Demo gegen Mückenplage:Angst vor kleinen Tieren

Demo wegen Mückenplage

Bürger vom Westufer des Ammersee demonstrieren in Stegen gegen die diesjährige Mückenplage.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Die Bürgerinitiative "Mückenplage nein danke" fordert bei einem Aktionsabend mehr Schutz vor Schnaken

Von Patrizia Steipe, Stegen

Zu Tausenden lauern sie in den feuchten Überschwemmungsgebieten auf ihre Blutmahlzeiten. Die Opfer sind vor allem Menschen. "Wenn man vor die Tür geht, wird man aufgefressen", klagte Philipp Wagner von der Initiative "Mückenplage nein danke". Eine Familie aus Dießen stimmte zu: "Beim Aussteigen aus dem Auto wurden wir im Frühjahr von einem Pulk von Mücken attackiert." 15 Stiche habe er vom Autostellplatz bis in sein Haus gezählt, so Wagner. "Unerträglich" sei die Situation und die Betroffenen befürchten, dass es angesichts der häufiger werdenden Überschwemmungen immer schlimmer mit den Mücken werden wird.

Bei einem Aktionsabend hat die Initiative "Mückenplage nein danke" den Biologen Matthias Galm eingeladen. Seit etwa 30 Jahren bekämpft der Leiter der Ludwigshafener Kommunalen Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage (KABS) die Invasion der kleinen Blutsauger am Rhein. Etwa 100 Demonstranten wanderten mit ihm am Ammersee gemeinsam vom Parkplatz Stegen zu den Brutstätten der Mücken in den Wiesen vor Eching. Ausgestattet waren sie mit Mückenklatschen, die Oliver Grüner aus Bierfilzln mit dem BI-Logo - eine Schnake mit Blutstropfen vor den Umrissen der Landkreisseen - gebastelt hatte. Im Moment habe sich die Situation entspannt, berichtete der Echinger Bürgermeister Siegfried Luge. Wegen der Trockenperiode seien die Mückenlarven ausgetrocknet, doch es brauche nur stark zu regnen und aus den Eiern, die zehn Jahre im Erdreich überleben können, werden neue Mücken. Dabei sind längst nicht alle Bereiche des Ammersees von der Mückenplage betroffen. "Lokalintensiv" sei es im Bereich des Ampermooses im Norden, im Süden in der Verlandungszone der Ammer, in der Herrschinger Bucht und im Bereich zwischen Ammer- und Pilsensee.

Mit einem Schöpfer nahm Galm eine Probe aus einer Pfütze. Deutlich erkennbar zappelten ein paar Larven in der Flüssigkeit. Ob es sich um Schnaken handelte, könne allerdings erst eine Analyse klären. Dass die Initiative aus einer Mücke keinen Elefanten mache, stehe aber fest, so der Biologe. In einer Falle seien vor kurzem 2000 Larven gefunden worden, "da kann man schon von einer Plage sprechen".

Galms Verein hat sich auf die Bekämpfung der Stechmücken spezialisiert, von denen es in Deutschland 50 verschiedene Arten gibt. Er würde gerne auch am Ammersee aktiv werden. Dazu müssten möglichst viele Anrainergemeinden mit ins Boot geholt werden. "Wenn alle mitmachen, dann kostet es 1,30 Euro pro Person", sagte der Schondorfer Gemeinderat Rainer Jünger. Dabei gehe es keinesfalls darum, die Mücken auszurotten. "Wir wollen sie auf ein normales Maß zurückdrängen." Dafür soll der Krankheitserreger BIT (Bacillus Thuringiensis Israelensis) helfen. Er ist für Mensch und Tier ungefährlich, wirkt aber tödlich auf Mückenlarven. Das Pulver mit den Krankheitserregern wird mit Sand und Öl gemischt oder in Eiswürfeln gebunden und per Hand, mit der Spritze oder mit dem Hubschrauber verteilt. Das Mittel wird nach wenigen Stunden von der Natur abgebaut. Wenn es bei der Nachkontrolle noch immer zu viele Mückenlarven gibt, kann die Maßnahme wiederholt werden.

Bis es soweit ist, müssen die Gemeinderäte Anträge beschließen und Genehmigungen von den Naturschutzbehörden einholen. Um Druck zu machen, hat die Bürgerinitiative eine Unterschriftenaktion gestartet.

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