Energie:Windrad-Gesellschaft baut weiter

Die Generalversammlung der Anteilseigner lehnt mit großer Mehrheit einen Baustopp ab. Die Anlagen in den Wadlhauser Gräben sollen Ende des Jahres ans Netz gehen

Von Sabine Bader, Berg

Eigentlich war das Ergebnis zu erwarten, wenn auch nicht in dieser Deutlichkeit. In der Generalversammlung der Kommanditisten des Berger Windrad-Projekts am Donnerstag votierten fast alle Anteilseigner gegen einen Baustopp der Windräder. Damit gehen die Arbeiten an den Anlagen ungebremst weiter.

Die außerordentliche Versammlung war nötig geworden, weil Berger via Bürgerbegehren gefordert hatten, dass der Bau der vier Windräder in den Wadlhauser Gräben so lange gestoppt wird, bis über alle anhängigen Klagen entschieden ist. Der Gemeinderat hatte das Begehren nicht nur für zulässig erklärt, sondern sich auch noch die Ziele des Bürgerbegehren zu eigen gemacht und sich damit verpflichtet, alles rechtlich Mögliche zu unternehmen, damit an den Anlagen erst einmal nicht weitergebaut wird. Das Bürgerbegehren hatte sich damit zwar erledigt, da aber die Gemeinde nur einer der 169 Gesellschafter der "Bürgerwind Berg GmbH & Co. KG" ist, hat sie es gar nicht mehr in der Hand, den Windradbau zu stoppen. Das hätte nur die Generalversammlung tun können, die sich am Donnerstag im Gasthof Zur Post in Aufkirchen hinter verschlossenen Türen traf.

Dem Vernehmen nach war die Stimmung unter den 89 Stimmberechtigten - viele von ihnen aus Berg und dem übrigen Landkreis Starnberg, einige auch aus dem Allgäu - ausgesucht gut. 58 Kommanditisten ließen sich per Vollmacht von einem der anwesenden Gesellschafter vertreten. Somit haben sich an der Abstimmung 147 Anteilseigener beteiligt, die aber nicht alle gewertet werden konnten, da einige von ihnen wegen fehlender Unterlagen noch nicht im Handelsregister eingetragen waren. Insgesamt haben die Anteilseigner fast sieben Millionen Euro in das Berger Windrad-Projekt investiert. Kein Wunder also, dass außer der Gemeinde Berg -sie hat gemessen an der Anzahl der Anteile 1000 Stimmen - nur noch ein Anteilseigner (fünf Stimmen) für den Baustopp votierte. Die übrigen Kommanditisten votierten mit ihren 4828 Stimmen klar gegen den Baustopp.

Geschäftsführer und Projektmanager Robert Sing sprach darum tags darauf in einer Pressekonferenz im Berger Rathaus von einem "überwältigenden Interesse der Kommanditisten". Als Geschäftsführer, so Sing, "habe ich jetzt ganz klar die Anweisung, mit Volldampf weiterzumachen." Ende Juni soll das zweite Fundament betoniert werden. Das erste ist bereits fertig. Dann soll es auch das traditionelle "Betonierbier" mit den Anteilseignern geben, das unter normalen Umständen schon beim ersten fertigen Fundament ausgegeben wird. Das hatte man nur wegen der anstehenden Versammlung verschoben. Aber was ist schon normal beim Berger Windkraft-Projekt?

Nun, der Zeitplan ist es immerhin. Auch wenn es in diesem Jahr viel Regen gab, der den größten Unsicherheitsfaktor für die zeitliche Abfolge während der Erdarbeiten darstellt. Anfang Juli soll mit dem Bau der Türme begonnen werden. Wenn sie stehen, ist die Montage der Flügel mit einem Autokran dran. Ans Netz sollen die vier Windräder zum Jahresende gehen.

In der Vergangenheit hatte es einige Sabotageakte auf den Baustellen gegeben. Damit dürfte es jetzt wohl vorbei sein. Denn sind die Bauteile erst einmal geliefert, werden sie laut Sing rund um die Uhr bewacht - sei es durch einen Wachdienst als auch via Videokameras.

Bergs Bürgermeister Rupert Monn hat, wie er sagt, in den vergangenen Wochen "außerordentlich viel Zuspruch" von Bürgern bekommen, die sich ebenfalls eine konsequente Energiewende wünschen. Und auch in der Versammlung war nach seinem Dafürhalten der "gute Geist für die Energiewende deutlich zu spüren". Monn rechnet nicht damit, dass die Initiatoren des Begehrens den Klageweg beschreiten wollen. "Der Gemeinderat ist dem Bürgerbegehren nachgekommen. Damit ist der Bürgerentscheid vom Tisch", sagte Monn. Außerdem sei die Gemeinde auch weiterhin "dazu verpflichtet", auf einen Baustopp hinzuwirken. "Allerdings sind uns nach der Entscheidung der Generalversammlung die Hände gebunden."

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