Berg:Leere Zelte, bunte Tüten

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Seit Oktober vergangenen Jahres stehen die Zelte für Flüchtlinge in Berg leer und verkommen mehr und mehr. Nun will der Landrat das Gelände räumen und säubern lassen. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Der Gemeinde Berg geht es gut mit 11,7 Millionen Euro Rücklage. Sorgen bereiten nur das alte Flüchtlingslager, der ersehnte Rathaus-Neubau und die Mückenplage

Von Sabine Bader, Berg

Sie ist wirklich keine Bereicherung für Berg, die verlassene Zeltstadt am Ortseingang; Zelte, Müll und Dreck. "Ein Schandfleck aller erster Güte" sei das, sagte ein Berger am Donnerstagabend in der Bürgerversammlung im Gasthof "Zur Post" in Aufkirchen. Rathauschef Rupert Monn brachte die Situation auf den Punkt. "Etwas zu bekommen", sagte er, "ist manchmal leichter, als es wieder los zu werden". Das ist wahr. Im Herbst 2015 entstand aus einer Notlage innerhalb weniger Wochen die Zeltstadt am Huberfeld für die ankommenden Asylbewerber. Mittlerweile leben die Flüchtlinge in Containern an der Oberlandstraße. Die Zelte stehen seit Oktober vergangenen Jahres leer und verkommen immer mehr. Das Grundstück, so Monn vor rund 60 Besuchern im Saal, sollte längst geräumt sein. "Ja, wir haben gedacht, sie reißen uns die Zelte aus den Händen", sagte Landrat Karl Roth, der ebenfalls zur Bürgerversammlung gekommen war. "Aber wir haben uns getäuscht." Zwar hätten BRK, DLRG und Feuerwehren Interesse. Aber es seien weitere Zusagen von Nöten. "Ich schäme mich, weil es auf dem Platz so ausschaut", sagte Roth, der versprach, das Gelände schnellst möglich säubern und räumen zu lassen.

Das macht auch Sinn. Denn auf einem Teil des Geländes soll das neue Berger Rathaus entstehen - wenn alles glatt läuft. Seit geraumer Zeit schon verhandelt die Gemeinde darüber mit der Kirche, der das Areal gehört. Die Eckpunkte des Grundstücksgeschäfts sind vom Gemeinderat und der Erzbischöflichen Finanzkammer bereits beschlossen. "Aber wie so oft liegt der Teufel im Detail", sagte Monn und wurde noch deutlicher: "Sollten die Verhandlungen im dritten Anlauf nochmals scheitern, wären meiner Enttäuschung keine Grenzen mehr gesetzt."

Und Monn weiß, wovon er spricht: Denn was Verhandlungen mit der Kirche über das besagte Grundstück angeht, ist die Gemeinde ein gebranntes Kind. In den achtziger Jahren hatte der frühere Bürgermeister Josef Ücker auf dem Areal einen Kindergarten bauen wollen. Doch der Deal scheiterte. Ebenso wenig wurde etwas daraus, das seniorengerechte Wohnen dort zu bauen. Heute steht das Wohnzentrum Etztal direkt gegenüber - ein Erfolgsmodell für die Gemeinde auch ohne Zutun der katholischen Kirche.

Doch Zeltstadt und Container sind nicht das Einzige, was den Bergern am Herzen liegt. Michael Friedinger aus Farchach, Kreisvorsitzender der Milchbauern, monierte beispielsweise, dass viele Hundebesitzer zwar die Müllbeutel mit den Hinterlassenschaften ihrer Tiere befüllen, diese dann aber auf Wiesen und Wegen zurücklassen. Das sei unmöglich, so Friedinger, und gefährlich für die Kühe. Der Landwirt plädierte dafür, Kottüten in Pink oder Lila anzuschaffen, damit man sie wenigstens sehen könne. Monn dazu: "Wenn es farbige gibt, beschaffen wir sie." Eine klare Absage erteilte der Rathauschef indes einem Mann aus Höhenrain, der über die allsommerliche Mückenplage klagte und dafür plädierte, nun doch eine Kartierung in Auftrag zu geben und die Tiere chemisch zu bekämpfen. "Wir haben entschieden, dass wir keine 13 500 Euro dafür ausgeben, um zu erfahren, wie die Mücke heißt," berichtete Monn zur Entscheidung des Gemeinderats. Und ein Einsatz des Wirkstoffs BTI gegen die Insekten sei ebenfalls nicht erwünscht.

Vor der Bürgerfragerunde hatte Monn die Finanzsituation seiner Gemeinde erläutert. Kurz gesagt: Die Rücklagen belaufen sich auf 11,7 Millionen Euro, Berg ist schuldenfrei. Eine Tatsache, über die sich die Bürger freuen dürften.

© SZ vom 20.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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