Buchvorstellung:Neu erforscht

Gauting Bosco Buchvorstellung Gerhard Schuber

Signierstunde: Autor Schober versieht sein neues Buch mit einer Widmung für eine einstige Schülerin.

(Foto: Nila Thiel)

Kreisheimatpfleger beschreibt Geschichte von Unterbrunn

Fünf Jahre hatte der Dorfschullehrer Gerhard Schober an der Siedlungsgeschichte von Unterbrunn und Oberbrunn gearbeitet, bevor diese 1971 in Druck ging. Allerdings nur in Form eines preiswerten Dissertationsdruckes, denn die damals noch selbständige kleine Gemeinde Unterbrunn konnte sich ein aufwendiges Werk nicht leisten. Schon bald waren die 200 Exemplare vergriffen - und es sollte 45 Jahre dauern, bis Kreisheimatpfleger Schober sich zu einer Neubearbeitung des Themas entschloss. Nun liegt das prächtig gestaltete Buch "Siedlungsgeschichte von Unterbrunn und Oberbrunn" vor, das sicherlich ein viel breiteres Publikum ansprechen wird.

"Heute stehen viele neue Quellen zur Verfügung. Durch die Digitalisierung liegt jetzt ein verbessertes und sehr genaues Kartenmaterial vor,", sagt Schober bei der Vorstellung seines Buches im Bosco. "Die Forschung hat enorme Fortschritte gemacht. Bei Grabungen können wir uns auf moderne Untersuchungsmethoden stützen", betont er und freut sich, dass er bei den meisten seiner Erkenntnisse "richtig lag". Gerade was sie Beschaffenheit des Ackerlandes angeht, hatte Schober recht. Das Reßbachtal mit den Siedlungen Oberbrunn, Unterbrunn und Frohnloh liegt zu großen Teilen auf einer Altmoränenzunge und ist damit 150 000 Jahre älter als die Landschaft des restlichen Fünfseenlandes aus der Würm-Eiszeit. Die Qualität der Böden sei besser und wesentlich fruchtbarer, berichtet Schober, das sei aus geologischen Karten herauszulesen. Trotzdem sei das nicht ausschlaggebend gewesen für die Besiedelung. Den Schwerpunkt der Besiedlung macht Schober an den Ortsnamen fest, die fast alle mit dem Suffix -ing enden und an Flüssen und auf lang kultiviertem, offenen Ackerland liegen. Unterbrunn und Oberbrunn gehören nicht dazu, vielleicht weil die Entfernung zu den Fernstraßen der Römer zu weit war.

Schober rekonstruiert auch die mittelalterliche Bebauung und die Entwicklung der Orte bis zur Säkularisation. Hierbei lieferten vor allem die Altwege, Flurforschung und Eigentumsverhältnisse wichtige Ergebnisse. Schober verfolgt dann akribisch die weitere Entwicklung, geht auf die landwirtschaftlichen Verhältnisse ein, den Bauernhausbau, die Häuser von Handwerkern, zeigt viele alte und neue Fotos. Auch die Bau- und Kunstgeschichte der Kirchen liefert ihm wichtige Erkenntnisse. Schober analysiert zudem die aktuelle Situation von Unterbrunn, Oberbrunn und Hausen. Dass nicht jede Veränderung in der Natur schlecht sein muss, zeigt er am Beispiel des Unterbrunner Weihers. 1957 waren die Ufer fast frei von Bewuchs, es handelte sich um ein reines Nutzgewässer für Fischzucht und Eisgewinnung. Heute ist der Dorfweiher ein lauschiges Idyll mit hohen Bäumen, Schilf, Farnen und Büschen. Schober, der seit 1971 zwölf erfolgreiche Bücher geschrieben hat, ist wieder ein sehr informatives, gut gemachtes Buch gelungen, das im Steininger Verlag erschienen ist.

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