Breitbrunn:Zankapfel Perger

Bio-Safthersteller Johannes von Perger und die im Vorjahr gegründete Genossenschaft sind inzwischen so zerstritten, dass die Firma vor der Zerreißprobe steht. Es geht um Bilanzen, zweifelhafte Geschäfte und nicht gezahlte Mieten.

Christian Deussing

Breitbrunn Perger

Breitbrunn Perger Breitbrunn, Firma Perger, Johannes v.Perger. Foto: Georgine Treybal

(Foto: Georgine Treybal)

BreitbrunnZwischen dem Bio-Safthersteller Johannes von Perger aus Breitbrunn und seiner Genossenschaft herrscht ein brisanter Streit: Es geht um Bilanzen, zweifelhafte Geschäfte, Investitionen und nicht gezahlte Mieten. Auf Druck der mehr als 400 Mitglieder starken Genossenschaft ist Perger inzwischen vom Vorstand zurückgetreten. Der 50-Jährige räumt im Gespräch mit der SZ zwar Fehler ein, vermutet aber ein "Komplott" gegen sich. Die Genossenschaft, so von Perger, wolle ihn in die "Insolvenz treiben, um dann billig zuzuschlagen". Der neue Vorstand und der Aufsichtsrat werfen dem Firmenchef hingegen Rechtsgeschäfte vor, die nicht abgestimmt gewesen seien. Der Unternehmer sei "mit den Geldern der Genossenschaft nicht so umgegangen, wie es sein müsste", sagt Valentin Wessels, der als Ex-Aufsichtsrat nun den Vorstand operativ unterstützt.

Breitbrunn Perger

Breitbrunn Perger Breitbrunn, Firma Perger, Johannes v.Perger. Foto: Georgine Treybal

(Foto: Georgine Treybal)

Der Umsatz der Bio-Kelterei betrug im vergangenen Geschäftsjahr 2,4 Millionen Euro, die Verluste sollen aber im sechsstelligen Bereich gewesen sein. Perger hat dem genossenschaftlichen Partner inzwischen den Hofladen, die Lager und das Geschäftsbüro auf seinem Gelände gekündigt. Heftigen Gegenwind hierfür hat der Unternehmer am Samstag in einer internen dreistündigen Infoversammlung der Anteilseigner in Herrsching zu spüren bekommen. Etwa 150 Mitglieder waren erschienen. "Ich wurde mit viel Dreck beworfen", sagte Perger am gestrigen Sonntag zur SZ. So habe man ihm zum Beispiel vorgeworfen, dass unter seiner Regie unsauber abgefüllt worden sei. Auch, so hieß es, habe man schimmelige Flaschen verwendet. Diese Anschuldigen weist von Perger als unwahr zurück. Es gebe intensive Qualitätskontrollen.

Der Firmenchef räumte jedoch ein, vor einigen Jahren für knapp eine Millionen Euro eine zu große und zu teure Abfüllanlage gekauft zu haben. Das Thema ist seit längerem ein Zankapfel zwischen der Firma Perger und der Genossenschaft. Der Unternehmer soll bei ihr zudem 200 000 Euro Schulden haben, Perger selbst spricht lediglich von 40 000 Euro. Hierbei geht es auch um die Bezahlung der "Marke Perger", die die Genossenschaft erworben hat.

Johannes von Perger will sich aber nicht abservieren lassen, kämpft um sein Lebenswerk und hofft, dass sich letztlich eine Mehrheit dafür findet, einen Mediator einzuschalten, der zwischen den streitenden Parteien vermittelt. Denn ohne einander dürfte es kaum gehen: Schließlich gehört die "Marke Perger" ebenso wie der Vertrieb, die Waren und die Tanks der Genossenschaft. Dem Unternehmer indes gehören die Obstbäume und die umstrittene Abfüllanlage.

So ist es auch nicht verwunderlich, dass der 50-Jährige betont, prinzipiell für eine weitere Zusammenarbeit mit der Genossenschaft bereit zu stehen. Denn noch immer habe er "viele Verbindungen mit Lieferanten und Kunden". Und doch befürchtet er, die Gegenseite könne ihren eigenen Weg gehen - mit der "Marke Perger", aber ohne ihn. Das wäre bitter, zumal der Unternehmer die Genossenschaft im vorigen Jahr mitbegründet und damals noch gejubelt hatte. "Mit vielen kreativen Ideen ist ein Mitgliedernetzwerk als Voraussetzung für langfristigen Erfolg entstanden", hatte er vier Monate nach der Gründungsversammlung frohlockt. Jetzt ist von Perger frustriert und sagt enttäuscht, das Experiment sei "ins Wasser gefallen". Dabei hatte der Firmenchef seinerzeit gehofft, mit dem neuen Modell von den Banken unabhängiger agieren und besser expandieren zu können.

Melissa Strecker, die mit der Spitze der Genossenschaft steht, spricht von einer "Notbremse", die man habe ziehen müssen, "um nicht bankrott zu gehen". Denn die Abfüllanlage ist nach ihrer Auffassung "total überdimensioniert" und die von Perger kalkulierten Füllpreise pro Flasche seien viel zu hoch im Vergleich zu Mitbewerbern. Die Genossenschaft sucht jetzt einen neuen Partner zum Abfüllen - und hat auch ansonsten bereits gehandelt, nachdem Perger mit nur einmonatiger Frist zum 31. Oktober Hofladen, Warenlager und Büro auf dem Breitbrunner Gelände gekündigt hatte. Der Hofladen wird jetzt bei der "Getränkequelle Schwarz" in Herrsching betrieben. Das Büro ist ebenfalls nach Herrsching umgezogen. Und das Zentrallager befindet sich mittlerweile in Untermeitingen bei Augsburg. Man habe aber leider keine geeignete Fläche im Fünfseenland gefunden, sagt Strecker im Bezug auf die weiteren Wege.

Auch Strecker bedauert nach eigenem Bekunden den Streit, aber es gelte die Mitglieder aufzuklären. Denn schließlich gehe es hier um das wirtschaftliche Überleben.

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