Dachsanierung an der Grundschule:Gescheitert am Vergaberecht

Andechs Erling Grundschule

Das Dach der Grundschule muss schon lange saniert werden. Bisher wird es regelmäßig von einem ortsansässigen Handwerker repariert.

(Foto: Georgine Treybal)

Weil Kommunen den günstigsten Anbieter bevorzugen müssen, kommt es im Andechser Gemeinderat zu heftigen Diskussionen

Von Ute Pröttel, Andechs

Von seinem Büro in Erling blickt Dachdecker Christian Koder direkt auf die Carl-Orff-Grundschule. Seine Tochter besucht dort die erste Klasse. Seit gut acht Jahren klettert er in schöner Regelmäßigkeit auf das Dach der Grundschule und bessert das Blechdach aus. Das beim Bau der Schule verwendete Titanzink löst sich nämlich von der Unterseite her auf. Rückseitenkorrosion nennt das der Fachmann. Das gesamte Dach müsste längst erneuert werden. Doch der Gemeinde fehlte bislang das Geld den Auftrag für die vier Dachflächen in einem auszuschreiben. Die Auftragssumme würde außerdem eine deutschlandweite Ausschreibung nötig machen.

Aufgrund ihrer zuletzt verbesserten Finanzlage hat sich die Gemeinde nun aber doch durchgerungen, die vier Dachflächen, eine nach der anderen, sanieren zu lassen. Die niedrigere Auftragssumme erlaubt eine beschränkte Ausschreibung, bei der das Bauamt der Gemeinde gezielt Betriebe zur Abgabe eines Angebotes anschreiben kann. Allerdings schreibt das im Jahr 2016 reformierte Vergaberecht eine Einholung von Angeboten aus unterschiedlichen Landkreisen vor. So geschehen. Zu vergeben sind die Arbeiten, die von Steuergeldern bezahlt werden, an den günstigsten Anbieter. Das war im Fall des Schuldachs von Andechs nicht der örtliche Handwerker, sondern ein 40 Kilometer entfernter Betrieb. Darüber hinaus aus einem anderen Landkreis.

Als es nun in der Gemeinderatsitzung vom Dienstag um die Vergabe der Arbeiten ging, entbrannte eine intensive Diskussion über die Vergaberegelungen. Insbesondere die zweite Bürgermeisterin Christine Hirschberger (Bürgergruppe) machte ihrem Ärger Luft: "Das ist ja entsetzlich", sagte sie. Und hinterfragte, was für einen Sinn einzelne Projekte unter dem Siegel Klimapakt machen würden, wenn per Verordnung Auftragsvergaben mit Anfahrten von vielen Kilometern zwingend wären. "Da können wir doch unsere ganze Arbeit hier drinnen in die Tonne treten." Walter Kellner (Grüne) mahnte an, ökologischen Kriterien bei solchen Ausschreibungen mehr Gewicht zu verleihen. Stefan Dorn (CSU) wollte wissen, mit welchen Konsequenzen die Gemeinde zu rechnen hätte, wenn der Rat die Arbeiten an den teureren Anbieter geben würde. "Dadurch entsteht dem günstigsten Anbieter ein Schadenersatzanspruch in Höhe seines Angebotes", erklärte der geschäftsführende Beamte der Gemeinde, Max Pänzinger.

Das Angebot von Dachdecker Christian Koder belief sich auf 36 290 Euro. Die Konkurrenz unterbot mit 35 597 Euro. Der Rat konnte sich nicht zu der Auftragsvergabe durchringen und lehnte das Angebot mit 7 : 7 Stimmen ab.

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