Bundestagswahl:Der lange Weg nach Berlin

Stephan Ebner

"Ich bin optimistisch, dass das was Cooles wird": Stephan Ebner wirbt auf Facebook um Unterstützung.

(Foto: oh)

In einem mehrstufigen Auswahlverfahren bestimmt die CSU in den Landkreisen Starnberg und Landsberg sowie in Germering ihren Kandidaten für das nächste Jahr

Von Michael Berzl, Starnberg

Die CSU lässt sich Zeit für ihre Kandidatenkür. Erst bei einer Delegiertenversammlung Mitte Oktober stellt sich heraus, wer bei der Bundestagswahl im nächsten Jahr in dem neu zugeschnittenen Wahlkreis antritt, zu dem die Landkreise Starnberg und Landsberg sowie die Stadt Germering gehören. Bis dahin sind mehrere Vorstellungsrunden und ein aufwendiges Auswahlverfahren geplant. Namen von Interessenten wollen die Kreisvorstände noch nicht nennen. Der JU-Landesgeschäftsführer Stephan Ebner aus Gauting ist allerdings nicht so zurückhaltend und verkündet offensiv, dass er gerne nach Berlin will. Auch der Aubinger CSU-Ortsvorsitzende Hans-Peter Hoh will sich bewerben. Der 52-jährige Rechtsanwalt lebt in Gauting.

Eine erste Vorentscheidung fällt an diesem Freitag in Schondorf. Dort treffen sich Mitglieder des Kreisverbands Landsberg, um die Delegierten für die entscheidende Versammlung im Oktober zu wählen, die in Germering stattfinden soll. Noch an diesem Abend sollen die Delegierten aber ein Votum abgeben, welchen Bewerber sie für den geeignetsten halten. "Das wird ein Stimmungsbild, keine offizielle Empfehlung", betont der Kreisvorsitzende Alex Dorow aus Landsberg. Drei Interessenten gebe es; das seien "sehr unterschiedliche Leute", darum könne er schwer einschätzen, wie sie bei den Mitgliedern ankommen. Nach der Probeabstimmung unter den Delegierten werden die Bewerber jedenfalls mit einer gewissen Hypothek oder aber mit Vorschusslorbeeren ins weitere Auswahlverfahren gehen. Sollte einer der Interessenten bei seinen Parteifreunden durchfallen, hätte er Gelegenheit, frühzeitig aufzugeben. "Weitgehend verletzungsfrei, aber möglichst transparent", nennt der Kreisvorsitzende und Landtagsabgeordnete Dorow dieses Vorgehen.

Die Transparenz ist auch den Starnbergern wichtig. Das ist bei den Funktionären immer wieder zu hören. "Jeder kann mitreden und sich selbst ein Bild machen. Es ist schließlich das vornehmste Recht der Partei, den Kandidaten zu küren", findet die CSU-Kreisvorsitzende Stefanie von Winning aus Tutzing. So eine Entscheidung dürfe nicht im Hinterzimmer ausgeklüngelt werden. Darum also beginnt nun ein mehrstufiges Verfahren, auf das sich die Kreis- und Ortsverbände im neuen Bundeswahlkreis 224 geeinigt haben. So ein Procedere habe sich bei den Landtagswahlen vor drei Jahren schon bewährt.

Dazu gehört auch für die Starnberger zum Auftakt eine besondere Mitgliederversammlung, die im Juli in Andechs stattfindet. Auch dort wählen Delegierte aus den Ortsverbände die Delegierten für die Versammlung im Oktober. Und auch in Andechs soll es ein erstes Stimmungsbild geben, kündigt Stefanie von Winning an. Bisher gebe es vier Interessenten mit "durchaus sehr unterschiedlichen Profilen", wie die Starnberger Kreisvorsitzende sagt.

So weit sind die Germeringer noch lange nicht. Durch die Umstrukturierung der Wahlkreise in Oberbayern ist die Große Kreisstadt mit fast 40 000 Einwohnern zum Juniorpartner, zum kleinen Anhängsel geworden. Interessenten gebe es noch nicht, sagte die stellvertretende Ortsvorsitzende Anja Kuttenkeuler am Mittwoch, noch sei man deswegen im Gespräch. Fest steht jedoch, dass am Freitag, 22. Juli, in Mammendorf die Delegierten gewählt werden sollen.

Noch vor den Sommerferien treffen damit die Mitglieder in den drei Verbänden erste Entscheidungen, im September folgen Vorstellungsrunden; jeweils eine in den Landkreisen Starnberg und Landsberg sowie in Germering. Die Bewerber, die dann noch im Rennen sind, stellen sich dabei den CSU-Mitgliedern vor. Nach dem jetzigen Stand der Dinge könnten es sieben Interessenten sein, wenn auch aus Germering jemand dazu kommt, auch mehr.

Sechs bislang Unbekannte und einer, der schon eifrig dabei ist, sich bekannt zu machen. Zum Beispiel in einem Videoclip auf Facebook. In dem Selfie steht der 29-Jährige Stephan Ebner neben der Skulptur eines Bären, den er als Symbol für Berlin identifiziert und erklärt: "Da will ich hin." Er sei derzeit viel unterwegs in den Ortsvereinen und habe dort "wahnsinnig viel Zuspruch" erfahren, erklärt der Gautinger. Er ist Gemeinderat, Ortsvorsitzender und Landesgeschäftsführer der Jungen Union und hat politisch noch mehr vor. Mehr als 10 000 Aufrufe hat Facebook bei diesem Amateur-Wahlclip gezählt.

Die Entscheidung über den Bundestagskandidaten der CSU im Wahlkreis 224 fällt aber nicht im Internet, sondern am 17. Oktober in Germering. Dann stimmen 160 Delegierte darüber ab, wen sie im nächsten Jahr ins Rennen schicken wollen. 72 Delegierte kommen aus dem Starnberger Kreisverband, 69 aus Landsberg, 19 aus Germering.

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