Debatte um Aldi-Zentrallager:Discounter könnte am Flughafen landen

Alle wollen das Aldi-Lager - nur Gilching wehrt sich: Der Gemeinderat wird voraussichtlich mehrheitlich gegen die Ansiedlung stimmen. Für diesen Fall hat Gauting bereits Pläne.

Wolfgang Prochaska

Die Kritik an den umstrittenen Ansiedlungsplänen des Discounters Aldi wächst in Gilching weiter. Die CSU hat nun ein Flugblatt für "alle Bürger" aufgelegt, in dem sie ihre ablehnende Haltung verdeutlicht. Bekanntlich wollen alle acht CSU-Gemeinderäte gegen die Aldi-Pläne im Gemeinderat stimmen, so dass der Discounter kaum Chancen haben dürfte, sein 30 Millionen Euro teures Zentrallager nahe dem Gewerbegebiet Süd zu errichten. Im August hatte der Discounter per Flugblatt dafür geworben und die Vorteile herausgestellt, unter anderem die Gewerbesteuereinnahmen von 400.000 Euro pro Jahr.

ALDI Eichenau

Sein jetziges Zentrallager in Eichenau kann Aldi nicht erweitern, deshalb plant der Discounter den Umzug ins Fünfseenland.

(Foto: FFB)

Jetzt kontert die CSU ebenfalls mit einem Flyer, allerdings kritischer Natur. Darin geht sie noch einmal auf den "massiven Eingriff in den Landschaftsschutz" und die "stark verschärfte Situation" durch den Lastwagenverkehr ein und bezweifelt auch die möglichen Gewerbesteuereinnahmen. In dem Flugblatt unterstützen die Christsozialen auch die Ansicht vieler Unternehmer im Gewerbegebiet Süd. Diese sehen das Hightech-Areal beschädigt, sollte sich Aldi ansiedeln. Bei der Abstimmung im Gemeinderat über die Discounter-Pläne am 21. September dürfte nach jetzigem Stand eine sichere Mehrheit das Projekt ablehnen. Das glaubt auch der Gilchinger Bürgermeister Manfred Walter (SPD).

Die Aufregung ist in der Nachbargemeinde Gauting, die sich mit Gilching das Aldi-Areal teilen würde, nicht verborgen geblieben. Gautings Gemeindechefin Brigitte Servatius (SPD) hält sich aber mit Kommentaren zurück, was auch verständlich ist, da die Würmtalgemeinde den Discounter samt Zentrallager mit offenen Armen ganz aufnehmen möchte, sollte sich Gilching gegen eine Ansiedlung entscheiden. "Bevor der Gilchinger Gemeinderat nicht getagt hat, wird es von unserer Seite keine Kommentare geben", sagte Servatius am Donnerstag auf Anfrage. Die Grundstücke für Aldi auf Gautinger Flur stünden jedenfalls zur Verfügung.

Nach SZ-Informationen deutet sich aber eine andere Alternative an, die baurechtlich kaum Probleme machen würde und von der die Würmtalgemeinde alleine profitieren könnte: eine Gewerbefläche am Sonderflughafen Oberpfaffenhofen. Tatsächlich hat der Eigentümer des Dornier-Geländes, der Technologiekonzern EADS, vor zwölf Jahren den Gautingern eine 3,5 Hektar große Fläche im nordöstlichen Teil des Flughafens zur Verfügung gestellt. Auf dem Areal liegt Baurecht, und es ist samt Zufahrtsstraße planfestgestellt, was bedeutet, dass man sofort loslegen könnte. Die Pläne wurden damals aber nie weiterverfolgt, weil es Streit um den Ausbau des gesamten Dornier-Geländes zum Großgewerbegebiet gab und ein Bürgerentscheid der Flughafengemeinde Weßling die EADS-Pläne stoppte.

Offiziell hält Bürgermeisterin Servatius von dieser Alternative nichts. "Das ist rechtlich viel zu kompliziert und zudem bebaut", sagte sie am Donnerstag der SZ. Tatsächlich liefen im Hintergrund aber schon im August Gespräche über diese Lösung, die wegen der Ferien unterbrochen wurden. Die Fläche dort sei vernünftig groß und zudem versiegelt, meint ein Insider. Zudem könne man auf den Eingriff in den Bannwald verzichten. Dass die Erschließungsstraße just über Gilchinger Flur verlaufen würde, wüssten zwar einige Gilchinger, aber noch nicht alle.

Und, sollte es auch in Oberpfaffenhofen nichts werden mit dem Aldi-Lager, dann stünde offenbar noch Germering bereit.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: