Bernried:Modernes Baum-Dorf

Bernried will den Spagat zwischen Tradition und Fortschritt schaffen.

Von Sylvia Böhm-Haimerl

Erhalt der einzigartigen Landschaft und demografischer Wandel: Das sind die größten Herausforderungen, denen sich Bernried wie viele andere Gemeinden am Starnberger See auch stellen muss. Bernried trägt den Titel "schönstes Dorf Deutschlands" und ist mit seinen rund 1000 Eichen auch Baum-Dorf. Alle drei Bürgermeisterkandidaten, Rathauschef Josef Steigenberger (ÜFW, Überparteiliche Freie Wählergruppe), Robert Schiebl (CSU) und Christine Philipp (Bernrieder Liste), sind sich darin einig, dass die Gemeinde den Spagat schaffen muss zwischen Erhalt des Dorfidylls und maßvoller Entwicklung, zwischen gesellschaftlichen Herausforderungen wie dem demografischen Wandel und dem Bewahren der Tradition.

In Sachen regenerative Energie hat sich Bernried der Problematik bereits gestellt. Die Planungen zum Geothermie-Kraftwerk sind weit fortgeschritten, haben aber in den vergangenen Monaten einen schweren Dämpfer erlebt. Zum einen gibt es noch immer Unsicherheiten beim EEG, dem Erneuerbaren Energiegesetz, zum anderen gab es eine Fehlbohrung im Nachbarlandkreis. Die Investoren warten ab. Sie haben das Projekt vorerst gestoppt.

Einen Erfolg indes hat die Gemeinde im vergangenen Jahr in Sachen Einheimischenmodell erzielt. Er wolle keinen "Garmisch-Effekt", sagte Bürgermeister Steigenberger jüngst, Bernried dürfe nicht zur Schlafstadt für Reiche verkommen. Damit junge Familien nicht in billigere Regionen abwandern, hat Bernried jahrelang günstigen Baugrund für Einheimische angeboten - und bekam prompt Ärger mit Brüssel. Die EU-Kommission sah darin einen Verstoß gegen die Niederlassungsfreiheit. Um eine Klage abzuwenden, sind unterdessen die Vergabekriterien für das Einheimischenmodell geändert worden.

Dennoch fehlt weiterhin günstiger Wohnraum für die weniger betuchten Bürger. Eine große Herausforderung in den kommenden Jahren wird deshalb die Schaffung von bezahlbaren Mietwohnungen und barrierefreien Wohnungen für die älteren Bürger sein. Derzeit stehen günstige Mietwohnungen zum Verkauf. Die Sorge ist groß, dass sie luxussaniert und in Eigentumswohnungen umgewandelt werden. Reichere Gemeinden hätten diese Wohnungen selbst gekauft, aber dafür fehlt in Bernried das Geld. In der Vergangenheit hatte die Gemeinde stets Grundstücke verkauft, um Projekte finanzieren zu können. Nun sollen neue Einnahmequellen erschlossen werden. Die Kommune treibt den maßvollen Ausbau des Gewebegebietes voran. Ein Supermarkt - die Bernrieder mussten mehr als 20 Jahren darauf warten - und neue Firmen sollen angesiedelt werden, um Arbeitsplätze zu schaffen. Zwar gibt es in Bernried bereits jetzt genau so viele Arbeitsplätze wie Erwerbstätige, aber nur Dank der Klinik Höhenried.

Worauf die Bernrieder stolz sind, ist ihre Dorfgemeinschaft. Doch dafür braucht es die entsprechenden Räumlichkeiten. Derzeit wird der Sommerkeller ausgebaut, doch das Projekt wird viel Geld binden. Das sehen Teilen der Bevölkerung kritisch vor dem Hintergrund, dass sich der Sportverein seit Jahren eine Turnhalle wünscht, dafür jedoch das Geld fehlt. Jetzt sollen die Sportler wenigstens neue Sanitäranlagen bekommen.

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