Bernried:Linksrum

Bernried: Sie spielt sich leicht, er nicht: Bernd Zimmer und Pianistin Margarita Höhenrieder bei ihrer Performance.

Sie spielt sich leicht, er nicht: Bernd Zimmer und Pianistin Margarita Höhenrieder bei ihrer Performance.

(Foto: Arlet Ulfers)

Die Pianisten Margarita Höhenrieder und der Maler Bernd Zimmer treten im Buchheim Museum zu einer für zwei Rechtshänder ungewohnten Performance an

Von Katja Sebald, Bernried

Zu einem weiteren "Gipfeltreffen" kam es im Bernrieder Buchheim-Museum im Rahmen der gleichnamigen Ausstellung. Es war ein "Wettkampf" mit ungleichen Startbedingungen, das muss man wohl vorausschicken. Unter dem Motto "Zwei linke Hände" traten die große Pianistin Margarita Höhenrieder und der berühmte Maler Bernd Zimmer an. Freilich, nicht gegeneinander, sondern miteinander wollten sie, beide Rechtshänder, ihre Kunst mit der linken Hand ausüben - eine kleine Zeitreise zurück in die "wilden" Sechziger mit einer fürs Kulturpublikum adaptierten, ganz und gar "gefahrlosen" Variante der Aktionskunst.

Während nun die Pianistin, natürlich bestens vorbereitet und entsprechend souverän, so spielte, dass man schon hinschauen musste, um zu sehen, dass sie nur die linke Hand benutzte, kam der Maler an der Leinwand mit der ungeübten Hand sichtlich ins Schwitzen. Die berühmte Bach'sche Chaconne in der Bearbeitung für die linke Hand von Johannes Brahms, das nicht minder berühmte C-Dur-Präludium, im wahrsten Sinne "mit links" gespielt, außerdem zwei Stücke des Komponisten Ingfried Hoffmann, eines eigens für Margarita Höhenrieder und eigens für diesen Anlass geschrieben: So war der Weg vorgegeben, dem Bernd Zimmer auf der Leinwand zu folgen versuchte.

Mit einem breiten Pinsel trug er zunächst in Gelb, dann in Rot, in Grün und schließlich in einem sehr dunklen Violett üppige, farbprächtige Linien auf, die von oben nach unten in sanftem Zickzack dem Rhythmus der Musik folgten und sich immer mehr verdichteten, sodass sich schließlich eine weich nach unten schwingende, aus einem breiten Nebeneinander bestehende Farbwelle ergab. Während er sich dabei anfangs ganz von der Musik leiten ließ, mal mit dem ganzen Oberkörper wiegende Bewegungen vollführte, die sich auf die Leinwand übertrugen, mal rhythmisch tupfte und mal zu den perlenden Klängen den Pinsel in leisen Kringeln tanzen ließ, so übernahm dann doch nach und nach sein eigener Gestaltungswille. Zimmer übermalte nun, besserte aus, wo sich etwa die Farben zu morbiden Brauntönen vermischt hatten, ließ nun seine eigenen Farbklänge entstehen - und gab der Pianistin nach einer guten halben Stunde zu verstehen, dass sein Werk vollendet sei.

Zimmer ist mit seinem "Tinzenhorn-Zyklus", der zusammen mit Davoser Bildern von Ernst Ludwig Kirchner aus der Sammlung Buchheim gezeigt wird, der erste zeitgenössische Künstler, dem das Museum eine Ausstellung widmet. Die Performance mit Margarita Höhenrieder, die 2014 schon einmal in Polling stattgefunden hatte, war der letzte Teil des Rahmenprogramms zur aktuellen Ausstellung "Gipfeltreffen", die noch bis 12. Oktober zu sehen ist. Bei einem Holzschnitt-Workshop entstand vor einigen Wochen ein großformatiges Blatt, das der Künstler nun im Anschluss an die Performance versteigern ließ. Der Erlös von 2300 Euro geht an die UNO-Flüchtlingshilfe.

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