nicht. Die Filmvorführer an Ort und Stelle sind dabei auf sich gestellt: Sie müssen die Probleme selbst lösen, sollen nicht zu früh abbrechen, aber auch nicht die Technik gefährden. Letztlich bleibt Rascher und ihren Kollegen nur, nach Gefühl zu entscheiden.

Die zierliche 25-Jährige aus Gilching kam zum Fünfseen-Kinoevent, weil Festivalleiter Matthias Helwig ihr Stiefonkel ist. Seit sechs Jahren ist sie dabei. Sie übernahm schon so ziemlich alles, war Vorführerin im Kino und moderierte Filme an. Heuer unterstützt sie Teamleiterin Natalie Papapetrou im Gautinger Lichtspielhaus und "hilft überall, wo es brennt". Bald wird Rascher dem Kino verloren gehen: Die junge Frau wird Lehrerin am Gymnasium und im Februar 2018 ihr Referendariat antreten. Ihr Staatsexamen in Deutsch und Geschichte hat sie gerade bestanden.

Die SZ stellt in der Serie "Die guten Geister" Mitarbeiter des Festivals vor: den jungen Mann, der an der Kinokasse sitzt, genauso wie die Gästebetreuerin und die Open-Air-Filmvorführerin.

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