Bundestagswahl:Wähl' mal mit Gemütlichkeit

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Immer mehr Menschen im Landkreis entscheiden sich für die Briefwahl, allein in der Kreisstadt Starnberg machen mehr als 6400 Bürger ihr Kreuzchen daheim. An der Größe der Stimmzettel kann das kaum liegen

Von Carolin Fries, Starnberg

Gaby Dickmann aus dem Einwohnermeldeamt in Wörthsee hört in diesen Tagen viele Geschichten. Viele Bürger haben offenbar das Bedürfnis, ihre Entscheidung für die Briefwahl zu kommunizieren. Dass sie wegfahren und wohin, wie sie am Wahlsonntag terminlich derart durchgetaktet sind, dass für den Besuch in einem Wahllokal einfach keine Zeit bleibt, dass die Kinder zu Besuch kommen oder der Vater im Heim besucht werden muss.

"Ich habe sogar schon gehört, dass der Wahlzettel zu groß für die Wahlkabine sei und unheimlich kompliziert", sagt Gaby Dickmann. Die Rathausmitarbeiterin hört sich das alles an, meist schweigend. Die ganz individuellen Gründe für die Briefwahl interessieren sie nicht, ihre Aufgabe ist es, die Anträge zu bearbeiten. Für Gespräche hat sich auch gar keine Zeit, denn die Zahl der Landkreisbürger, die sich für das Kreuzchen daheim entscheiden, wächst stetig.

Die Briefwahl kommt immer besser an. Dieser Trend zieht sich durch den ganzen Landkreis. (Foto: Rolf Vennenbernd/doa)

An den Wahlzetteln der Bundestagswahl, zu der am Sonntag, 24. September, im Landkreis etwa 112 000 Menschen aufgerufen sind, kann es eigentlich nicht liegen. "Kompliziert ist das gar nicht, es sind ja auch nur zwei Kreuzchen", sagt Dickmann. "Und auch keine Riesenzettel." Insgesamt 1351 der 3763 Wahlberechtigten in Wörthsee hatten bis Mitte der Woche bereits die Unterlagen angefordert, "ein bisschen mehr als 2013", so Dickmann. War in den vergangenen Jahren die Nachfrage nach der Briefwahl groß, so war auch die Wahlbeteiligung groß. Doch ob das Interesse an der Wahl in der Tat groß ist, oder lediglich der Wunsch nach Bequemlichkeit, wird sich erst noch zeigen. Der Trend, daheim am Küchentisch seine Kreuzchen zu machen, zieht sich durch den ganzen Landkreis. In Gauting hatten bis Mitte der Woche 4610 Wahlberechtigte die Unterlagen zur Briefwahl angefordert und damit 32,42 Prozent. In Starnberg waren es 6414 Wahlberechtigte und damit 38,36 Prozent aller Wahlberechtigten. Im Jahr 2013 hatte die Stadt 5518 beantragte Briefwahlunterlagen. Insgesamt ist die Zahl der Wahlberechtigten in der Kreisstadt leicht gestiegen, und zwar von 16 589 auf 16 720 Personen. Etwa ein Drittel der Weßlinger, 1340 Personen, wollten ebenfalls per Brief wählen. "Das ist vergleichbar mit der Wahl 2013", sagt ein Rathausmitarbeiter.

Insgesamt sind etwa 250 000 Menschen aufgefordert, im Wahlkreis 224, zu dem der Landkreis Starnberg gehört, abzustimmen. Die Kandidaten mit den aussichtsreichsten Chancen auf einen Platz im Bundestag kommen aus dem Landkreis Landsberg am Lech: Denklingens Bürgermeister Michael Kießling (CSU) sowie Martin Hebner aus Dießen, der auf Platz 1 der Landesliste der AfD steht. Alle anderen der insgesamt elf Kandidaten um das Mandat kandidieren auf den Listen zu weit hinten oder sind dort gar nicht genannt. Ihre Stimme geben übrigens nicht nur Menschen ab, die aktuell im Landkreis leben, sondern auch sogenannte Auslandsdeutsche. Sie dürfen auf Antrag dort wählen, wo sie ihren letzten Wohnsitz in Deutschland hatten. In Gauting wurden bislang 88 solcher Anträge gestellt, in Wörthsee 15. Auch ihre Wahlzettel werden aufgefaltet, wenn die Wahllokale um 18 Uhr schließen. Dann wird in den Gemeinden ausgezählt, und die ersten Schnellmeldungen aus den insgesamt 337 Wahlbezirken gehen an die Kreisbehörde.

Kreiswahlleiter Holger Albertzarth rechnet damit, dass spätestens um 22 Uhr das vorläufige Ergebnis steht, das dann auch auf der Homepage des Landratsamtes Starnberg veröffentlicht wird. Ein offizielle Endergebnis wird es erst am Donnerstag, 28. September, geben. Dann tagt der Wahlausschuss. Bis dahin sollen alle Unterlagen aus den 46 Gemeinden im Wahlkreis geprüft worden sein.

Die Starnberger SZ wird am Sonntagabend den Wahlausgang im Landratsamt Starnberg verfolgen und die Ergebnisse auch auf Twitter, Facebook und sz.de veröffentlichen.

© SZ vom 22.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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