Bernried:Die Rothaarige und der kleine Mann

Der Maler Karl Hurm schenkt Diethild Buchheim zu ihrem 90. Geburtstag 13 Bilder. Nun hängen sie im Bernrieder Museum der Phantasie

Sylvia Böhm-Haimerl

Eine rothaarige Frau sitzt auf einem Pferd, auf einem der kleineren Pferde daneben reitet ein Mann. Am Rande des Bildes sind Fabelwesen zu sehen, Phantasievögel oder kleine Mäuse. Der Betrachter muss genau hinsehen, um diese Traumwelten wahrnehmen zu können. Es sind diese kleinen, liebevoll gestalteten Details in den Werken des schwäbischen Künstlers Karl Hurm, die Diethild Buchheim von Anfang an begeisterten. Als sie das Bild mit dem Titel "Frau beim Ausritt" erstmals als Motiv auf einer Weihnachtskarte sah, hat sie sich spontan entschlossen, das Original zu kaufen. Sie blieb im Kontakt mit dem Künstler und schlug ihm vor, seine Werke im Bernrieder Museum der Phantasie auszustellen. Aus Hurms umfangreichem Schaffen hat sie weitere zwölf Werke ausgewählt. Zu ihrer großen Überraschung schenkte der Künstler aus Haigerloch Diethild Buchheim die Bilder zu ihrem 90. Geburtstag am 19. Juli. Am Dienstag präsentierte sie die Exponate zusammen mit der Tochter des Künstlers, Magdalena Kessler. "Ich freue mich ehrlich darüber", sagte Buchheim, die daran erinnerte, dass ihr verstorbener Ehemann Lothar-Günther Buchheim das Schaffen des Künstlers schon zu Beginn seiner Karriere in den 70er Jahren wahrgenommen hatte. Damals hatte Buchheim Werke in seinen Kunstkalendern aufgenommen. Die 13 Bilder, die an exponierter Stelle im Museum präsentiert werden, geben einen Überblick über die mehr als 40-jährige Schaffensperiode des Künstlers und sind nach Angaben von Museumsdirektorin Clelia Segieth eine wertvolle Ergänzung der Abteilung "Naive Kunst", in der auch Arbeiten von Hans Schmitt und Max Raffler hängen.

Die rothaarige Frau mit den großen Augen und der sinnlichen Figur ist ein regelmäßig wiederkehrendes Motiv in den Werken des Malers Karl Hurm. Sie taucht beispielsweise schon in dem Bild "Abhärten im Bergsee" von 1978 auf. Immer wieder werde der Künstler danach gefragt und auch nach dem auffallenden Größenunterschied zwischen Mann und Frau. Denn meist ist der Mann viel kleiner als die Rothaarige, neben ihr erscheint er fast wie ein Kind. "Dafür gibt es keine Erklärung", sagt Kessler. Vielleicht liege es an dem Grundsatz "gewandelt und geblieben" von Pablo Picasso, den ihr Vater immer als Leitspruch angesehen habe. Neben Picasso haben auch Paul Klee und Marc Chagall das Schaffen des 1930 geborenen Autodidakten geprägt.

Karl Hurm hat schon als Kind gerne gemalt. Er machte eine Anstreicher-Lehre, weil er nach Angaben seiner Tochter zunächst gedacht hatte, er könnte in diesem Beruf "seinen inneren Drang" ausleben. Als er 1947 das elterliche Obst- und Gemüsegeschäft übernehmen musste, hat er stets auf der Rückseite der Rechnungsblöcke gezeichnet und gemalt, wenn keine Kunden im Laden waren. Und wann immer er Zeit hatte, besuchte er Museen und Ausstellungen. Als er das Geschäft 1970 aus gesundheitlichen Gründen aufgeben musste, widmete er sich ausschließlich der Malerei. Seither war er auf rund 200 Ausstellungen zu sehen und wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Auch wenn er heute gesundheitlich geschwächt sei, das Malen sei noch immer sein "Lebenselixier", sagte Kessler.

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