Wandern von Berg bis Füssen:Majestätische Tour

Ein Wanderführer über den König-Ludwig-Weg von Berg bis Füssen, der auch Einkehr- und Übernachtungsmöglichkeiten auflistet

Von Sabine Bader, Berg/Füssen

Kaum ein Monarch lockt die Menschen mehr an, als König Ludwig II., der Märchenkönig, der bombastische Schlösser gebaut hat und dessen Tod wohl ein ewig Rätsel bleiben wird. Eine bessere Werbung dürfte es kaum geben. Gut möglich, dass die Wittelsbacher dies ähnlich sehen: Sie enthalten sich aller Auskünfte und hüten die Vorkommnisse um das Ableben des Monarchen wie ein Staatsgeheimnis.

Um Werbung und Staatsgeheimnisse soll es hier nicht gehen, sondern um Wandertage in traumhafter Natur: den König-Ludwig-Weg. Gestartet wird im Schloss-Park von Berg an der Votivkapelle, zum Gedenken an Ludwig II. Der Grundstein für das monumentale Bauwerk wurde 1896 gelegt. Die Malerei im Inneren erinnert übrigens an den Thronsaal von Schloss Neuschwanstein, schreibt Christel Blankenstein. Sie hat einen Wanderführer mit fünf Etappen über den König-Ludwig-Weg geschrieben, der jetzt im Münchner Verlag Berg & Tal erschienen ist.

Doch zurück ans Ostufer des Starnberger Sees: Im See unterhalb der Votivkapelle steht das Gedenkkreuz genau an jener Stelle, an dem der König und sein Leibarzt Doktor Gudden tot aus dem Wasser gezogen wurden. Und wer mit der Bayerischen Seenschifffahrt eine Dampferrundfahrt macht, der erfährt über Lautsprecher einiges von den schrecklichen Geschehnissen an jenem 13. Juni 1886.

Schloss Berg kann man nicht besichtigen. Es befindet sich auch heute noch im Privatbesitz der Wittelsbacher und dient diesen als Rückzugsort, ebenso wie ein Teil des Schlossparks. Sehen kann man das Schloss von Land aus nicht. Es wird, ebenso wie der private Teil des Parks, von einer hohen Mauer umgeben. Ein Umstand, der den Eigentümern nicht nur heute, sondern in allen Generationen sehr zupass gekommen sein dürfte - schließlich nutzten schon vor Ludwig II. auch dessen Vater Max II. und andere Vorfahren das Anwesen als privaten Sommersitz. Nur vom Wasser aus lässt sich kurz ein Blick auf den Bau erhaschen - und man wird feststellen: Er ist recht schmucklos. Das letzte große höfische Fest erlebte Schloss Berg übrigens im Jahr 1868 zum Besuch der russischen Zarin Maria Alexandrowna.

Es geht weiter. Der Weg führt von Berg aus über Starnberg in Richtung Ammersee. Eine kleine Attraktion gibt es im Vorbeikommen auch in Starnberg zu bestaunen: die Zugbrücke nahe der Bootswerft Rambeck, die sich in die Höhe klappen lässt, wenn ein Segelboot in den Hafen einfahren will. Von der Starnberger Seepromenade aus geht es in die Maisinger Schlucht und weiter über Aschering nach Andechs. Er ist immer wieder schön, der erste Blick auf den Heiligen Berg und die Klosteranlage mit ihrer stattlichen Kirche. Den Besuch im Biergarten hat sich der Wanderer spätestens jetzt verdient. Nach der Stärkung nimmt man den Steig hinab ins Kiental. Es sind noch einmal drei Kilometer bis Herrsching, dem Ende der ersten Etappe. Sechs bis sieben Stunden können selbst ordentliche Geher für die 24 Kilometer lange Tour zwischen dem Ostufer des Starnberger Sees und dem Ammersee einplanen. Wer Lust hat, der kann von hier aus noch mit dem Schiff nach Dießen zum Westufer des Bauernsees fahren, wie der Ammersee auch genannt wird. Wer lieber läuft, der wandert am nächsten Tag am Seeufer über Raisting nach Dießen. Davor allerdings lohnt ein Abstecher zur Erdfunkstelle Raisting, die die Deutsche Bundespost 1963 bauen ließ. Heute gehören die Antennen bis auf das Radom, welches im Besitz des Landkreises Weilheim-Schongau ist, einem amerikanischen Kommunikationskonzern. Die größten der imposanten Antennenanlagen weisen einen Durchmesser von immerhin 32 Metern auf, die meisten Antennen sind noch in Betrieb. Seit 1999 ist das Radom mit seiner auffälligen Kuppel wegen seiner nationalen Bedeutung als Industriedenkmal verzeichnet.

Am nächsten Tage geht es dann von Dießen aus weiter - über Wessobrunn nach Paterzell. Auch auf dieser 19 Kilometer langen Stecke warten Sehenswürdigkeiten. Zum Beispiel das weltberühmte Marienmünster, das noch vor dem Start in Dießen besichtigt werden sollte. Oder hinter dem Kloster Wessobrunn die Tassilolinde. Der Baum ist eine Besonderheit - er ist innen hohl und dennoch rundum grün. Kein Wunder, dass er ein Naturdenkmal ist. Schützenswert ist auch der Eibenwald bei Paterzell, in dem als einzigem in Deutschland mehr als 2000 alte Eiben stehen. Das Besondere an ihnen: Ihr Holz ist besonders hart, und die Bäume wachsen sehr langsam. Viele Naturschönheiten bekommen die Wanderer auch auf den nächsten drei Etappen bis Füssen zu sehen.

Ja, und dann wäre da noch die Wieskirche. Der Bau von Dominikus Zimmermann gilt als Meisterwerk und ist als UNESCO-Weltkulturerbe eingestuft. Wer barocken Baustil schätzt, dem könnte auch Rokoko gefallen. Prächtig anzusehen ist jedenfalls die Steingadener Klosterkirche. Und den krönenden Abschluss bilden die Königsschlösser Neuschwanstein und Hohenschwangau, schließlich befindet man sich auf dem König-Ludwig-Weg. Fünf bis acht Tage Zeit sollte man für die rund 130 Kilometer weite Wanderung schon einplanen.

Christel Blankenstein hat sich mit ihrem Wanderbuch viel Arbeit gemacht und zurecht großen Wert auf einen guten und umfangreichen Serviceteil gelegt - sowohl was die Wegbeschreibungen angeht (man folgt übrigens dem Schild mit dem blauen "K" mit Krönchen), als auch was Einkehr- und Übernachtungsmöglichkeiten betrifft. Schließlich gibt es für Wanderer nichts Ärgerlicheres, als mitten in der Pampa zu stehen und nicht mehr weiter zu wissen. Ober, wenn man nach gut 20 Kilometern zu Fuß, müde und hungrig weder ein Gasthaus findet noch eine Unterkunft. Wer Blankensteins Buch dabei hat, dem dürfte dies nicht passieren. Und abends in der Herberge lässt sich dann im Wanderführer gut schon einmal lesen, welche natürlichen und historischen Raritäten am nächsten Tag auf einen warten.

Christel Blankenstein, "König-Ludwig-Weg - vom Starnberger See bis nach Füssen", Verlag Berg & Tal, 14.90 Euro

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