Bernried:Justizdrama um Jesus

Das neue Theaterstück der Autorin Katalin Fischer wird im September in Bernried uraufgeführt.

Armin Greune

Drei gestrenge Damen in Roben nehmen Platz, vor ihnen krachen gewichtige Wälzer auf den Tisch: "Ich eröffne die Sache Jesus von Nazareth, genannt der Gesalbte, Christus, Messias", deklamiert Yasmin Afrouz. Sie spielt die Richterin in Katalin Fischers Stück "Schuld - Wiedervorlage der Akte Jesus" - einer Bühnenproduktion vom Westufer des Ammersees, die am Starnberger See Premiere feiern wird: Die Uraufführung ist für den 21. September im Bernrieder Sommerkeller geplant. Anschließend wird die Inszenierung am 22. und 30. September im Dießener Traidtkasten gezeigt, in Bernried finden weitere Vorstellungen am 11. und 12. Oktober statt. Karten sind ab sofort in der Dießener Buchhandlung "Oswald" und im Bernrieder Laden "Papier & So" erhältlich.

Zu dem Gerichtsdrama sei sie auf zweierlei Weise inspiriert worden, sagte Fischer beim Pressegespräch am Donnerstag im Dießener Rathaus. Zum einen habe sie als Journalistin über die Passionsspiele Oberammergau berichtet und sei tief beeindruckt gewesen, wie sich dort Christian Stückl mit seiner Inszenierung "gegen die verknöcherten Strukturen" durchgesetzt hat. Und die Lektüre von Chaim Cohns Buch "Der Prozess und Tod Jesu aus jüdischer Sicht" habe in ihr das Interesse an den realen juristischen und historischen Hintergründen der Kreuzigung geweckt. Worauf sie in der Flut der Literatur "fast ertrunken" wäre, sagt Fischer.

In zweijähriger Arbeit schrieb die Dießener Autorin, Regisseurin und Schauspielerin "Schuld. . .": Entstanden sei "kein gradliniges Theaterstück", sondern ein Drama auf drei verschiedenen Ebenen, wo "sich verschiedene Realitäten kreuzen". In der Gerichtsverhandlung werden Zeugen zum Tötungsdelikt an Jesus vernommen, deren Aussagen authentisches Quellenmaterial zitieren. Parallel dazu lässt Fischer die entsprechenden Schilderungen aus der Sicht der Evangelisten von "Passionsvolk" szenisch darstellen. In der dritten Ebene kommentieren und hinterfragen zwei als "Mann" und "Joker" titulierte Figuren das Bühnengeschehen: "Sie vermitteln zwischen heute und damals, Ensemble und Zuschauern", sagt Fischer.

Akteure und Mitwirkende der Produktion entstammen der lebendigen Szene am Westufer des Ammersees. Die acht Darsteller gehören der von Fischer geleiteten "Virtuellen Companie" an - darunter die ausgebildeten Schauspieler Yasmin Afrouz, Bettina Balk, Helbert Häberlin, Friedrich Schloffer und Gabi Fischer. Für Bühnenbild und Technik ist der Schondorfer Allround-Künstler Andreas Kloker zuständig, Kostüme und Maske übernimmt die Uttinger Gestalterin Eva Lüps. Gemeinsam setzen sie die verschiedenen Handlungsebenen kontrastreich in Szene: Die Verhandlung in nüchternem Schwarz-Weiß, das "Passionsspiel" in opulenten Farben, die sich an Renaissance- und Barockgemälden von Bibelszenen orientieren. Requisiten werden nur sparsam eingesetzt, das Stück ist als Tourneetheater konzipiert. "Schuld. . ." wird 2013 am "i-camp"-Theater München und bei den Europäischen Wochen Passau aufgeführt - und auch Bühnen in Ingolstadt, Eichstätt und Augsburg haben bereits Interesse angemeldet.

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