Bürgerentscheid:Hängepartie in Gauting

Wegen der vielen Briefwähler dauert die Auszählung des Bürgerentscheids viel länger als erwartet. In den Wahllokalen zeichnet sich zumindest eine leichte Mehrheit für den geplanten Bau an der Bahnhofstraße ab

Von Michael Berzl, Gauting

Ob eine Mehrheit der Gautinger den Neubau mit Läden und Wohnungen an der Bahnhofstraße will? Ein Endergebnis des Bürgerentscheids lag zum Redaktionsschluss dieser Ausgabe noch nicht vor. Das Bürgerbegehren von "Gauting aktiv" hatte zum Ziel, dieses Projekt zu stoppen. Gemeinde und die Immobilienfirma Sontowski warten darauf, nach einer Zwangspause durch das Bürgerbegehren die Planungen fortzusetzen. Die Fertigstellung würde sich aber erheblich verschieben.

"Wir rechnen mit einer Fertigstellung etwa im zweiten Quartal 2020", teilt Benedikt Nesselhauf mit, der sich für die Firma Sontowski um die Öffentlichkeitsarbeit kümmert. In Folge des Bürgerbegehrens gebe es eine Verzögerung im Bauablauf. So würden einige wichtige Schritte wie das Betonieren der Bodenplatte in den Winter fallen, was aber wegen der niedrigen Temperaturen üblicherweise nicht möglich sei.

Das vorläufige Endergebnis lag zu Redaktionsschluss noch nicht vor. Nach der Auszählung von zehn Abstimmungslokalen stimmten beim Ratsbegehren 923 Gautinger mit Ja (60,56 Prozent), 601 mit Nein (39,44 Prozent), für das Bürgerbegehren stimmten 676 mit Ja (46,43 Prozent) und 780 mit Nein (53,57 Prozent) . Die Ergebnisse aus den Briefwahlbezirken sind dabei noch nicht berücksichtigt. Damit würde zum Ausdruck gebracht, dass die Mehrheit für die Fortsetzung der Planung ist. Fast 100 Gautinger sind am Abend ins Rathausfoyer gekommen, um die Auszählung zu verfolgen und gebannt auf die ersten Ergebnisse zu warten, die auf einem Bildschirm angezeigt wurden. Die Initiatoren mussten sich schon früh am Abend auf eine Niederlage einstellen. Schon nach einer halben Stunde waren die ersten Wahllokale ausgezählt. Demnach zeichnete sich ein deutlicher Sieg für das Ratsbegehren ab.

Gauting: RH Bürgerentscheid

Angelika Siegmund (2 .v. links) von „Gauting aktiv“, den Gegnern des Projekts, verfolgt mit rund 100 Interessierten gebannt die Auszählung im Rathaus.

(Foto: Nila Thiel)

"Die hohe Beteiligung macht deutlich, wie groß das Interesse an dem Neubau ist", sagte Angelika Siegmund, die Initiatorin der Gegen-Initiative "Gauting aktiv". Sie hofft nun, dass die Botschaft angekommen ist, dass viele Bürger anders und besser in Entscheidungsprozesse eingebunden werden wollen, "damit wir in Zukunft so eine Situation nicht mehr haben".

"Damit können wir sehr zufrieden sein. Das ist ein guter Tag für Gauting", sagte der CSU-Ortsvorsitzende Stephan Ebner in einer ersten Stellungnahme. "Das zeigt, dass sich die Leute nicht haben wahnsinnig machen lassen".

Die Wahlbeteiligung lag mit etwa 50 Prozent ungewöhnlich hoch für ein Bürgerbegehren. Diese Zahl nahm Bürgermeisterin Brigitte Kössinger mit großer Zufriedenheit zur Kenntnis. "Das gibt der Entscheidung eine hohe Legitimation", sagte sie. Die Gemeinde hat es den Wählern diesmal besonders einfach gemacht und die Briefwahlunterlagen zusammen mit den Wahlbenachrichtigungen gleich komplett mit verschickt hat. Bürgermeisterin Brigitte Kössinger hofft, aufatmen zu können. Die Probleme für den Gemeindehaushalt, die sich durch einen Planungsstopp und eine teilweise finanzielle Rückabwicklung ergeben hätten, bleiben ihr womöglich erspart.

Bürgerentscheid: Das umstrittene Projekt in der Luftansicht.

Das umstrittene Projekt in der Luftansicht.

(Foto: RKW Architekten/Sontowski&Partner)

Vorausgegangen waren dem Bürgerentscheid zunehmend hitzige Auseinandersetzungen. Bei einer ganzen Reihe von öffentlichen Veranstaltungen konnten sich die Gautinger die Argumente der beiden Lager anhören. Mitglieder der Geschäftsführung der Baufirma Sontowksi haben bei etlichen Informationsnachmittagen ihre Entwürfe erläutert. Das macht auch deutlich, wie wichtig dem Unternehmen das Projekt in Gauting ist. Bürgermeisterin Kössinger hat bei Sonder-Sprechstunden, die Sicht der Gemeinde erläutert. Die Kritiker von "Gauting aktiv" sowie die Befürworter von "Zukunft Gauting" haben massiv Öffentlichkeitsarbeit betrieben. Bei einer Podiumsdiskussion der Starnberger SZ kam es vor mehr als 150 Zuhörern erstmals zu einer direkten Konfrontation der beiden Lager.

Bei einer Pressekonferenz diesen Montag will Bürgermeisterin Kössinger mit Vertretern der Baufirma Sontowski über das weitere Vorgehen informieren. Am Nachmittag kommt in einer öffentlichen Sitzung im Rathaus die Wahlkommission zusammen, um offizielle Abstimmungsergebnisses festzustellen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: