Berg:Mückenalarm in der Filzn

Am Ostufer des Starnberger See sind die Plagegeister extrem lästig. Eine Gemeinde will nun handeln

Von Sabine Bader, Berg

Es ist wirklich kein Vergnügen momentan in Allmannshausen, Sibichhausen oder Höhenrain auf der Terrasse zu sitzen und den Sonnenuntergang zu genießen, so das Wetter mitspielt. Von genießen steht da nämlich nichts im Programm. Denn es sirrt links, rechts, vorn und hinten vom Gartenstuhl. In diesem Jahr ist es besonders schlimm. Denn in der Filzn und in den Torfstichen am Ostufer des Starnberger Sees steht das Wasser. Zwar versucht die Gemeinde Berg, die beiden Staudämme nach Regenfällen möglichst schnell wieder abzulassen, aber auf Gras- und Moosbüscheln bleibt es praktisch dauernd feucht.

Ideal für Stechmücken. "Die Eltern können ihre Kinder nicht mehr im Freien spielen lassen", weiß Harald Kalinke (QUH) aus Erfahrung. Und er spricht von einer"Einbuße an Lebensqualität". Auch Bürgermeister Rupert Monn gibt ihm Recht. "Es ist heuer tatsächlich eine Plage." Seine Enkelin habe sich am Wochenende mit zwei zugeschwollenen Augen herumquälen müssen. Kalinke, der am Dienstagabend im Berger Gemeinderat in Sachen Mückenplage die Wortführerschaft übernahm, regte an, alle Möglichkeiten zu untersuchen, um die Plagegeister einzudämmen. Für heuer werde es wohl zu spät sein, meinte er. Er wolle aber vorbauen für die kommenden Jahre. Die QUH hat Unterschriften dafür gesammelt. 461 kamen innerhalb von zehn Tagen zusammen. Allerdings haben viele der geplagten Unterzeichner laut Kalinke dabei gleich deutlich gemacht, dass sie gegen den Einsatz von Gift sind. Das wäre in der betroffenen Gegend ohnehin problematisch. Schließlich ist der größte Teil davon biotopkartiert. Im Landschaftsschutzgebiet liegen die Bereiche ohnehin.

Nach Ansicht der QUH-Fraktion hat die Mückenplage - die Larven entwickeln sich binnen ein bis zwei Wochen zu ausgewachsenen Mücken - mit dem Bau der beiden Staudämme in Schwabbruck und an der Sibichhauser Straße vor gut zehn Jahren massiv zugenommen. Auch wenn wohl niemand in der Gemeinde daran zweifelt, dass die Rückhaltebecken für die Überflutungsgefährdeten Dörfer Farchach und Höhenrain ein echter Segen sind. Wie Monn sagte, werden die Dämme ohnehin nicht profilaktisch aufgestaut, sondern erst, wenn für die Ortschaften Überschwemmungsgefahr bestehen. Und sie werden auch so schnell wie möglich wieder abgelassen. Meist sind die Becken schon nach wenigen Tagen wieder leer, so Monn, der bei stärkeren Regenfällen alle problematischen Bereiche in der Gemeinde zwei Mal täglich selbst abfährt. Gesteuert wird der Durchfluss an den Wehren automatisch, bei Bedarf auch manuell.

Die Berger wollen jetzt einen Biologen zu Rate ziehen und Stellungnahmen der Bayerischen Umweltschutz- und der Unteren Naturschutzbehörde einholen. Auch über Mückenfallen mit Duftstoffen, wie sie offenbar am Ammersee getestet werden, und den Einsatz von Bti-Präparaten will man sich informieren. Der Bund Naturschutz hatte sich vor Jahren schon in einer Stellungnahme an die Berger gegen den Einsatz von Bti-Toxinen ausgesprochen. Und auch im Gemeinderat wird dies mehr als skeptisch gesehen. "Bti ohne uns", stellten etliche klar.

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