Berg:Verneigung vor dem Revolutionär

Aufkirchen, Oskar Maria Graf

Das Denkmal des Starnberger Bildhauers Max Wagner zeigt den Schriftsteller Oskar Maria Graf mit finsterem Blick auf einem Koffer sitzend.

(Foto: Georgine Treybal)

Die Gemeinde Berg feiert den 50. Todestag von Schriftsteller Oskar Maria Graf mit verschiedenen Veranstaltungen. Damit ehrt sie einen Bürger, mit dem sie lange Zeit nur wenig anfangen konnte

Von Sabine Bader, Berg

Der berühmteste Sohn der Gemeinde Berg ist unstrittig der Schriftsteller Oskar Maria Graf. Lange Zeit hatten sich die Berger schwer getan, ihn in entsprechender Weise zu ehren. Denn er galt in seiner Heimatgemeinde als Enfant terrible, als Nestbeschmutzer und als einer, der dem Ort zu allem gereicht, nur nicht zur Ehre. Zyniker behaupteten gar, fast überall in Deutschland stünden mehr Werke von Oskar Maria Graf im Bücherschrank als in Berg.

Das hat sich längst geändert, und man tut den Bergern auch ein wenig unrecht, stets darauf herumzureiten: Das sei hiermit unterlassen. Denn rund um den 50. Todestag des Literaten am 28. Juni organisiert ein Arbeitskreis, der ehrenamtlich für die Gemeinde arbeitet, ein recht ansehnliches Programm in Berg. Die Dritte Bürgermeisterin Elke Link spricht schlicht von einem kleinen Oska-Maria-Graf-Festival. Link gehört mit den Gemeinderäten Sissi Fuchsenberger und Andreas Ammer sowie dem Kulturbeauftragten der Gemeinde, Joachim Kaske, der Kulturjournalistin und Kunsthistorikerin Katja Sebald und dem Werbefachmann Jörn Kachelriess dem Arbeitskreis an.

Geplant ist beispielsweise eine Graf-Ausstellung in der Galerie Wimmer. Die Galerie befindet sich in der alten Berger Brauerei an der Hauptstraße gegenüber der Tankstelle. Die Ausstellung soll sich mit Graf in Berg befassen und sein Werk verorten, erläutert Katja Sebald das Konzept. Zu sehen sollen die Exponate wohl zwei bis zweieinhalb Wochen sein. Die Eröffnung ist auf den 27. Juni terminiert. Das ist der Tag, an dem der ehemalige Berger Bürgermeister Josef Ücker 1994 ausgerechnet bei der Eröffnung des Graf-Jubiläums zum 100. Geburtstag des Literaten im Sitzungssaal des Rathauses einen Schlaganfall erlitt und starb. Kein Wunder also, dass Rathauschef Rupert Monn am Dienstagabend im Gemeinderat noch einmal unterstrich, er wolle keinesfalls, dass in diesem Saal eine Veranstaltung zu Ehren Grafs stattfinde.

Das wird auch nicht der Fall sein. Neben der Ausstellung werden sich auch die "Künstler der Ateliertage Berg-Icking" auf zeitgenössische Art mit Oskar Maria Graf als Schriftsteller und Person auseinandersetzen. Das Ganze ist als verlängertes Wochenende, vom 30. Juni bis 5. Juli, im Berger Marstall geplant. Der Bildhauer aus Allmannshausen, Hans Panschar, gibt auf SZ-Anfrage einen kleinen Vorgeschmack dessen, was die Besucher erwartet. Alle 16 hiesigen Künstler hätten zugesagt, so Panschar, und wollen sich mit Graf und dessen Wirken befassen. Klar ist schon jetzt: Es wird Skulpturen und Bilder über den Schriftsteller geben. Den Höhepunkt des Marstallprogramms soll ein musikalisch- literarischer Abend am Sonntag, 2. Juli, bilden. Über die genaue Zusammensetzung schweigt Link sich noch aus, da man noch in Gesprächen mit Künstlern sei.

Auch Andreas Ammer hat eigene Pläne in Sachen Graf. Aller Voraussicht nach wird der Krimiautor Friedrich Ani das szenische Hörspiel Ammers "The King is gone" am 29. Juni im Gasthof "Zur Post" in Aufkirchen lesen. Das Hörspiel befasst sich mit der Revolution in Bayern und soll durch ein Graf-Kapitel erweitert werden.

Angedacht ist darüber hinaus noch eine Lesung für Kinder der ehemaligen Gymnasiallehrerin und Berger Bürgerin Brigitte Reihl. Die Grundschule in Aufkirchen ist hierfür übrigens der ideale Ort: Schließlich trägt sie Oskar Maria Grafs Namen.

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