CSU-Kreisversammlung in Andechs:"Unehrlich und heuchlerisch"

Andechs: neuer Kreisvorstand CSU

Immer lächeln (v.li.): Andreas Lechermann, Stefan Frey, Stefanie von Winning, Andrea Reichler und Michael Plaß.

(Foto: Nila Thiel)

Winfried Kössinger rechnet bei der CSU-Kreisversammlung in Andechs mit Vorsitzender Stefanie von Winning ab. Grund ist die Niederlage von Stephan Ebner als Bundestagsbewerber. Winning wird mit nur 85 Prozent gewählt

Von Wolfgang Prochaska, Andechs

Knapp drei Monate vor der Bundestagswahl hat die Starnberger Kreis-CSU auf ihrem Parteitag am Freitagabend in Andechs ein zwiespältiges politisches Bild abgeliefert. Zwar wurde die amtierende Vorsitzende Stefanie von Winning in ihrem Amt bestätigt, aber sie erhielt bei der Wahl 18 Nein-Stimmen von insgesamt 123 Delegierten, sodass sie mit nur 85 Prozent gewählt wurde. Vor zwei Jahren waren es nur fünf Gegenstimmen. Winning hatte zudem keinen Gegenkandidaten. Was war passiert?

Winning und ihr Vorstand hatten wohl unterschätzt, wie schmerzhaft die Niederlage für Stephan Ebner, Gautinger Ortsvorsitzender und Landesgeschäftsführer der Jungen Union, gewesen sein musste, der als Starnberger Bewerber für ein Bundestagsdirektmandat im neuen Wahlkreis vorgesehen war. Er unterlag im vergangenen Oktober bei der Abstimmung in Germering deutlich dem Denklinger Bürgermeister Michael Kießling, da etwa 20 Delegierte aus dem Starnberger Kreisverband dem Gautinger die Gefolgschaft verweigert hatten. Danach geriet Winning innerhalb ihrer Partei ins Kreuzfeuer der Kritik. Obwohl sie eine "Aufarbeitung" versprach, gärte es weiter bei der CSU, vor allem bei der Gautinger. An diesem Freitagabend in Andechs knallte es dann.

Nachdem der neue Bundestagskandidat Kießling seine politischen Vorstellungen skizziert, Winning ihren Rechenschaftsbericht absolviert - sie dankte dabei Stephan Ebner ausdrücklich für sein aktuelles Engagement im Wahlkampfteam - und Schatzmeister Michael Plaß die Zahlen bekanntgegeben hatten, ging Winfried Kössinger ans Mikrofon. Der Notar und Ehemann der Gautinger CSU-Bürgermeisterin Brigitte Kössinger meinte mit scharfer Stimme: Er wolle jetzt nicht "rumdrucksen" und bemängelte danach die fehlende Offenheit vor der damaligen Wahl gegenüber Ebner. Dies sei "etwas unehrlich und heuchlerisch". Er nahm mit seiner Kritik besonders Winning ins Visier. "Ich möchte eindringlich ersuchen, diese Haltung aufzugeben und nicht einfach laufen zu lassen." Man habe die große Chance verpasst, einen Kandidaten aus diesem Landkreis nach Berlin zu schicken. Bisher habe man immer "Vertreter von draußen importiert". Der Kreisverband müsse sich vorher mit dem Betroffenen zusammensetzen und auch mal nein sagen können, wenn Bedenken sind. "Das müssen unsere Mitglieder aushalten." Applaus.

Es war die Feldafinger Landtagsabgeordnete Ute Eiling-Hütig, die Winning und den Vorstand verteidigte. Sie könne verstehen, dass eine Wahlniederlage wehtue, auch sie habe diese Erfahrung als Bürgermeister-Kandidatin machen müssen. Aber sie habe wie der gesamte Kreisvorstand mit Ebner offen gesprochen. "Ich bedauere, dass solch giftige Note reinkommt." Riesiger Applaus. Beklommen schauten nur Winning und Kießling. Bei den Neuwahlen brachte Winning aber ihr "eingespieltes Stellvertreterteam" aus Stefan Frey (118 Stimmen, Starnberg), Eva-Maria Klinger (109, Gauting), Manfred Herz (106, Gilching) und Andreas Lechermann (103, Weßling) durch. Landrat Karl Roth war wegen einer Klausur nur per Video-Botschaft anwesend. Darin hatte er Winning "wärmstens" als Vorsitzende empfohlen.

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