Berg:Fenster zum All

In der Christian-Jutz-Volkssternwarte in Aufkirchen können Laien mit Profi-Teleskopen den Sternenhimmel studieren. Hier wird nicht auf hohem Niveau gefachsimpelt, es geht vor allem ums Staunen

Alessa Kästner

Christian-Jutz-Volkssternwarte Berg

Ermöglicht einen Blick in die Tiefen des Weltalls: Stefan Schmid, Leiter der Christian-Jutz-Volkssternwarte in Aufkirchen, mit dem großen Spiegelteleskop.Foto: Fuchs

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Die Weiten des Weltalls bergen unzählige Mysterien: Wieviele Ringe hat eigentlich der Saturn? Und was ist ein schwarze Loch? Und wo befindet sich noch gleich Kassiopeia? Diesen und noch mehr Fragen wird bei den Beobachtungsabenden der Christian-Jutz-Volkssternwarte auf den Grund gegangen. Alle großen und kleinen Sternenforscher können dort den Umgang mit einem Profi-Teleskop erlernen und sich die Himmelskörper zeigen lassen. Auf dem Grundstück an der Aufkirchener Lindenallee, abseits von störenden Lichtquellen, steht seit 1992 eine Kuppel mit einem 14-Zoll-Spiegelteleskop, sowie zwei Rolldachhütten, die einen Refraktor und weitere Spiegelteleskope beherbergen.

Ihr Leiter Stefan Schmid ist ein begeisterter Astronom, und er kennt sich bestens aus am Firmament: "Anhand des Messier-Katalogs, einer Auflistung der größten Galaxien, Sternhaufen und Nebel zeigen wir den Teilnehmern die Sternformationen, die sie dann auch durch das Teleskop sehen werden. Und da ist die Überraschung wie klar diese sichtbar sind immer riesig." Den die kleine Sternwarte hat gegenüber ihrer großen Schwester in München einen Vorteil: Hier ist es dunkler. "Die Lichtverschmutzung ist in Berg sehr gering, sodass die Sterne und Planeten unglaublich klar zu erkennen sind", sagt der Experte.

Vor zwei Jahren hat die Sternwarte auch erst ein neues Schmidt-Cassegrain-Spiegelteleskop bekommen, dass das frühere, das noch vom Gründer Professor Christian Jutz stammte, abgelöst hat. "Dieses Teleskop ist ideal für die Beobachtung von Planeten und lichtschwachen Objekten mit geringer Ausdehnung geeignet", sagt Schmid. Neben diesem Profi-Gerät, dass inklusive der Montierung fast 20 000 Euro kostet, stehen den Besuchern der Sternwarte zudem noch ein Spiegel-Linsenfernrohr sowie ein Newton-Teleskop zur Verfügung.

An den wöchentlich stattfindenden Beobachtungsabenden muss man deshalb auch außer warmer Kleidung, einer Taschenlampe und eventuell einer Kanne mit heißem Tee nichts mitbringen. "Vorkenntnisse sind absolut nicht nötig. Von absoluten Neulingen in Sachen Himmelsbeobachtung bis hin zu Hobby-Astronomen ist bei uns jeder willkommen", sagt der 44-Jährige. "Hier wird nicht auf hohem Niveau gefachsimpelt, viel mehr steht der Spaß an der Astronomie im Vordergrund." Führungen der Sternwarte finden jeden Dienstag und Freitag statt. Voraussetzung dabei ist jedoch gutes Wetter - bei Wolken, Schneefall oder Regen fallen die Beobachtungsabende aus. "Das Wetter im letzten Jahr hat uns leider recht häufig einen Strich durch die Rechnung gemacht, witterungsbedingt hatten wir nur an 53 Abenden geöffnet. Aber der kommende Frühling wird hoffentlich einige klare Nächte mit sich bringen", hofft Schmid.

Das nächste Highlight für alle Sternenkundler lässt auch nicht mehr lange auf sich warten: Pünktlich zum Tag der Astronomie am 16. März wird der Komet "Pan-Starrs" dem Bayerischen Himmel einen Besuch abstatten. "Am besten ist der Komet zwischen dem 10. und 23. März bei Dämmerung am Westhorizont erkennbar - und das sogar mit bloßem Auge", verrät der studierte Physiker. "Und dieses imposante Himmelsschauspiel sollte man sich keineswegs entgehen lassen". Nach seiner Galavorstellung wird der Komet wieder in die Fernen des Weltalls zurückkehren - um dann erst nach Jahrhunderten, Jahrtausenden oder gar Jahrmillionen zurückzukehren. Doch schon im kommenden November wird sich ein weiterer Komet der Erde nähern. Wie genau sich das Aussehen und die Helligkeit von "Ison" entwickelt, können allerdings auch erfahrene Astronomen derzeit noch nicht genau vorhersagen. Einige Experten halten es sogar für möglich, dass "Ison" heller als der Vollmond strahlen könnte - damit würde er neben dem Kometen "Hale-Bopp" aus dem Jahr 1995 als eines der hellsten Himmels Highlights des Jahrtausends gelten.

Wer jetzt neugierig geworden ist, sollte am Besten auf einen Sprung in Berg vorbeischauen. Am 16. März findet dort ein Tag der offenen Tür statt, an dem die Sternwarte schon von 13 bis 15 Uhr und Abends von 18 Uhr an kostenlos ihre Pforten für Besucher öffnen wird. "Mit ein wenig Glück kann man an diesem Abend dann den angekündigte Komet "Pan-Starrs" beobachten", hofft Schmid, der keinen Hehl daraus macht, dass sich sein Verein - obwohl dieser bereits 74 Mitglieder hat - über Zuwachs auf jeden Fall freuen würde.

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