Bürgerversammlung:Viel Verkehr

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Auf einem von zwei Verkehrskreiseln weist diese Metallplatte auf das Gewerbegebiet hin. (Foto: Georgine Treybal)

Pentenrieder klagen über Pendler zum Gewerbegebiet KIM

Von Carolin Fries, Krailling

Jürgen Geißinger bemühte ein Bild, das Kraillings Bürgermeisterin Christine Borst (CSU) schmunzeln ließ. Der Rentner aus Pentenried berichtete am Montagabend bei der Bürgerversammlung in der Mehrzweckhalle, er wische regelmäßig die Tempo-30-Markierungen auf der Straße trocken. Zu viele Tränen würden diese angesichts ihrer Nichtbeachtung vergießen. Geißinger forderte ein Dialog-Display mit Tempomessung für den Ortsteil Pentenried, wie die Gemeinde erst kürzlich ein zweites für Krailling angeschafft hat. Ruhiger und lebenswerter müsse es in Pentenried wieder werden, sagte er.

Geißinger war nicht der einzige, der sich über den zunehmenden Verkehr beschwerte. Drei der vier Wortmeldungen zielten darauf ab. Und auch der Verursacher wurde mit dem Gewerbegebiet Kraillinger Innovationsmeile (KIM) genannt. Man müsse den Verkehr verträglich gestalten, forderte Siegfried Prause die Rathausverwaltung auf, anstatt das Gewerbegebiet nur stetig zu erweitern. "Es ist langsam unerträglich", berichtete der CSU-Kreisrat Max Stürzer, Eigentümer von Gut Hüll. Er käme mit seinen Maschinen kaum noch aus der Ausfahrt raus, erzählte der Landwirt, derart schnell würde die Durchgangsstraße passiert. Auch er machte die KIM verantwortlich und warnte vor einer weiteren Ausweisung von Flächen. "Für uns in Krailling langt's", sprach er die hohen Einnahmen der Gemeinde aus der Gewerbesteuer an. Von noch mehr Geld dürfe man sich nicht locken lassen: "Wir kommen mit der Infrastruktur nicht mehr nach." Zudem seien etliche der viel befahrenen Straßen in einem schlechten Zustand, sagte Stürzer. Im Sanierungsplan der Gemeinde sei kein einziger Streckenabschnitt in Pentenried berücksichtigt. Umso länger man warte, umso kostenintensiver würden die Bauarbeiten ausfallen, warnte Stürzer.

Christine Borst versprach, die Problematik in das Verkehrskonzept der Gemeinde einfließen zu lassen, an dem aktuell ein Schweizer Büro arbeitet. Zur KIM sagte sie, dass mit dem genehmigten Ergänzungsbau der Firma EOS die Kapazitäten des Bebauungsplanes ausgereizt seien. Der Weltmarktführer im industriellen 3D-Druck plant ein Forschungszentrum, das 750 neue Arbeitsplätze schaffen soll. Ob und wo eine zusätzliche Erweiterung des Gewerbegebietes möglich ist, soll eine Machbarkeitsstudie klären, die die Gemeinde in Auftrag gegeben hat. Die Ergebnisse sollen demnächst vorliegen.

Als "Geschenk" hatte Borst den etwa 50 Zuhörern nicht nur Komplimente mitgebracht ("Ich habe immer das Gefühl, hier ist die Welt noch in Ordnung"), sondern auch die Zusage, dass Gut Hüll in diesem Jahr an die Breitbandversorgung angeschlossen wird. Die Kosten für den Ausbau würden zu 60 Prozent aus Fördermitteln des Freistaates beglichen. Die Bürgermeisterin beschied den Pentenriedern zudem eine ausgeprägte Feierkultur. Insbesondere das Sonnwendfeuer schätze sie sehr. In diesem Jahr hatten allerdings die Plakate zum Mallorca-Fest des BFC Würmtal-Pentenried für Irritationen gesorgt. Die Veranstalter hatten darauf mit eimerweise Sangria geworben, Anlieger befürchteten ein Sauffest. Die Rathausverwaltung konnte schließlich vermitteln: Die Plakate wurden geändert und neue Auflagen vereinbart, um die Ruhestörung zu begrenzen. Nun stünde einem gelungenen Fest nichts mehr im Wege.

© SZ vom 14.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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