Busfahrer des Jahres:Leidenschaftlich gern am Steuer

Traubing Busfahrer Franz Baumgartner

Franz Baumgartner ist eigentlich gelernter Landwirt. Mittlerweile trifft man ihn auf der Linie 958 zwischen Andechs und Tutzing an.

(Foto: Nila Thiel)

SZ-Leser wählen Franz Baumgartner aus Gauting zum besten Busfahrer im Landkreis. Er legt Wert auf Pünktlichkeit und gibt seinen Fahrgästen obendrein wertvolle Tipps.

Interview von Astrid Becker, Traubing

Wenn man Franz Baumgartner fragt, warum er als Rentner noch immer als Busfahrer arbeitet, bekommt man meist nur eine Antwort: "Weil es mir Spaß macht." Der 67-jährige gebürtige Gautinger setzt sich aber nicht nur gern hinter das Steuer seiner Linie 958, die zwischen Andechs und Tutzing verkehrt. Seine Fahrgäste fahren auch mindestens ebenso gern mit ihm mit. Deshalb haben sie ihn nun in der gemeinsamen Aktion des Münchner Verkehrsverbunds (MVV) und der Süddeutschen Zeitung zum "Busfahrer des Jahres 2016" im Landkreis Starnberg gewählt - übrigens bereits zum zweiten Mal. Die SZ hat Franz Baumgartner bei sich zu Hause besucht und sich mit ihm über sein Leben unterhalten.

Herr Baumgartner, erst einmal herzlichen Glückwunsch. Haben Sie denn damit gerechnet, noch einmal zum Zug zu kommen?

Franz Baumgartner: Damit gerechnet? Nein. Aber gehofft habe ich es schon. Das ist ja eine wunderschöne Auszeichnung, weil sie eine Anerkennung ist. Weil das zeigt, dass die Leute schätzen, was man tut. Diesmal habe ich mir aber gar keine Chancen ausgerechnet, auch weil die Fahrgäste diesmal weniger Zeit hatten, ihre Stimme abzugeben. Andererseits ist es aber auch so, dass ich nur auf dieser Strecke zwischen Andechs und Traubing unterwegs bin. Da lernt man seine Leute im Bus mit der Zeit kennen und wartet schon mal, wenn die S-Bahn Verspätung hat. Zumindest so lange, wie es geht. Drei Minuten Spielraum hat man da immer. Mir ist aber wichtig, dass ich pünktlich bin, denn meine Fahrgäste müssen ja zum Zug, den dürfen sie nicht verpassen.

Fahren denn auch viele Touristen mit Ihnen?

Ja, natürlich. Mit denen ratsche ich dann schon auch einmal oder gebe ihnen Tipps, was Sie sich in der Gegend anschauen können. Sie sind dann immer glücklich und sagen oft, dass sie so etwas noch nie erlebt hätten. Das freut dann mich wieder.

Was erzählen Sie denn da?

Zum Beispiel, dass Traubing weit mehr als tausend Jahre besteht. In Richtung Machtlfing gibt es sogar 36 keltische Hügelgräber! Apropos: Haben Sie gewusst, warum ausgerechnet Machtlfing, das ja recht klein ist, zwei Kirchen hat? Weil da einst die Pfarrgrenze mitten hindurch ging: Der eine Teil gehörte zu Benediktbeuren, der andere zu Andechs. Oder ich erzähle den Leuten, dass Machtlfing der höchste und kälteste Ort im ganzen Landkreis ist. Er liegt zehn Meter höher als das Kloster Andechs und ist meist ein bis zwei Grad kälter als beispielsweise Traubing.

Apropos Traubing. Sie wohnen dort ja auch, fahren also, wenn sie in der Arbeit sind, täglich an ihrem Haus vorbei und können Ihrer Frau quasi zuwinken. Wollten Sie das so?

Ja, das habe ich mir ausbedungen, als ich vor vier Jahren angefangen habe, als Linienbusfahrer zu arbeiten. Bei vielen meiner Kollegen ist das anders. Sie müssen alle möglichen Strecken im Landkreis fahren. Ich nur diese. Wir fahren mittlerweile in zwei Schichten, einer von 5 bis 13.30 Uhr etwa, der andere dann bis 21.30 Uhr. Seit vier Jahren ist das so. Davor war ich Reisebusfahrer, aber das ging dann nicht mehr.

Was ist passiert?

Ich hatte Probleme mit der Bandscheibe. Und als ich dann eine Reisegruppe an den Gardasee fahren musste, ist es dann passiert. Beim Koffer aus dem Bus heben, bekam ich einen Bandscheibenvorfall. Da war mir klar, dass ich das so nicht mehr weitermachen kann. Ich fahre aber gern: Ich habe ja seit 1973 einen Busfahrschein und einen Fahrlehrerschein. Ich darf sogar Busfahrer ausbilden. Aber auch Traktorfahrstunden geben, oder Fahrstunden für Lastwagen und natürlich auch für Autos.

Klingt fast so, als wäre das Fahren eine echte Leidenschaft für Sie.

Ja, ich fahre gern. Meine Führerscheine habe ich einst bei der Bundeswehr gemacht. Ich war zwölfeinhalb Jahre dort, hatte mich verpflichtet, und habe mir das dann gewünscht. Das war damals eine gute Chance für mich, ich hatte nicht so viele Möglichkeiten.

Warum?

Ich habe eigentlich Landwirtschaft gelernt und meine Ausbildung auf verschiedenen Gütern absolviert. Auf Gut Delling zum Beispiel oder auch in Hadorf. Dann war ich auf der Landwirtschaftsschule in Mühldorf für die Betriebsleiter-Ausbildung. Ich hätte sogar gern Landwirtschaft studiert. Aber ich hatte nur die Mittlere Reife. Damals gab es eine Hochschulreform und ich hätte noch ein Jahr dranhängen müssen. Als Halbwaise fehlte mir dafür das Geld. Ich kam auch nicht aus einem eigenen Bauernhof raus. Und meine Frau Marianne hab' ich dann auch noch kennengelernt. Beim Kirchweihtanz in Unterbrunn Ende der Sechziger. In meiner Hadorfer Zeit, also 1968/69 war das schon. Dann bin ich eben zur Bundeswehr. Da habe ich dann später auch noch Sozialwissenschaften studiert, in Saarbrücken, also das Grundstudium absolviert.

Aber Bauer sind Sie dann auch noch geworden. Wie das?

Wir haben dann von der Familie meiner Frau in Traubing einen Hof gepachtet, den wir dann 20 Jahre bewirtschaftet haben, später auch zusammen mit unserem Sohn. Den Hof mussten wir dann aber irgendwann aufgeben. Leider. Aber heute bin ich ganz froh darum, weil wir nur 25 Milchkühe hatten. Das wäre heute ohnehin zu wenig, um davon leben zu können. Bis 2013 habe ich aber auch noch Lehrlinge in der Landwirtschaft ausgebildet.

Und dann sind Sie Busfahrer geworden?

Nein, das bin ich schon seit 1973. Ich bin nebenbei immer Busfahrer gewesen. Und ich hoffe, dass ich das noch lange bleibe. Und vielleicht werde ich dann ja sogar zum dritten Mal ausgezeichnet. Das wäre schön.

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