Bürgermeister-Wahl in Tutzing:Was wäre, wenn . . .

Der grüne Kandidat Bernd Pfitzner präsentiert ein 100-Tages-Programm

Von Manuela Warkocz, Tutzing

Zehn Tage vor der Bürgermeisterwahl in Tutzing geben die drei Kandidaten noch einmal Gas. Über die Feiertage hatten Marlene Greinwald (Freie Wähler), Bernd Pfitzner (Grüne) und Florian Schotter (CSU) Zurückhaltung vereinbart. Pfitzner hätte allerdings gern seine 20-seitige, aufwendige Wahlkampfbroschüre an alle Tutzinger Haushalte verschicken lassen. Die 3600 Exemplare sind bislang jedoch bei der Post versackt, trotz rechtzeitiger Aufgabe vor Weihnachten und 700 Euro Portokosten. Verschwundene Plakate, der Sturm, der am Mittwoch Rundgänge mit Bürgern in den Ortsteilen Kampberg und Diemendorf vereitelt - trotz mancher Kalamitäten zeigt sich der Grünen-Bürgermeisterkandidat beim Gespräch im Café Reis zuversichtlich. Pfitzner rechnet sich gute Chancen aus, dass die Tutzinger ihn am 14. Januar zumindest in die Stichwahl bringen. Die wäre dann am 28. Januar.

Sollte der Kreisrat und Tutzinger Gemeinderat der Grünen tatsächlich Rathauschef werden, kann er schon ein fertiges 100-Tage-Programm mit 31 Punkten aus der Schublade ziehen. In der gegenwärtigen Wahlkampfphase nutzt der Diplom-Wirtschaftsmathematiker den Katalog, um seine Positionen zu konkretisieren. In Podiumsdiskussionen könne er die ja nur anreißen, bedauert Pfitzner.

Dem 49-Jährigen ist es vor allem wichtig, dass er nicht als "Gewerbefeind" gesehen wird. Er wolle kein neues Gewerbe anlocken, weil er die damit einhergehenden Probleme sehe, erläutert Pfitzner. Sein Konzept: vorhandenes Gewerbe am Ort halten und unterstützen. In den ersten 14 Wochen würde Pfitzner die 14 wichtigsten Tutzinger Unternehmen besuchen und mit deren Chefs Probleme und Chancen ausloten, über Mitarbeitersorgen sprechen, eventuell auch mit Betriebsräten, und Wünsche an die Gemeinde entgegennehmen. Er möchte ein Brachflächenkataster auf den Weg bringen.

Ob sich auf dem ehemaligen Roche-Gelände Gewerbe und Wohnen unter einem Dach realisieren ließen, will Pfitzner nächste Woche in einem Gespräch mit der für das Areal zuständigen Starnberger Projektentwicklungsgesellschaft Ehret und Klein herausfinden.

Um günstigen Wohnraum in Tutzing zu schaffen, plädiert Pfitzner für eine Satzung zur Sozialen Bodennutzung nach Münchner Vorbild. Die könnte vorsehen, dass bei der Ausweisung von landwirtschaftlichem Grund zu Bauland Eigentümer einen Teil günstig der Gemeinde überlassen müssten. Einheimischenmodelle auch für Eigentumswohnungen oder Mietkaufmodelle favorisiert er ebenso wie maßvolle Verdichtung: "Statt zwei Doppelhaushälften sehe ich lieber sechs Wohnungen und einen gemeinsam genutzten Garten."

Um die Sanierung der Hauptstraße nächstes Jahr zu beginnen, würde er gern mit dem Nordteil beginnen, "denn im Süden sind noch echte Nüsse zu knacken". In Traubing sieht er dringenden Bedarf, die Schulwegsicherheit zu erhöhen und Straßen zu sanieren. Für die stündliche Anbindung der Ortsteile an die S-Bahn peilt er Anrufsammel- oder Anruflinientaxis an. Um die Umsetzung mit den Gemeindemitarbeitern zu stemmen, würde Pfitzner als Rathausneuling in jedem Bereich hospitieren - "um zu sehen wo's knirscht und wie man helfen kann".

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