Bundestagswahlkampf:Andächtig statt angriffslustig

So blutleer wie die Landkreis-SPD auf ihrem Politischen Aschermittwoch agiert hat, kann man Bürger heute kaum überzeugen

Von Otto Fritscher

Wahlen werden immer häufiger - und man mag dies gut oder schlecht finden - durch Personen oder Emotionen bestimmt und gewonnen. Das heißt ja nicht, das jeder Wahlkämpfer gleich zum Demagogen werden muss, der mit der großen Keule um sich haut. Aber so blutleer, oder sollte man lieber sagen: so sachlich-staatsmännisch-getragen, wie die Landkreis-SPD auf ihrem Politischen Aschermittwoch agiert hat, so kann man Bürger außerhalb des eigenen Dunstkreises in heutigen Zeiten kaum überzeugen. Als Beleg für diese These mag die SPD-Fraktion im Starnberger Stadtrat dienen, die anerkannt gute Sacharbeit macht, aber von Wahl zu Wahl immer mehr an Schrumpfsucht leidet und von einstmals sieben Mandaten auf gerade mal zwei eingedampft worden ist. Mucksmäuschenstill war es im Saal, andächtig fast wie bei einer Messe, lauschten die Genossen ihrer Vorsitzenden Julia Ney. Von Aufbruchsstimmung, von Angriffslust war nichts zu spüren, auch wenn zehn Aufrechte persönlich beim Aschermittwoch mit Heilsbringer Martin Schulz in Vilshofen gewesen waren. Ney wird den Neu-Genossen noch erklären und vor allem zeigen müssen, dass es sie nicht in die "alte Tante SPD", wie Ney sagte, verschlagen hat, sondern dass sie in einer lebendigen Partei gelandet sind, in der man tatsächlich wieder an den Erfolg glaubt. Hier gibt es im Landkreis Nachholbedarf.

Spannend wird auch sein zu sehen, wie sich der CSU-Kandidat Michael Kießling im Wahlkampf gerieren wird. Bei seiner Vorstellung vor der Presse machte er einen moderaten Eindruck. Bleibt abzuwarten, ob er Ausdrücke wie "Bayern zuerst" in den Mund nehmen wird. Der Vorwurf seitens der SPD, er nehme sein Bürgermeisteramt nicht ernst und wolle nach drei Jahren Amtszeit schon in den Bundestag abheben, greift zu kurz. Nirgendwo steht, dass man erst mal Sitzfleisch in Kommunalparlamenten gezeigt haben muss, bevor man zu vermeintlich Höherem berufen ist.

Daran arbeitet die Noch-Nicht-Kandidatin der FDP, Britta Hundesrügge hinter den Kulissen. Demnächst findet die Aufstellungsversammlung statt und die "Kämpfernatur", wie sie sich selbst bezeichnet, will auf Listenplatz drei der bayerischen FDP kandidieren. Das wollen andere auch, und deshalb werden hinter den Kulissen schon Allianzen geschmiedet. Sollte Hundesrügge tatsächlich nach Berlin gehen, erwarten sie die großen Fußstapfen von Sabine Leutheusser-Schnarrenberger.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: