Bernried:Studieren bei den Schwestern

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Die Missionsbenediktinerinnen in Bernried haben sich von 40 Jahren der Bildungsarbeit verschrieben. Eine gute Idee, wie sich gezeigt hat. Heute geht das Kloster einer gesicherten Zukunft entgegen.

Sylvia Böhm-Haimerl

Üben für den Auftritt: In der Klosterkirche Bernried proben die Schwestern für die Jubiläumsfeier. Foto: Fuchs (Foto: STA Franz X. Fuchs)

Angefangen hat alles mit der Schließung der Haushaltsschule im Jahr 1973. Die Missionsbenediktinerinnen im Kloster Bernried mussten sich eine neue Existenzgrundlage schaffen. Und weil damals gerade die alleinerziehenden Mütter im Fokus der Gesellschaftspolitik standen, nahmen sich die Schwestern dieses Themas an und widmeten sich fortan der Familienarbeit. Die ehemaligen Schulräume bauten sie zu einem Bildungs- und Gästehaus um.

Aus den damals bescheidenen Anfängen ist im Laufe der Jahre eine Bildungseinrichtung geworden mit jährlich rund 7500 Kursteilnehmern und 20 000 Übernachtungen. Das 40-jährige Bestehen wird am heutigen Samstag groß gefeiert - natürlich mit einem Gottesdienst. Er beginnt um 10.30 Uhr mit der Eucharistiefeier in der Pfarrkirche Sankt Martin. Auch der anschließende Festakt mit geladenen Gästen und viel Musik - gestaltet von den Schwestern Franziska Lehmann, Hanna Sattler und Katharina Rohrmann - findet in der Kirche statt. Zum festlichen Tagesausklang singt um 17 Uhr der Chor des Klosters in der Pfarrkirche aus der Messe "Das Licht in unseren Herzen" von Eugen Eckert. Im zweiten Stock des Klosters Bernried ist darüber hinaus eine Ausstellung zur 40-jährigen Geschichte der Bildungsarbeit zu sehen.

Schwester Emérita Nuß kann sich noch gut an die Anfänge des Bildungshauses erinnern. Denn ebenso lange wie es das Bildungshaus gibt, hat sie die Verwaltung der Einrichtung und des Klosters geleitet. Bevor das Bildungshaus starten konnte, mussten die Räume renoviert werden, erzählt sie. Das Konzept sah ein gehobenes Bildungshaus vor, das von Diözese und Caritas belegt werden sollte. Doch einen derart aufwendigen Umbau, wie er von der beauftragten Architektin vorgeschlagen worden war, habe sich das Kloster nicht leisten können, sagt sie. Auch die Familien hätten einen Aufenthalt mit Hotelstandard nicht bezahlen können. Darüber hinaus wollten sich die Schwestern selbst einbringen. Denn die Lehrerinnen der ehemaligen Haushaltsschule brauchten eine neue Aufgabe. Das Kloster entschied sich letztlich für einfache Übernachtungsmöglichkeiten und bot zudem ein eigenes Kursprogramm an. Die Klosterbibliothek wurde geöffnet und ist jetzt auch Schul- und Gemeindebücherei.

Heute ist das Kloster Bernried ein wichtiger Arbeitgeber für 30 Mitarbeiter, obwohl das Bildungshaus zu 90 Prozent von externen Veranstaltern genutzt wird. "Wir stehen hier in Bernried nicht isoliert, wir sind sehr gut eingebunden in die Gemeinde." Das Angebot findet Anklang, zumal es Kinderbetreuung gibt und die Schwestern auch für die Gäste der Veranstalter Ansprechpartner sind. Im eigenen Programm werden stets aktuelle gesellschaftliche Themen aufgegriffen. Denn oberstes Ziel ist nach Angaben der Leiterin des Bildungshauses, Schwester Beate Grupp, die Menschen zusammenzubringen, damit sie Gemeinschaft und Solidarität erleben. Heute, nach 40 Jahren, sei das wichtiger denn je. "Die jungen Leute lechzen danach", hat sie die Erfahrung gemacht. Man habe immer versucht, eine Balance zu finden zwischen Sozialarbeit und Persönlichkeitsbildung sowie einer wirtschaftlichen Betriebsführung, damit das Kloster überleben kann, sagt sie. Und, wie es aussieht, ist das auch geglückt.

© SZ vom 25.05.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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