Berg:Nackt mit Hut

Die Aktzeichengruppe des Kulturvereins Berg stellte ihre Objekte im Marstall aus

Von Katja Sebald, Berg

Berg Marstall Aktzeichnen

Berg Marstall Aktzeichnen Berg, Marstall - Vernissage mit Aktzeichnen. Foto: Georgine Treybal

(Foto: Georgine Treybal)

BergCharlie Chaplin war da, der Eisbär Knut und sogar Goethes Faust mit seinem schwarzen Pudel. Außerdem Hexen, Harlekine und Damen mit Hütchen. Die fantasievollen Masken stahlen den Exponaten bei der Eröffnung der Ausstellung "SchabernAKT" am Freitag im Berger Marstall buchstäblich die Schau. Wer sich für die Zeichnungen, Aquarelle, Gemälde und plastischen Objekte der Aktzeichengruppe interessierte, tat gut daran, am Samstag oder Sonntag noch einmal zu kommen und sich in Ruhe umzusehen.

Das Kostümfest "SchabernAKT" ist noch eine junge Tradition, die Aktzeichengruppe des Kulturvereins Berg aber gibt es seit fast zwanzig Jahren. Einige der Gründungsmitglieder sind immer noch bei den wöchentlichen Treffen dabei. Die insgesamt 23 Zeichner arbeiten frei und ohne Lehrer, man teilt sich lediglich die Kosten für die männlichen und weiblichen Modelle. So sind denn auch die abgebildeten Körper, die man immer wieder erkennt, das eigentlich Verbindende zwischen den doch sehr unterschiedlichen Künstlern. Einige Mitglieder der Gruppe haben an der Kunstakademie studiert, sie sind professionelle Maler oder Bildhauer, andere kommen zwar aus kreativen Berufen, sie sind Grafikdesigner, Illustratoren oder Architekten, und bringen deshalb gestalterische Fähigkeiten mit. Und wieder andere üben einen technischen Beruf aus oder sind bereits im Ruhestand, für einige ist das Aktzeichen die erste Begegnung mit künstlerischem Arbeiten. Ebenso heterogen sind natürlich die Ergebnisse ihrer Aktstudien. Manch einer oder eine traut sich an das große Ölgemälde, obwohl er oder sie noch Schwierigkeiten mit den Körperproportionen oder auch mit der malerischen Darstellung von nackter Haut hat. Und ein anderer schafft es, mit nur wenigen Bleistiftstrichen eine Persönlichkeit und ihre individuelle Ausstrahlung einzufangen. Zu sehen sind allerdings auch Arbeiten, die mit dem Thema der Ausstellung gar nichts zu tun haben, etwa eine ganze Serie von Portraitgemälden.

Grundsätzlich kann man über die diesjährige "Leistungsschau" der Aktzeichner sagen, dass insbesondere die skizzenhaften, wie zufällig und spielerisch entstandenen Zeichnungen und kleineren malerischen Arbeiten ihren Reiz haben, die denn auch ganz unprätentiös - wie zum Trocknen - zwischen den Säulen des Marstalls an Wäscheleinen aufgehängt sind. Hervorzuheben sind aber beispielsweise auch die Tuschezeichnungen von Susanne Miller, die wie kleine voyeuristische Fensterblicke in schwarzen Kartons präsentiert werden. Auch die zarten Bleistiftzeichnungen von Sophia Hössle, die mit einem Hauch von Farbe koloriert wurden, sind überzeugend. Ein bezauberndes Aquarell gibt es von Hermann Schröder zu sehen, der ganz ohne Konturzeichnung mit ein paar Farbtupfern einen knienden Frauenkörper darstellt, ein winziger schwarzer Klecks für die Hochsteckfrisur, das geneigte Köpfchen und das Lächeln dieser bezaubernden Dame ergänzt das Auge des Betrachters.

Und nicht zuletzt sollte man die beiden, kaum zwanzig Zentimeter hohen, filigranen und doch sehr naturalistischen Bronzefiguren von Ernst Grünwald hervorheben: eine kleine, hübsche - und natürlich nackte - Schwangere und ein nackter Mann, der sich fürs Kostümfest mit nichts als einem Hut verkleidet hat.

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